Bank Austria EinkaufsManagerIndex im Mai mit 50,2 Punkten noch knapp im Wachstumsbereich, dennoch
dritter Rückgang in Folge
Wien (bank austria) - Der europäische Gegenwind bläst der heimischen Industrie immer stärker
ins Gesicht. Dennoch bleibt der österreichische Produktionssektor weiter auf Wachstumskurs. „Der Bank Austria
EinkaufsManagerIndex ist im Mai das dritte Mal in Folge auf aktuell nur noch 50,2 Punkte gesunken. Allerdings blieb
der Indikator auch im fünften Monat des Jahres trotz ungünstiger Vorgaben aus dem europäischen Umfeld
knapp im Wachstumsbereich von über 50 Punkten“, so Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer. Die Industrieerholung,
die um den Jahreswechsel 2011/2012 einsetzte, hat in den vergangenen Monaten kontinuierlich an Rückhalt verloren.
„Die Produktionsleistung wurde im Mai noch erhöht, was im Sektor zusätzliche Beschäftigung geschaffen
hat. Allerdings sind die Neuaufträge gleichzeitig zurückgegangen, die Auftragspolster haben abgenommen
und die steigende Verunsicherung veranlasst die Betriebe zu einer vorsichtigeren Lagerpolitik“, zählt Bruckbauer
die wichtigsten Ergebnisse der monatlichen Befragung der österreichischen Industrieunternehmen auf.
Maßgeblich für den Rückgang des Bank Austria EinkaufsManagerIndex im Mai war vor allem die ungünstige
Nachfrageentwicklung. „Bereits seit zwei Monaten gehen bei den heimischen Sachgütererzeugern weniger
Neuaufträge ein. Vor allem das Exportauftragsvolumen hat sich im Mai deutlich verringert. Ein Hinweis, dass
der europäische Produktionssektor angesichts der Verunsicherung im Euroraum zunehmend eine abwartende Haltung
einnimmt“, meint Bruckbauer.
Ungeachtet der sinkenden Nachfrage hat die heimische Industrie ihre Produktionsleistung sogar erhöht. „Der
Produktionsindex stieg im Mai auf 52,8 Punkte. Damit wird seit fünf Monaten ununterbrochen der Output erhöht.
Um die erhöhten Produktionserfordernisse erfüllen zu können, wurden auch im Mai neue Mitarbeiter
in der Industrie aufgenommen“, so Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl. Im ersten Jahresdrittel 2012 waren
in der Sachgütererzeugung insgesamt fast um 10.000 mehr Menschen beschäftigt, als im Vergleichszeitraum
des Vorjahres. Das entspricht einem Anstieg um durchschnittlich 1,7 Prozent, sogar leicht über dem Beschäftigungsplus
in der Gesamtwirtschaft. Mit der sich abzeichnenden Verlangsamung der Industriekonjunktur ist nach Einschätzung
der Ökonomen der Bank Austria nicht davon auszugehen, dass sich die aktuell günstige Beschäftigungsentwicklung
in der heimischen Industrie in den kommenden Monaten fortsetzen wird.
Zunehmende Konjunktursorgen aufgrund des fordernden wirtschaftlichen Umfelds veranlassen die heimischen Sachgütererzeuger
zu einer vorsichtigen Lagerpolitik. „Um mögliche weitere Nachfragerückgänge zu antizipieren, haben
die österreichischen Industriebetriebe im Mai die Einkaufsmenge deutlich reduziert und die Lagerbestände
an Vormaterialien zurückgeführt. Die Bestände in den Verkaufslagern wurden nur noch sehr geringfügig
ausgeweitet, um die Kosten in Griff zu halten“, sagt Pudschedl. Erstmals seit fast drei Jahren verkürzten
sich aufgrund der gemächlicheren Nachfragesituation die durchschnittlichen Lieferzeiten in der heimischen
Industrie.
Nach der ermutigenden Belebung der Industriekonjunktur zur Jahreswende geht den heimischen Sachgüterherstellern
im zweiten Quartal 2012 zunehmend der Schwung der vergangenen Monate verloren. Anders als in den meisten europäischen
Ländern zeigt sich der österreichische Produktionssektor im Mai zwar widerstandsfähig und befindet
sich weiter auf Expansionskurs, allerdings hat das Wachstumstempo spürbar nachgelassen. Wie der aktuelle Rückgang
des Einkaufsmanagerindex verdeutlicht, befindet sich die heimische Industrie – beeinflusst von den politischen
und wirtschaftlichen Trends in Europa – derzeit nahe einer Stagnation. Die Verschlechterung des Auftragsumfelds
im Mai macht deutlich, dass sich die heimische Industrie auch in den kommenden Monaten auf schwierigem Terrain
bewegen wird. Das aktuelle Verhältnis des Index für Neuaufträge zu jenem der Lagerbestände
liegt an der Neutralitätsgrenze und weist somit derzeit auf eine bevorstehende Periode mit nur stabiler Produktionsleistung
hin.
Nachdem die Industrieproduktion in den ersten drei Monaten erkennbar gestiegen ist, deutet der Bank Austria EinkaufsManagerIndex
in den kommenden Monaten auf eine Stagnation hin. „Angesichts der schwierigen Rahmenbedingungen in Europa bleiben
die Wachstumsaussichten für die heimische Industrie in der zweiten Jahreshälfte gedämpft. Dennoch
wird die Industrieproduktion eine wichtige Stütze des Wachstums der österreichischen Wirtschaft
von erwarteten 0,8 Prozent sein“, so Bruckbauer.
Die Wachstumserwartungen für das kommende Jahr haben sich nach Ansicht der Ökonomen der Bank Austria
in den vergangenen Wochen eingetrübt. Da sich weiterhin keine endgültige Lösung oder zumindest Beruhigung
der Eurokrise abzeichnet, ist eine spürbare Belebung der Konjunktur vorerst außer Reichweite. „Für
2013 gehen wir nur noch von einem Anstieg des BIP in Österreich um 1,5 Prozent aus. Die erhöhte Budgetdisziplin
und die damit in Zusammenhang stehende vorübergehende Wachstumsschwäche vieler Länder, aber vor
allem die Verunsicherung über den weiteren Weg der Eurozone, haben deutlich negative Folgen für
die heimische Wirtschaft“, erklärt Bruckbauer die Anpassung der BIP-Prognose der Bank Austria für das
kommende Jahr, die bislang bei 2,0 Prozent lag. |