Bozen (lpa) - Geht es nach der Landesregierung, sollen am 5. September dieses Jahres die Staatspräsidenten
Österreichs und Italiens mit dem Großen Verdienstorden des Landes Südtirol ausgezeichnet werden.
Am 05.06. hat Landeshauptmann Luis Durnwalder dies bei seinem Besuch im Quirinalspalast in Rom Staatspräsident
Giorgio Napolitano mitgeteilt. Zur Sprache kam zudem eine Reihe aktueller Themen.
Im laufenden Jahr wird nicht nur das Zweite Autonomiestatut, die Basis der heutigen Südtirol-Autonomie, 40
Jahre alt, sondern auch das 20-Jährige der Streitbeilegung zwischen Österreich und Italien rund um Südtirol
begangen. Am 5. September, dem Jahrestag der Unterzeichnung des Pariser Vertrags, will die Landesregierung deshalb
den beiden Staaten danken, deren demokratische Vertreter sich für die Umsetzung der Autonomie eingesetzt haben.
"Wir haben deshalb beschlossen, die beiden höchsten Vertreter Italiens und Österreichs mit dem Großen
Verdienstorden des Landes auszuzeichnen", so Landeshauptmann Durnwalder.
Nachdem Durnwalder diesen Beschluss der Landesregierung Bundespräsident Heinz Fischer bei deren letzter Unterredung
bereits unterbreitet hatte, nutzte er das heutige persönliche Zusammentreffen mit Staatspräsident Napolitano,
um auch diesen vom Ordens-Beschluss in Kenntnis zu setzen. "Es würde uns natürlich ehren und freuen,
wenn die beiden Präsidenten am 5. September auf Schloss Tirol anwesend sein könnten, um mit uns die Entwicklung
einer Autonomie nachzuzeichnen, die in den letzten Jahrzehnten zu einem Vorzeigemodell in Europa und darüber
hinaus geworden ist", so der Landeshauptmann.
Die Ordensverleihung war indes nicht der einzige Punkt, den Durnwalder im rund einstündigen, "netten,
freundschaftlichen Gespräch" (O-Ton Durnwalder) mit dem Staatspräsidenten aufs Tapet gebracht hat.
Vielmehr ging es dem Landeshauptmann auch darum, Napolitano über die Situation in Südtirol, die wirtschaftliche
Lage und den Stand des Zusammenlebens der Sprachgruppen zu informieren. "Ich habe bei dieser Gelegenheit darauf
hingewiesen, dass wir für die faschistischen Relikte in Südtirol akzeptable Kompromisse gesucht und teilweise
auch gefunden haben", so Durnwalder. Noch ausständig sei die Entschärfung des Mussolini-Reliefs
am Gerichtsplatz, für die die nötigen Zusagen des Staates noch fehlten. "Ich habe deshalb den Staatspräsidenten
um eine Intervention ersucht", erklärte der Landeshauptmann.
Berichtet hat Durnwalder dem Staatspräsidenten auch über die Auswirkungen des Sparpakets der Regierung
auf Südtirol und die Folgen des Mailänder Abkommens, mit dem die Finanzierung der Autonomie auf neue
Beine gestellt worden ist. Dabei betonte der Landeshauptmann, dass Südtirol sehr wohl bereit sei, seinen Beitrag
zur Sanierung der Staatskassen zu leisten, informierte Napolitano aber auch über die wiederholten Missachtungen
des Autonomiestatuts durch die Regierung Monti. Der Staatspräsident habe ihm gegenüber betont, dass es
die Regeln des Statuts einzuhalten gelte und er überzeugt sei, dass man nur im Dialog zu Lösungen kommen
könne.
Vorgebracht hat Durnwalder zudem eine ganze Liste bereits hinlänglich bekannter Themen: von der Umsetzung
des Mailänder Abkommens bis zur Übernahme neuer Kompetenzen und die damit einhergehende Entlastung des
Staates (etwa in Sachen deutsche und ladinische Programme der RAI). Darüber hinaus kam auch das "leidige
Problem" (Durnwalder) historischer Waffen zur Sprache, die von ausländischen Schützendelegationen
(de facto) nicht zu Veranstaltungen nach Südtirol mitgenommen werden könnten. "Napolitano kennt
dieses Problem, auch weil er es als Innenminister ermöglicht hatte, dass die Südtiroler Schützen
ihre historischen Waffen tragen dürfen", so der Landeshauptmann.
Schließlich brachte Durnwalder auch noch einmal das Anliegen einer Begnadigung der ehemaligen Südtirol-Aktivisten
auf. Der Staatspräsident habe ihn in diesem Zusammenhang ersucht, ihn in den nächsten Wochen schriftlich
auf den neuesten Stand zu bringen, er werde die Ansuchen danach überprüfen. |