Wien (siemens) - Siemens VAI Metals Technologies hat eine neue Anlage für
die Roheisenentschwefelung. HM De-S verbindet dabei die druckgefäßbasierte Injektion von pulverförmigen
Medien wie gebranntem Kalk und Calicumkarbid mit dem Eintrag von Magnesiumgranulat nach dem patentierten Simetal-Feldhaus-Verfahren.
Diese Kombination ermöglicht eine präzise, kostensparende Dosierung der einzelnen Entschwefelungsmittel
und damit eine hohe Flexibilität hinsichtlich der Prozessfahrweise sowie des gewünschten Schwefelrestgehalts.
Die Anlage kann je nach Bedarf im Mono-, Co- oder Multi-Betrieb gefahren werden. Weitere Vorteile sind kurze Prozesszeiten,
ein reduziertes Schlackeaufkommen und niedrige Instandhaltungskosten.
Aufgrund der Verwendung schwefelhaltiger Brennstoffe im Hochofenprozess enthält Roheisen immer auch einen
gewissen Schwefelanteil. Dieser Anteil muss je nach der zu erzeugenden Stahlgüte auf einen definierten Wert
reduziert werden. Dazu werden üblicherweise Entschwefelungsmittel wie gebrannter Kalk (CaO) oder Caliumcarbid
(CaC2) in Pulverform sowie Magnesium(Mg)-Granulat per Tauchlanze in die Chargierpfanne eingeblasen. Dabei hängen
Art, Menge und zeitliche Verteilung der eingesetzten Entschwefelungsmittel stark von der zu erzeugenden Stahlgüte
sowie von dem ursprünglichen Schwefelgehalt ab. Aus Kostengründen ist idie präzise Dosierbarkeit
der Entschwefelunsgmittel von großer Bedeutung, insbesondere des teuren Mg-Granulats.
Mit seinem neuen Anlagenkonzept HM De-S bietet Siemens Betreibern von Hüttenwerken eine flexible Lösung
für eine bedarfsgerechte und kostengünstige Entschwefelung. Dazu wird die gravimetrische Dosierung der
pulverförmigen Stoffe CaO und CaC2 mit einer volumetrischen Dosierung des Mg-Granulats nach dem Simetal-Feldhaus-Verfahren
verbunden. Simetal-Feldhaus-Dosierförderanlagen wurden speziell für die pneumatische Dichtstromförderung
von körnigen Materialien entwickelt, welche andere Anforderungen an die Förderung stellen als Pulver.
Sie zeichnen sich aus durch hochgenaue Dosierung und geringen Wartungsbedarf.
Die vordosierten Entschwefelungsmittel werden anschließend über eine gemeinsame Einblasleitung und die
Tauchlanze in die Roheisenschmelze eingebracht. Die Anlage kann je nach Bedarf im Mono-, Co- oder Multi-Betrieb
gefahren werden. Da die Vordosierung materialspezifisch erfolgt, lassen sich die einzelnen Flußraten von
CaO, CaC2 und Mg optimal und reproduzierbar an die Anforderungen der zu erzeugenden Stahlsorte anpassen. Dies spart
Entschwefelungsmittel – insbesondere im Co- und Multi-Betrieb – und senkt damit auch das Schlackeaufkommen.
Für einen durchschnittlichen Entschwefelungsstand mit einer Jahreskapazität von rund 1,75 Millionen Tonnen
Roheisen und Pfannenabstichgewichten zwischen 165 und 180 Tonnen lässt sich die Injektionsrate von CaO oder
CaC2 zwischen 20 und 60 Kilogramm pro Minute, die von Mg zwischen 6 und 14 Kilogramm pro Minute variieren. Damit
kann der Schwefelgehalt von typischerweise zwischen 200 und 400 ppm auf 20 ppm oder darunter gesenkt werden. Typische
Prozesszeiten für eine Schwefelreduktion um rund 250 ppm betragen 13 Minuten. Hierzu werden weniger als 0,6
Kilogramm Mg und rund 2,8 Kilogramm CaO pro Tonne Roheisen benötigt. Dabei entstehen rund 9 Kilogramm Schlacke
pro Tonne Roheisen.
Die Entschwefelungsanlage wird als Komplettlösung angeboten. Diese umfasst die Entladestation für die
Entschwefelungsmittel, Silo- und Lagereinrichtungen, die Gasversorgung und -verteilung, die Dosiersysteme, den
Entschwefelungsstand sowie Lanzen, Lanzenmagazine und Pfannenwagen. Die Einhausung kann wahlweise mit fester oder
beweglicher Abdeckung ausgeführt werden. Zusätzlich zur mechanischen und prozesstechnischen Ausrüstung
beinhaltet HM De-S die elektrotechnische Ausrüstung, die Instrumentierung, die komplette Basis- und Prozessautomatisierung,
Prozessmodelle, Analyse- und Optimierungssoftware und das Bedien- und Beobachtungssystem.
Eine Roheisenentschwefelung nach dem HM-De-S-Konzept wird zurzeit bei dem brasilianischen Stahlerzeuger ArcelorMittal
Monlevade S.A. in João Monlevade im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais errichtet. Die Anlage ist Bestandteil
einer Stahlwerkserweiterung, für die Siemens auch Pfannen, Abschlackstände, die Pfannen- und Schlackenkübelwagen
sowie die zugehörige Elektro- und Automatisierungstechnik liefert. Darüber hinaus erweitert Siemens das
Materialzugabesystem und installiert zwei Sekundärentstaubungsanlagen. |