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150 Jahre Evangelische Schule am Karlsplatz |
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Mit einem Festakt, den auch Bundespräsident Heinz Fischer besuchte,
beging die traditionsreiche Schule ihr Jubiläum Wien (epdÖ) - Mit einem Festakt im Wiener Konzerthaus feierte die Evangelische Schule am Wiener Karlsplatz am 14.06. ihr 150-jähriges Bestehen. "Evangelische Kirche macht Schule" war der Leitgedanke des Abends, den der Vorsitzende des Aufsichtsrats des Evanglischen Schulwerkes, Diakonie-Direktor Michael Chalupka, vor zahlreichen Gästen eröffnete. Zu den Gratulanten zählten neben dem evangelisch-lutherischen Bischof Michael Bünker, dem Wiener Superintendenten Hansjörg Lein und den Delegierten der Synoden auch Bundespräsident Heinz Fischer. "Die Evangelischen Schulen sehe ich als Dialogpartner für eine Bildungslandschaft, die nicht trennen soll, sondern jeder und jedem eine Ausbildung ermöglicht", sagte Bundespräsident Heinz Fischer in seiner Ansprache. Er betonte die Wichtigkeit eines nachhaltigen Bildungssystems, denn Bildung ermögliche Selbstbestimmung, sie schaffe Bindung und baue Brücken zwischen den Geschlechtern, Kulturen, Gesellschaftsschichten und Religionen. Im Hinblick auf die vergangenen 50 Jahre der Evangelischen Schule am Karlsplatz sprach Bundespräsident Fischer von einer "Erfolgsstory". Über die Beziehung zwischen Evangelischen Schulen und Öffentlichkeit sowie die pädagogischen Überlegungen Martin Luthers referierte der Wiener Bildungsforscher Henning Schluß. Auch wenn evangelische Schulen rechtlich gesehen keine öffentlichen Schulen sind, da in privater Trägerschaft, seien sie doch Schulen für die Öffentlichkeit, so Schluß. Die evangelischen Schulen könnten sich von den gesetzlichen Bestimmungen nicht ihr Selbstverständnis vorschreiben lassen, ist er überzeugt. So wie es nur den wenigsten Eltern von Schülerinnen und Schülern an evangelischen Schulen um eine explizit religiöse Erziehung gehe, sei dies auch nicht der alleinige Schwerpunkt. Evangelische Schulen seien jedenfalls offen für alle Kinder. Leistungsprinzip bei Martin Luther Ähnliche Gedanken seien auch schon von Martin Luther formuliert worden, erklärte Schluß. So habe er das Prinzip der Leistung ganz großgeschrieben. Dabei ging es damals aber nicht um einen Leistungsdruck, wie er heute teilweise ausgeübt werde. "Bei Luther sollte die Leistung allein über den schulischen Erfolg bestimmen, nicht aber die Herkunft oder das Geld." Gleichzeitig habe der Reformator schon früh den Schulbesuch für alle Kinder als wichtig und notwendig empfohlen. Dies letztlich auch, damit sie sich in religiösen Fragen ein eigenes Urteil bilden könnten. Diese Überlegung sei bis heute aktuell, betonte der Bildungsforscher. "Allgemeine Bildung ist Fundamentalismus-Prophylaxe". In einer anschließenden Diskussionsrunde bedankte sich Oberkirchenrat Karl Schiefermair, zuständig für Bildungsangelegenheiten, bei den Lehrerinnen und Lehrern. "Ihnen übergeben wir unser größtes Gut, unsere Kinder." Dagmar Petrovitsch vom Evangelischen Kindergarten in Ottakring betonte, dass Inklusion in ihrer Einrichtung eine wichtige und zentrale Rolle spiele. "Inklusion wird getragen von allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, aber erschwert durch die Rahmenbedingungen, etwa was die Finanzierung kleinerer Gruppen betrifft." Inklusivität werde auch an der neu als evangelische Schule geführten "Inklusiven Fachspezifischen Schule für Individualisierte Teilausbildungen -- iFit" großgeschrieben. "Normalität gibt's für mich nicht, nobody is perfect! Jeder hat seine vielen Fehler und Schwächen", so Lehrerin Helen Zangerle. Wichtig sei es, den Schülerinnen und Schülern Selbstvertrauen zu vermitteln. Dies sei auch das Motto der Evangelischen Schule am Karlsplatz, wie Diakonie-Direktor Michael Chalupka am Ende der Veranstaltung festhielt. "Es geht darum: Schwächen schwächen, Stärken stärken!" Für die Zukunft der evangelischen Schulen formulierte er vier Ziele: "Die Schulen sollten erstens Inklusivität leben und fördern, sie sollten zweitens nachhaltig sein, drittens religiöse Kompetenz und Bildung fördern und viertens die musikalische Entwicklung unterstützen." Bewegte Geschichte der Evangelischen Schule Nachdem die evangelischen ChristInnen 1861 durch das Protestantenpatent staatskirchenrechtlich anerkannt wurden, konnte sich das kirchliche Leben im öffentlichen Bereich entfalten - deutlich sichtbar wurde dies durch die Eröffnung des Schulhauses am Karlsplatz am 8. Juni 1862. Von Anfang an wurden Buben und Mädchen unterrichtet, allerdings in separaten Einrichtungen. Nach In-Kraft-Treten des Hauptschulgesetzes 1927 wurde die Bürgerschule in eine Hauptschule umgewandelt, die Fortbildungsschule für Mädchen aufgelöst. 1938 verfügten die Nationalsozialisten die Auflösung aller konfessionellen Schulen, die Einrichtung am Karlsplatz wurde daraufhin als öffentliche Volks- und Hauptschule geführt. 1945 brannte das mittlerweile als "Volkssturmkaserne" verwendete Gebäude in den letzten Kriegstagen ab. Nach dem Krieg wurde der Schulbetrieb in das ehemalige evangelische Waisenhaus in der Hamburgerstraße (Margareten) verlagert. 1953 begann der Wiederaufbau am Karlsplatz durch amerikanische Freiwillige, 1959 zogen die ersten Klassen wieder ein. Zwei Jahre später wurde die Schule feierlich wiedereröffnet. Durch den Abend führte die ORF-Moderatorin Maria Katharina Moser. Für die musikalische Umrahmung sorgten Schülerinnen, Schüler und Lehrer der Johann Sebastian Bach Musikschule und der Evangelischen Schule am Karlsplatz. |
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Informationen: http://www.evang.at | ||
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