Eine clevere Idee wird 10!
Linz (lk) - Wenn der Polizeieinsatz in der Schule zur Regelmäßigkeit wird, hat dies überaus
positive Nachwirkungen - zumindest wenn es sich dabei um "clever & cool" handelt. Das Projekt zur
Sucht- und Gewaltprävention bewährt sich seit einem Jahrzehnt mit großem Erfolg. Das ist jetzt
auch wissenschaftlich belegt. Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer zieht gemeinsam mit Landespolizeikommandant
Gen.Major Andreas Pilsl und Christoph Lagemann, Leiter des Instituts Suchtprävention, Bilanz über ein
außergewöhnliches Unterrichtsprogramm, von dem bereits über 6.300 oberösterreichische Schülerinnen
und Schülern profitieren konnten.
"clever & cool" ist ein Projekt zur Sucht- und Gewaltprävention für die 8. Schulstufe (13-
bis 14-Jährige) und wird seit dem Jahr 2002 als Kooperationsprojekt von der Polizei OÖ und dem vom Land
Oberösterreich beauftragten Institut Suchtprävention umgesetzt. Das Projekt besteht aus 11 Modulen mit
insgesamt 33 Unterrichtseinheiten und wird über ein ganzes Schuljahr durchgeführt.
Gestärkt durch die Erfahrung aus einem 1999 in Enns durchgeführten Schulprojekt werden die Schulklassen
seit mittlerweile zehn Jahren jeweils ein ganzes Schuljahr lang von Präventionsbeamten der Polizei begleitet.
Das Kooperationsprojekt hat sich im Laufe der Zeit weiterentwickelt, es entstanden Strukturen und einheitliche
Standards. Ziel aller clever & cool Projekte ist es, die Lebenskompetenzen der Jugendlichen zu fördern,
Alternativen zu suchtriskanten Verhalten aufzuzeigen und eigenes Konsumverhalten kritisch zu hinterfragen. Dabei
spielt auch die seriöse Information über Sucht, Suchtentstehung, Gewalt und gesetzliche Bestimmungen
eine wichtige Rolle.
Ein Projekt für Schüler/innen, Lehrer/innen und Eltern
Eine zentrale Rolle spielen die Präventionsbeamten/innen der Polizei OÖ, die in den Klassenzimmern stehen.
Sie erhalten im Vorfeld am Institut Suchtprävention eine Ausbildung zum Thema Sucht- und Gewaltprävention
und vermitteln mit Unterstützung und Begleitung der Lehrer/innen und Partnerinstitutionen (Jugend Service
des Landes OÖ, BILY- Jugend-, Familien- und Sexualberatung) die Projektinhalte in den Schulen. Um eine qualitätsgesicherte
Durchführung zu gewährleisten, wird nach einem standardisierten Projekthandbuch vorgegangen. Die interaktive
Unterrichtsgestaltung und methodische Vielfalt machen die Inhalte für die teilnehmenden Schüler/innen
verstehbar, insgesamt interessant und laden zur aktiven Mitarbeit ein. In Ergänzung zu den Unterrichtseinheiten
wird an den teilnehmenden Schulen von Mitarbeiter/innen des Instituts Suchtprävention eine schulinterne Fortbildung
(8 UE) für Lehrkräfte durchgeführt. Auf diese Weise werden aktuelle Erkenntnisse der schulischen
Suchtprävention sowie damit verknüpfte Methoden weitergegeben. Zudem wird im Laufe des Schuljahres der
Elternvortrag "Kinder in ein suchtfreies Leben begleiten" durchgeführt. Die anwesenden Eltern erhalten
zur Vertiefung das Handbuch "Wie schütze ich mein Kind vor Sucht". Optional und nach Bedarf bieten
die Präventionsbeamten/innen der Polizei OÖ im Anschluss zwei Eltern-Workshops an.
Interaktive Unterrichtsgestaltung
"clever & cool" orientiert sich an den aktuellen Erkenntnissen der Sucht- und Gewaltprävention.
Das Programm behandelt die Themen Sucht, Gewalt, Prävention, Gesetz und Sexualität. Mithilfe einer interaktiven
Unterrichtsgestaltung und methodischer Vielfalt werden die Inhalte interessant und verstehbar vermittelt. Dadurch
sollen die Schüler/innen im Rahmen dieses Präventionsprojektes erleben, dass sie als Menschen wertvoll
sind und ernst genommen werden. Zudem sollen Fähigkeiten gefördert werden, die nach den Erkenntnissen
der Präventionsforschung zentral sind:
- Probleme und Konflikte lösen
- Umgang mit Stress und Aggression lernen
- miteinander reden können
- Gefühle ernst nehmen
- sich selbst behaupten können ohne andere zu verletzen
Auf diese Weise konnten in den vergangenen zehn Jahren 6.360 Schüler/innen sowie 1.860 Lehrer/innen in 123
Schulen bzw. 270 Klassen erreicht werden.
Projektüberblick:
Evaluation bestätigt positive Wirkung
"clever & cool ist aus der heimischen Präventionslandschaft nicht mehr wegzudenken. Es ist ein Paradebeispiel
für erfolgreiche Zusammenarbeitet in der Sucht- und Gewaltprävention, das weit über Oberösterreichs
Grenzen hinaus Vorbildcharakter besitzt. Das beweist nicht zuletzt die Aufnahme in das Verzeichnis der EDDRA Datenbank
der Europäischen Drogenbeobachtungsstelle in Lissabon als "best practice Model". Die Ergebnisse
der Evaluation bestätigen den eingeschlagenen Weg eindrucksvoll.", so Christoph Lagemann vom Institut
Suchtprävention. Im Schuljahr 2009/10 wurde eine umfassende (gesamter Jahrgang), unabhängige Evaluierung
dieses Projekts durchgeführt, die von Prof. Mag. Dr. Johann Engleitner vom Zentrum für Forschung und
Entwicklung der Pädagogischen Hochschule OÖ. geleitet wurde. Insgesamt liegen der Auswertung Datensätze
von 766 Schülerinnen und Schülern aus 33 Schulklassen sowie 72 Trainern/innen und 36 Lehrkräften
zu Grunde. Zudem gab es eine Befragung der Eltern, die auf diese Weise ebenfalls ihrer Rückmeldungen zum Projekt
einfließen lassen konnten. Nachfolgend sind einige der wichtigsten Evaluationsergebnisse aufgelistet:
- Knapp zwei Drittel (62,5 %) der Schülerinnen und Schüler fühlen sich nach dem Projekt "clever
& cool" besser vor Sucht geschützt als zuvor.
- Zwischen 82 % und 96 % der Schüler/innen konnten sich aktiv beteiligen und haben gerne an "clever
& cool" mitgearbeitet.
- 9 von 10 Lehrkräften (92,6 %) haben den Eindruck, dass das Projekt für das Klassenklima förderlich
ist und 96,2 % von ihnen würden clever & cool gerne weiterempfehlen.
- Gewalt und Mobbing ist ein soziales Problem, das auch für österreichische Schulen eine Herausforderung
darstellt. Auf das Statement "Andere Schüler aus meiner Klasse gehen auf mich los" antworten über
9 %, dass sie dies zumindest häufig erdulden müssen. Alleine diese Zahl belegt, dass Maßnahmen
zur Gewaltprävention angebracht sind.
- Durch ihre erfolgreiche Tätigkeit als Trainer/innen nützten die Polizeibeamtinnen und -beamten die
Chance, von mehr als 700 Jugendlichen in einer Rolle wahrgenommen zu werden, die ausschließlich positiv besetzt
ist.
- An den im Projekt integrierten Elternvorträgen nahmen insgesamt 405 Personen teil. 96,4 % der teilnehmenden
Eltern fanden den Vortrag interessant, 82,7 % fanden die Inhalte hilfreich für ihre eigene Erziehungsarbeit.
- Die Schüler/innen sprachen zu einem überwiegenden Teil mit ihren Eltern zuhause über das Projekt.
Lediglich 9 % der Eltern gaben an, dass ihr Kind nie etwas über das Projekt erzählt hat. Die Erzählungen
waren dabei größtenteils durch positive Eindrücke geprägt.
- Die Schüler/innen konnten sehr stark zur Mitarbeit animiert werden, was zu einer sehr positiven Gesamteinschätzung
führte. 78,5 % der Schüler/innen finden das Projekt wichtig für Gleichaltrige.
- Wenn Schüler/innen angeleitet werden, sich mit ihren Ressourcen auseinander zu setzen, erfährt eine
überraschend große Zahl von ihnen noch etwas Neues über ihre eigenen Talente (57,2 %). Für
Schulen lässt sich daraus ableiten, dass hier noch ein großes Feld brach liegt.
- Die Lehrer/innen, die sich aktiv in das Projekt eingebracht haben, bekamen einen differenzierteren Blick auf
die einzelnen Schüler/innen und auf die Klassengemeinschaft.
- 81 % der Eltern sind aufgrund des Projektverlaufes froh, dass das eigene Kind am Projekt teilnehmen durfte.
- 81% der Eltern empfehlen das Projekt weiter.
Meilensteine der vergangenen Jahre:
- 1999 Pilotversuch mit zwei Schulen und vier Klassen
- 2002 offizieller Startschuss für landesweite Durchführung - Grundlage: Präventionsrichtlinie
und Suchtdeliktserlass des Bundesministeriums für Inneres
- 2002 Einführung des Modulleitfadens mit sieben Modulen (ca. 20 Unterrichtseinheiten) sowie Einführung
der Lehrer/innenfortbildung, Elternvorträge, Elternworkshops
- seit 2003 regelmäßige Aus- und Weiterbildung für Präventionsbeamte zu den Themen Suchtprävention
allgemein und Suchtprävention in der Schule
- 2005 Entwicklung und Produktfertigstellung der DVD "take 5" im Rahmen von clever & cool - Verleihung
des Gesundheitspreises der Stadt Linz 2006 für "take 5"
- 2007 Entwicklung des Projekthandbuchs; Umsetzung nach Handbuch und Standard seit 2008 mit 11 Modulen und 30
UE
- 2010 Verleihung des Gesundheitspreises der Stadt Linz
- 2009/2010 umfassende Evaluierung des Projektes durch die PH OÖ
- 2011 Aufnahme in das Verzeichnis der Datenbank EDDRA (EuropäischeDrogenbeobachtungsstelle) als "best
practice Model"
|