|
Gesundheitsreform |
|
erstellt am
14. 06. 12
|
Stöger:
Durchbruch bei Gesundheitsreform erreicht!
Gemeinsame Planung, Steuerung und Finanzverantwortung modernisieren das Gesundheitssystem
Wien (sk) - "Über Jahrzehnte wurde über eine grundlegende Gesundheitsreform diskutiert
und gestritten, ohne, dass es zu einer Einigung gekommen ist. Durch meine im April 2011 gestarteten Reformverhandlungen
ist es erstmals gelungen, alle Partner auf bessere Steuerung und mehr Effizienz einzuschwören", freute
sich Gesundheitsminister Alois Stöger anlässlich der Einigung auf ein politisches Grundsatzpapier zur
Gesundheitsreform am 13.06. Nach der Sanierung der Krankenkassen und der Einführung der Gruppenpraxen zur
Stärkung des niedergelassenen Bereichs stelle die Gesundheitsreform einen weiteren Reformschritt des österreichischen
Gesundheitssystems dar, so der Minister weiter: "Alle Partner sind in Zukunft für die Gestaltung des
Gesundheitssystems verantwortlich. Es geht dabei um eine gemeinsame Planung, Steuerung und Finanzverantwortung
auf Basis von verbindlichen Vereinbarungen. Mit dieser Reform stehen die Patientinnen und Patienten im Vordergrund
und gleichzeitig wird sorgsam mit den Geldern im Gesundheitssystem umgegangen", erklärte der Minister.
"Ich will, dass es dem österreichischen Gesundheitswesen nie so ergeht wie derzeit anderen in Europa.
Ich will es stärken und absichern", bekräftigte Stöger, der dies mit der heutigen Einigung
erreicht sieht. "Heute haben wir eine politische Einigung unterzeichnet, dass es in Zukunft in Österreich
ein partnerschaftliches Zielsteuerungssystem geben wird", so der Minister weiter. "Wir werden das Gesundheitssystem
verbessern und weiter ausbauen können. Die Verschiebung von Patienten zwischen den Sektoren, vom Spitals-
in den niedergelassenen Bereich oder umgekehrt, soll ein Ende haben." |
|
|
|
Karlsböck: Gesundheitsreform bringt unsoziale Zweiklassen-Medizin
Innovative Behandlungen künftig nur noch für Reiche
Wien (fpd) - "Die heute von der Regierung abgefeierte 'Größte Gesundheitsreform aller
Zeiten' ist nichts anderes als die Einführung einer beinharten unsozialen Zweiklassenmedizin", kritisierte
der freiheitliche Ärztesprecher NAbg. Dr. Andreas Karlsböck. "Künftig werden sich nur mehr
Reiche die für sie beste Behandlung leisten können", so Karlsböck, der diese angebliche Reform
für die bislang tödlichste Stümperei der Regierung hält.
So seien die vereinbarten "Ausgaben-Obergrenzen", die verhindern sollen, dass die Finanzierung des Gesundheitswesens
aus dem Ruder laufen, nichts anderes als eine beinharte Deckelung der medizinischen Leistungen, warnte Karlsböck,
der hier die gesetzliche Grundlage für eine unsoziale Zweiklassenmedizin gegeben sieht. "Gegen Ende des
Jahres ernsthaft krank zu werden, kann zukünftig tödlich sein. Nämlich dann, wenn für die notwendige
Behandlung die vorgesehenen Mittel bereits ausgegeben sind", so Karlsböck. "Dann können sich
nur noch die Reichen eine Behandlung leisten, die Armen müssen sterben gehen", fasste Karlsböck
die "Größte Gesundheitsreform aller Zeiten" zusammen. "Diese Deckelung ist ein Rückschritt
in der Gesundheitsversorgung", warnte Karlsböck. Das System der Deckelungen habe sich bereits in Deutschland
und England als katastrophal für die Patienten erwiesen, erinnerte Karlsböck.
Die getroffene Vereinbarung sei nichts anderes als ein Spitalsrettungspaket, das die diesbezüglichen Fehlplanungen
der Länder abdecken soll, so Karlsböck, der dem Gesundheitsminister vorwarf, dass er sich von den Landeshauptleuten
über den Tisch ziehen habe lassen. Bei den Spitälern werde auch künftig nicht gespart, denn sie
würden genauso finanziert wie in der Vergangenheit. Durch die Vernetzung von Spitals- und Niedergelassenem
Bereich werde lediglich der Topf größer aus dem sich die Länder ungeniert bedienen könnten,
so Karlsböck.
"Das Zugeständnis der Länder, dass Bund und Kassen künftig bei der Spitalsplanung mitreden
dürfen und im Gegenzug die Kassen die Ärztestellen mit den Ländern abstimmen müssen führt
dazu, dass die Länder zukünftig nicht nur über Steuergeld, sondern zusätzlich auch noch über
die Sozialversicherungsbeiträge der Arbeitnehmer mit bestimmen dürfen. Das ist eine klare Unterwanderung
der Selbstverwaltung nach dem ASVG und somit höchstwahrscheinlich sogar verfassungswidrig", sagte Karlsböck.
"Erschreckend, dass der Gesundheitsminister diesen Länder-Putsch gegen die Selbstverwaltung nicht einmal
bemerkt, zumal er ja selbst aus dieser kommt", so Karlsböck. Außerdem sei es unverständlich,
dass der weitaus teurere Spitalsbereich gegenüber des billigeren Niedergelassenen Bereiches aufgewertet werden
soll, so Karlsböck, der sich an einen Schildbürgerstreich erinnert sieht.
"Diese Einigung ist ein klarer Machtzuwachs der Länder", so Karlsböck, der sich über die
passive Rolle des Gesundheitsministers nur wundern kann. Eine Bündelung der Mittel sei positiv, jedoch nicht
auf die Länder verteilt, sondern zentral im Bund, betonte Karlsböck, der mit dieser Einigung das genaue
Gegenteil von dem verwirklicht sieht, was für das österreichische Gesundheitssystem das Beste wäre. |
|
|
|
Spadiut: Gleicher Inhalt, andere Verpackung
Erneuter Kniefall Stögers vor den Bundesländern - Stöger ist Ankündigungsminister
ohne Umsetzung
Wien (bzö) - "Gleicher Inhalt, andere Verpackung". Mit diesen Worten kommentierte
BZÖ- Gesundheitssprecher Abg. Dr. Wolfgang Spadiut die Grundsatzeinigung für eine Gesundheitsreform.
"Was nun am Tisch liegt, ist komplett ungenügend. Österreich leistet sich nämlich nach wie
vor neun teure Gesundheitssysteme", kritisierte Spadiut.
"Seit November 2010 kündigte Gesundheitsminister Stöger in periodischen Abständen eine Gesundheitsreform
an und ließ sich dabei immer wieder als großer Reformer feiern. Aber dieses heute vorgelegte Paket
ist lediglich ein erneuter Kniefall Stögers vor den Bundesländern und daher ist auch keine zukunftsweisende
Spitalsreform in Sicht. Stöger wird als "Ankündigungsminister ohne Umsetzung" in den politischen
Annalen Platz finden" betonte Spadiut. |
|
|
|
Schmidjell: Weichenstellung für die Zukunft mit Patienten im
Mittelpunkt
Auf dem Weg zur integrierten Patientenversorgung
Salzburg (lk) - "Die Einigung über die Grundsätze der Gesundheitsreform ist ein erster
Schritt, die Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten noch mehr in den Mittelpunkt zu stellen", betonte
Gesundheitsreferentin Landesrätin Mag. Cornelia Schmidjell am 14.06. "Eine Steuerung nach gemeinsamen,
klaren Zielen ist dringend notwendig und verbessert die Qualität."
Zentral dabei ist der Paradigmenwechsel, der nun gelungen ist: Patientinnen und Patienten stehen in Zukunft im
Mittelpunkt der Planungen und Überlegungen, weil die Länder und die Sozialversicherung künftig gemeinsam
planen und steuern. So kann Über- oder Unterversorgung vermieden werden. Die Schnittstellen zwischen akutstationären
und niedergelassenen Leistungen können so überbrückt werden, dass Patientinnen und Patienten dank
neuer Kooperationen einen einheitlichen Behandlungsverlauf erleben.
"Die gemeinsame Planung und Steuerung ist notwendig, um unsere qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung
für alle Salzburgerinnen und Salzburger auch in Zukunft gleich zugänglich zu sichern", so Schmidjell
weiter. "Die koordinierte und abgestufte Versorgung über alle Sektoren, vom Krankenhaus bis hin zum praktischen
Arzt, ist zentrales Anliegen, um den Patientinnen und Patienten unnötige Wartezeiten, Doppelbefundungen oder
Wege zu ersparen. Wir schlagen den Weg zu mehr integrierter Versorgung ein. Es gilt, die Systeme den Bedürfnissen
der Menschen anzupassen, nicht umgekehrt."
Für das Land Salzburg bedeutet die jetzige Grundsatzeinigung, dass darüber ein Vertrag gemäß
Art 15a der Bundesverfassung mit allen anderen Ländern, der Sozialversicherung und dem Bund ausverhandelt
wird. Damit wird die Einigung konkretisiert. Danach werden mit der Sozialversicherung im Bundesland Verhandlungen
über die integrierte Versorgung aufgenommen.
Stärkere Kooperation der Spitäler
"Wir sind in Salzburg bereits ein Stück des Weges gegangen und haben mehrere Maßnahmen in Angriff
genommen, um die integrierte Versorgungsplanung voranzutreiben", sagte Schmidjell. In Bezug auf die Spitäler
wird derzeit am Regionalen Strukturplan für Salzburg (Planungshorizont 2020) gearbeitet. Dieser Plan wird
in eine stärkere Kooperation der Spitäler münden. Mit der Sozialversicherung gibt es bereits jetzt
einen Schwerpunkt gemeinsamer Planung bei der psychosozialen beziehungsweise psychiatrischen Versorgung.
Im niedergelassenen Bereich ist mit dem Modellprojekt zur verbesserten Allgemeinmedizinerausbildung ein Zukunftsprojekt
auf Schiene gebracht worden, das im Herbst starten wird. "Wir wissen, dass diese gemeinsame Herangehensweise
für alle Beteiligten eine Win-Win-Situation darstellt", so Schmidjell. "Zum Beispiel haben wir mit
dem Reformpoolprojekt Präoperative Befundung gute Erfahrungen gemacht. Durch die Vermeidung von doppelter
Befunderstellung im niedergelassenen und stationären Bereich vor operativen Eingriffen ist ein Einsparungspotenzial
von bis zu 30 Millionen Euro gegeben. Und den Patientinnen und Patienten bleiben Mehrfachuntersuchungen erspart."
Das Land plane auch in Zukunft den bereits eingeschlagenen Reformweg beizubehalten, so Landesrätin Schmidjell.
Erste Hürde genommen
Mit der Einigung zwischen Ländern, Sozialversicherung und Bund ist die erste Hürde auf dem Weg zu einem
gemeinsam geplanten und gesteuerten Gesundheitswesen genommen. Die Detailarbeit soll in einer entsprechenden Artikel
15 a BVG-Vereinbarung zwischen Bund, Ländern und Sozialversicherung noch im Sommer ausverhandelt und im Herbst
fertiggestellt werden. Sie muss dann von den Ländern umgesetzt werden, das heißt, auch in den Landtagen
behandelt werden und den Nationalrat passieren. Sie soll am 1. Jänner 2013 in Kraft treten.
Kerninhalt der Reform
Kerninhalt der Reform ist, dass Bund, Länder und Sozialversicherung gemeinsam die Verantwortung für das
gesamte Gesundheitssystem übernehmen. Dadurch wird die Verwirklichung einer Gesundheitsplanung und Steuerung
auf den Weg gebracht. Dies verbessert die Zusammenarbeit der verschiedenen Beteiligten im Gesundheitswesen, vor
allem der Finanziers Länder und Sozialversicherung, die bisher für ihre Sektoren die Alleinentscheidungsmacht
hatten. Ziel dabei ist, dass die Menschen die Behandlung dort erhalten, wo sie am besten, am effizientesten und
am kostengünstigsten erbracht werden kann, nach dem Prinzip "best point of service".
Bund, Länder und Sozialversicherung vereinbaren gemeinsame Ziele für die gesundheitliche Versorgung.
Die Festlegungen beinhalteten gemeinsame Versorgungsziele, Strukturen, Prozesse und Qualitätsparameter für
das Gesundheitswesen, die auch gemessen werden können. Versorgungs- und Finanzziele werden vertraglich festgelegt.
Gesundheitsausgaben an Wirtschaftswachstum koppeln
Wenn es die strukturelle Änderung der gemeinsamen Planung und Steuerung gibt, können finanzielle Synergien
genutzt werden. Dadurch soll das Wachstum der Gesundheitsausgaben in einem mehrjährigen Zeitraum gedrosselt
werden. Das geht nur, wenn es eine gemeinsame Verantwortung des Bundes, der Länder und der Sozialversicherung
gibt. Um die Kostendämpfung zu erreichen, wird es sowohl auf Bundes- als auch auf Landesebene sektorenübergreifende
Ausgabenobergrenzen, die einvernehmlich auf die Sozialversicherungsträger und Länder verteilt werden,
geben. Die transparente und umfassende Darstellung der Aufwendungen wird gemeinsam festgelegt und österreichweit
einheitlich dargestellt. |
|
|
|
Leitl: Grundsatzeinigung ist wichtiger Schritt in Richtung mehr Effizienz bei Mittelvergabe
Bestmögliche Versorgung der Patienten steht im Vordergrund - Betriebe tragen 26,3
Mrd. Euro zu sozialen Töpfen bei
Wien (pwk) - "Mit der heutigen Grundsatzeinigung über eine Gesundheitsreform ist in einem
zentralen Reformbereich ein bedeutender Schritt nach vorne gelungen. Unser Gesundheitssystem wurde zu Gunsten der
Patientinnen und Patienten auf stärkere Beine gestellt", begrüßt Wirtschaftskammer-Präsident
Christoph Leitl die politische Einigung der sogenannten Steuerungsgruppe aus Bund, Länder und Sozialversicherung
über die Neuordnung des Gesundheitswesen. "Die bestmögliche Versorgung der Patienten steht natürlich
im Vordergrund. Die ist auf Dauer aber nur dann sichergestellt, wenn die Mittel sinnvoll und effizient eingesetzt
werden, wenn Kostenzuwächse in einem verträglichen Ausmaß bleiben und wenn bestehende Doppelgleisigkeiten
- und derer gibt es zuhauf - abgebaut werden."
Die laufenden öffentlichen Gesundheitsausgaben in Österreich sind in den vergangenen zwei Jahrzehnten
mit durchschnittlich 5,5 Prozent jährlich deutlich stärker als das BIP gewachsen. Mit der nunmehr vorgesehenen
gemeinsamen Planung und Steuerung von Bund, Ländern und Sozialversicherung und der Begrenzung der Spitalskosten
am Wirtschaftswachstum sei das Ziel eines effizienteren Mitteleinsatzes "einen großen Schritt näher
gerückt", betont Leitl: "Eine bessere Steuerung bedeutet einen besseren Einsatz der Mittel. Und
wenn Mittel besser eingesetzt werden, schlägt sich das für jede einzelne Patientin und jeden einzelnen
Patienten positiv nieder."
Die österreichischen Unternehmen tragen im Rahmen des Dienstgeberanteils zur Sozialversicherung knapp 26,3
Milliarden Euro (Daten aus 2010) zu den "sozialen Töpfen" bei, während auf die Dienstnehmer
rund 14,9 Milliarden entfielen. "Die Betriebe stemmen einen beträchtlichen Anteil der Gesundheitsausgaben
und sind deshalb ganz besonders an einem effizienten und zielgerichteten Einsatz der Mittel interessiert. Eine
gemeinsame Steuerung und damit eine gemeinsame Finanzverantwortung von Bund, Länder und Sozialversicherung
sind hierfür eine wichtige Voraussetzung", so der WKÖ-Präsident.
Zugleich verweist Leitl darauf, dass beim bisherigen Konsolidierungsweg der Krankenkassen der Löwenanteil
auf Medikamente, Heilbehelfe/Heilmittel und Vereinbarungen mit privaten bildgebenden Instituten und somit auf die
Wirtschaft entfällt. "2011 konnte die Kosten um rund 606 Millionen Euro gedämpft werden, davon hat
die Wirtschaft 502 Millionen Euro aufgebracht." Die Kostendämpfung vertragsärztlichen Bereich fiel
deutlich geringer aus.
Die beschlossenen Eckpunkte müssen nun rasch legistisch umgesetzt werden, damit die Gesundheitsreform mit
1. Jänner 2013 in Kraft treten kann. Leitl anerkennt, dass sowohl die Länder, angeführt von Landeshauptmann
Pühringer, als auch der Bund mit Minister Stöger und die Sozialversicherung, wo Hauptverbandsobmann Schelling
einen konstruktiven und zukunftsweisenden Beitrag geleistet hat, bei einem zentralen Reformvorhaben eine gute Lösung
präsentiert haben. Entscheidend für eine erfolgreiche Umsetzung sei nun eine Vereinbarung gemäß
Artikel 15a der Bundesverfassung unter Beteiligung der Sozialversicherung. |
|
|
|
Neumayer: Industrie begrüßt gemeinsames Bekenntnis zu Gesundheitsreform
Einigung auf Ausgabendämpfungspfad und sektorenübergreifende Zielsteuerung wichtige
Wegmarke - Klare Finanzierungsverantwortung erforderlich
Wien (pdi) - Als einen "ersten Schritt in die richtige Richtung" bezeichnete der Generalsekretär
der Industriellenvereinigung (IV), Mag. Christoph Neumayer, die Einigung zur Spitals- bzw. Gesundheitsreform. "Erfreulich
ist, dass man sich auf einen Ausgabendämpfungspfad und ein entsprechendes Zielsteuerungssystem einigen konnte,
das nicht nur qualitative, sondern auch quantitative Ziele beinhaltet", so Neumayer. Das Bekenntnis zur sektoren-
und länderübergreifenden Zusammenarbeit bei der Planung, Steuerung und Leistungserbringung sei ein wesentlicher
Fortschritt im Sinne von mehr Effizienz im Gesundheitswesen. "Es ist nun entscheidend, dass es nicht bei einem
reinen Lippenbekenntnis bleibt", wie der IV-Generalsekretär forderte: "Verbindliche Sanktionsmechanismen
und eine klare Zuordnung der jeweiligen Finanzierungsverantwortung sind erforderlich, damit die vereinbarten Reformmaßnahmen
tatsächlich mit Leben gefüllt werden und ihre positive Wirkung entfalten können."
Weiters sei es notwendig, "die Rahmenbedingungen für eine effiziente und treffsichere Steuerung im Gesundheitswesen
mit weiteren Maßnahmen zu verbessern", betonte Neumayer. Österreich brauche daher endlich ein einheitliches
Krankenanstaltengesetz, damit für alle beteiligten Akteure und Leistungserbringer die gleichen Voraussetzungen
bestehen und dadurch auch die länderübergreifende Kooperation umsetzbar wird. "Die zersplitterten
Kompetenzen im Gesundheitsbereich, die wiederholt auch der Rechnungshof kritisiert hat, sowie die ineffizienten
Doppelgleisigkeiten können wir uns bereits jetzt nicht mehr leisten. Angesichts der drohenden Kostensteigerungen
durch die demografischen Veränderungen müssen wir rasch gegensteuern, bevor die Kosten vollends aus dem
Ruder laufen", so der IV-Generalsekretär. |
|
|
|
Dorner: Gesundheitsreform bringt Mehrklassen-Medizin
Finanzpolitische Interessen im Vordergrund - staatliche Bevormundung von Patienten und
Ärzten
Wien (öak) - Massive Bedenken äußerte der Präsident der Österreichischen
Ärztekammer (ÖÄK), Walter Dorner, gegen die von Bund, Ländern und Sozialversicherungen verkündete
Einigung zur geplanten Gesundheitsreform. Diese stelle finanzpolitische Ziele in den Vordergrund, diene in erster
Linie der Entlastung der Länderbudgets und höhle mittelfristig den niedergelassenen Bereich aus, kritisierte
Dorner am Mittwoch in einer Aussendung.
So sei damit zu rechnen, dass die fachärztliche Versorgung aus dem niedergelassenen Bereich in medizinische
Versorgungszentren verlagert werde, die wiederum in "abgespeckten" Spitälern errichtet würden.
Die bewährte Partnerschaft zwischen Ärzten und Sozialversicherungen werde de facto aufgekündigt,
ein von der Politik diktierter Stellenplan würde die Vertragsfreiheit ersetzen, um damit einen wesentlichen
Teil der Gesundheitsversorgung in die Zentren zu verschieben, die in den Spitälern errichtet würden.
Dorner: "So motiviert man junge, engagierte Medizinerinnen und Mediziner sicher nicht dazu, eine eigene Ordination
zu führen, erst recht nicht, wenn die fachärztliche Versorgung ohnehin in die Spitäler verlagert
werden soll." Als Mittel gegen den drohenden Ärztemangel vor allem am Land sei diese Maßnahme denkbar
ungeeignet, so der oberste Ärztevertreter. Der wohnortnahen Versorgung werde somit der Geldhahn zugedreht.
Überhaupt nichts hält der Ärztechef von der Koppelung des Gesundheitsbudgets an das Bruttoinlandsprodukt:
"Was passiert in Zeiten von Wirtschafts- und Finanzkrisen? Stagniert dann auch die medizinische Versorgung?",
so Dorner. Der Gesundheitszustand der Menschen richte sich ja nicht nach dem Wirtschaftswachstum, im Gegenteil:
Es sei erwiesen, dass sich die Gesundheit in Krisenzeiten verschlechtere. Die vitalen Bedürfnisse kranker
Menschen dürften sich nicht an "virtuellen Finanztöpfen" orientieren. Dorner: "Wir steuern
geradewegs auf eine Mehrklassen-Medizin zu. Medizinische Leistungen wird es in vollem Umfang nur noch für
jene geben, die sich einen Privatarzt leisten können." Das angepeilte Einsparungsziel von 3,5 Mrd. Euro
bis zum Jahr 2016 führe notgedrungen zu Verschlechterungen und gehe zu Lasten der Patienten, bekrittelte der
Ärztepräsident.
Die ÖÄK habe ein gesundheitspolitisches Programm erarbeitet, das auf sozialen Ausgleich bedacht sei.
Die Grundsäulen seien eine transparente Finanzstruktur sowie ein auf die Realität zugeschnittenes Gruppenpraxengesetz,
das einerseits den Ausbau der wohnortnahen Gesundheitsbetreuung ermögliche und andererseits die Spitalsambulanzen
entlaste, erklärte der Ärztepräsident. Basis der optimierten Primärversorgung durch spezielle
Haus- und Vertrauensärzte sei eine überfällige Reform der Ausbildung zur Allgemeinmedizin. Die Gesundheitsreform
von Bund, Ländern und Sozialversicherungen sei indes keine Option, sondern bedeute "massive Eingriffe
in die Freiberuflichkeit des Arztberufes, eine staatliche Bevormundung von Patienten und Ärzten und eine Zentralisierung
des Gesundheitssystems", so Dorner.
Das nächste Woche in Bregenz tagende Ärzteparlament werde sich mit der Gesundheitsreform intensiv auseinandersetzen
und die notwendigen Beschlüsse fassen, sagte der Ärztepräsident abschließend. |
|
|
|
Wir übernehmen hier Stellungnahmen aller im Parlament vertretenen
Parteien –
sofern vorhanden! Die Reihenfolge der Beiträge richtet sich in der Regel nach deren
Mandatsstärke im Parlament bzw. nach der Hierarchie der Personen. Die Redaktion
|
Die Verantwortung der Inhalte liegt bei den Aussendern. Die Redaktion.
|
|
zurück |
|
|