Nachhaltigkeits- und Klimaforschung in Österreich
Wien (bmwf) - „Österreich ist in der Nachhaltigkeits- und Klimaforschung sehr gut ausgewiesen.
Die ‚grüne Wissenschaft‘ hat sich in den vergangenen Jahren zu einem herausragenden Stärkefeld der heimischen
Wissenschafts- und Forschungslandschaft entwickelt“, so Wissenschafts- und Forschungsminister Dr. Karlheinz Töchterle.
In einer gemeinsamen Pressekonferenz informierten Dr. Verena Winiwarter, Dekanin der Fakultät für interdisziplinäre
Forschung und Fortbildung der Universität Klagenfurt, Dr. Josef Glößl, Vizerektor für Forschung
und Internationale Forschungskooperation an der Universität für Bodenkultur (BOKU), Dr. Georg Grabherr,
Univ. Prof. für Ökologie und Naturschutz und internationaler Berater für Ökologie- und Klimafolgenfragen
sowie Dr. Michael Staudinger, Direktor der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG), am 20.06.
über aktuelle Forschungsprojekte und Aktivitäten im Bereich der Nachhaltigkeits- und Klimaforschung.
Weiters stellte Minister Töchterle die Plattform „OpenScience4Sustainability” sowie die vom Ministerium heuer
im Sommer geschaffenen Praktikumsplätze zum Thema Nachhaltigkeitsforschung vor.
„Unsere Nachhaltigkeitsforschung ist inter- und transdisziplinär“, betont Dr. Verena Winiwarter, Dekanin der
Fakultät für interdisziplinäre Forschung und Fortbildung der Universität Klagenfurt. „Auf diesem
Gebiet hat die Fakultät 30 Jahre Erfahrung. Wir sind klein, aber leistungsstark.“ Das Konzept des „gesellschaftlichen
Stoffwechsels“, das am Institut für Soziale Ökologie entwickelt wurde, „ist in der internationalen Nachhaltigkeitsforschung
angekommen. So wie vieles andere konnten wir es dank der Programmförderung des BMWF in den 1990er Jahren entwickeln“,
so die Dekanin. „Stolz sind wir auch auf die Verbindung von Forschung und Weiterbildung. So erreicht zum Beispiel
unser Lehrgang zur ‚Bildung für nachhaltige Entwicklung‘ Lehrerinnen und Lehrer als wichtige Multiplikatoren.“
Die Universität Klagenfurt hat 2012 einen „Sustainability Award“ für ihr regionales Netzwerk und Themenprogramm
zur Schul- und Unterrichtsentwicklung „IMST: Innovationen machen Schulen Top“ im Handlungsfeld „Regionale Kooperation“
erhalten. „Vom Wissenschaftsfonds FWF geförderte Grundlagenforschung erlaubt uns, ökologische Langzeitstudien
zu unternehmen: Der Blick in die Umweltgeschichte ist eine wichtige Grundlage für eine nachhaltige Zukunft.
Die kluge Kombination von Anwendung und Grundlagen ist unsere Stärke“, so Winiwarter.
„Für die BOKU ist die Förderung der Nachhaltigkeit in Forschung, Lehre und im Bereich der Betriebsführung
ganz wesentlich. Denn nur unter diesem Aspekt können wir uns umfassend den globalen gesellschaftlichen Herausforderungen
unserer Zeit stellen. Themen wie begrenzte Rohstoff- und Energieversorgung, steigende Nachfrage nach hochwertigen
Lebens- und Futtermitteln, die Verfügbarkeit von Wasser oder Bedrohungen durch den Klimawandel werden an der
BOKU umfassend aus naturwissenschaftlicher, technischer und sozioökonomischer Sicht bearbeitet“, sagte Josef
Glößl, Vizerektor für Forschung an der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU). Als „Universität
des Lebens“ nimmt die BOKU in Bezug auf Nachhaltigkeit somit eine besondere gesellschaftliche und politische Verantwortung
wahr: dass dies auch international wahrgenommen wird, beweist das „Green Metric University Ranking“, in dem die
BOKU unter 178 weltweit untersuchten Universitäten den ersten Platz im deutschsprachigen Raum und den zwölften
in Europa belegt.
„Forscherinnen und Forscher in Österreich leisten einen wesentlichen Beitrag zu zentralen Fragen der Klimafolgenforschung“,
so Dr. Georg Grabherr, Univ. Prof. für Ökologie und Naturschutz an der Universität Wien und internationaler
Berater für Ökologie- und Klimafolgenfragen. „Österreich hat als Hochgebirgsland seine spezielle
Chance, direkte Beobachtungen von den Tälern bis zu den Gletscherregionen durchzuführen. Klimafolgen
können vor allem in den Hochregionen ohne Störung durch andere Einflüsse studiert werden“, berichtet
Grabherr. „Es sind gerade diese Studien, die von den Topjournalen beachtet werden. Als Ernte jahrelanger Bemühungen
konnten österreichische Forscher Erkenntnisse vorlegen, die heute zum Grundbestand unseres Wissens über
den Klimawandel zählen.“
„Forschungsvorhaben für Nachhaltigkeitsfragen benötigen genaue Unterlagen in Form von Beobachtungsdaten,
Klimamodellen und angewandte Klimaforschung“, betonte Dr. Michael Staudinger, Direktor der Zentralanstalt für
Meteorologie und Geodynamik (ZAMG). „Die ZAMG ist auf allen drei Gebieten sehr aktiv und in Österreich mit
allen Universitäten in klimarelevanten Fragen in über 50 aktuellen Forschungsprojekten durch Kooperationen
verbunden.“ Beispiel für eine konkrete Anwendung sind mehrere ZAMG Forschungsvorhaben zum Klima in österreichischen
Städten: Hitzewellen können zu zahlreichen Todesfällen führen; durch geeignete Hitzewarnungen
kann diese Zahl deutlich minimiert werden; ZAMG Forschung zu regionalen Klimamodellierungen und mikroklimatische
Optimierung kann den Kühlbedarf im Sommer spürbar verringern. Hochwasserextremereignisse werden zusammen
mit der TU Wien für verschiedene Mechanismen und Zukunftsszenarien analysiert und das Potential für Wind-
und Sonnenenergie wird von der ZAMG übersichtweise für ganz Österreich in Karten dargestellt und
in Einzelstudien und Messungen für geplante Standpunkte präzisiert.
Rio+20 – Plattform „OpenScience4Sustainability” und Praktikaplätze
Das Wissenschafts- und Forschungsministerium stärkt im Zuge der derzeit in Rio de Janeiro stattfindenden Nachhaltigkeitskonferenz
„Rio+20“ die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Klimawandel und Fragen der Nachhaltigkeit, die zu den
großen gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit zählen. Unter dem Titel „OpenScience4Sustainability”
unterstützt das BMWF den Austausch zum Thema Nachhaltigkeit im Internet und in sozialen Medien. Interessierte
finden auf der Homepage www.openscience4sustainability.at aktuelle Nachrichten rund um die Rio+20-Konferenz, Informationen
zum Thema Nachhaltigkeit, Tipps, Veranstaltungshinweise und interessante Links. Getragen wird der Auftritt von
heimischen Nachhaltigkeitsforscher/innen.
Weiters ermöglicht das BMWF diesen Sommer 118 Jugendlichen, sich im Rahmen eines mit jeweils 1.200 Euro geförderten
vierwöchigen Praktikums ein Bild von der österreichischen Nachhaltigkeitsforschung in einer Forschungseinrichtung
zu machen. Gemeinsam mit Wissenschaftler/innen aus namhaften Forschungseinrichtungen behandeln die Schüler/innen
erfolgreiche und spannende Forschungsergebnisse oder Produktentwicklungen. Die gesammelten Erfahrungen und Erkenntnisse
werden im Anschluss in Form von Beiträgen in einer Publikation und einer Festveranstaltung im Dezember dieses
Jahres in Kooperation mit dem ORF (Ö1) präsentiert. „Damit bieten wir jungen Menschen einen besonders
praktischen Zugang zum Thema Nachhaltigkeit, der zur Bewusstseinsbildung und zur Steigerung des Interesses beitragen
kann“, betonte Töchterle. |