Österreich will Briten den Sommer schmackhaft machen   

erstellt am
20. 06. 12

Reiselust in Großbritannien trotzt der Wirtschaftskrise – Aussichten für 2012 optimistisch, Jänner bis April plus 3% bei den Ankünften.
Wien (öw) - Großbritannien ist mit 62,5 Millionen Einwohnern nicht nur das drittgrößte Land Europas, sondern mit einem Volumen von 55,5 Mio. Auslandstrips sogar der zweitgrößte Outgoing-Markt in Europa. Österreich liegt dabei an 13. Stelle der beliebtesten Destinationen. Mit rund 3 Mio. Nächtigungen und 700.000 Ankünften zählen die Briten seit Jahren zu den Top 5 der ausländischen Gäste in Österreich. „Großbritannien ist ein wichtiger Markt für den heimischen Tourismus, der aber trotzdem noch einiges an Potenzial bereithält. Insbesondere den Sommerurlaub in Österreich wollen wir den britischen Gästen schmackhaft machen“, erklärt Dr. Petra Stolba, Geschäftsführerin der Österreich Werbung (ÖW). Wie die Österreich Werbung dies erreichen will, war heute Thema bei einem Pressegespräch in Wien. Denn weltweites Marketing heißt schon lange nicht mehr weltweit gleiches Marketing. „Jeder Markt braucht eine individuelle Strategie, jede Marktbearbeitung muss sich ganz speziell nach den Gästewünschen und kulturellen Gegebenheiten richten“, so Stolba.

Großbritannien hart von Finanz- und Wirtschaftskrise getroffen
Die 2008 einsetzende Finanz- und Wirtschaftskrise hat eine kontinuierliche Aufwärtsentwicklung aus Großbritannien gestoppt. Von 1996 bis 2007 sind die Ankünfte und Nächtigungen aus Großbritannien deutlich gestiegen, in diesem Zeitraum konnten 300.000 Gäste aus GB dazugewonnen werden. Den stärksten Einbruch gab es dann 2009 mit einem Minus von 15% bei den Ankünften. „Großbritannien war härter als andere Länder von der Finanz- und Wirtschaftskrise getroffen“, erläutert Herwig Kolzer, ÖW-Region Manager für Großbritannien, Dänemark und Schweden. Unmittelbare Folge waren ein Rückgang der Wirtschaftsleistung, die Abwertung des Pfundes und dadurch eine Verteuerung des Urlaubsangebotes in der Eurozone – was die besonders preissensiblen britischen Reisekonsumenten besonders traf und sich in einem deutlichen Rückgang der Auslandsreisetätigkeit niederschlug. Trotz des momentan rigorosen Sparkurses der Regierung, der negative Auswirkungen auf das Konsumklima hat, hat sich der Reisemarkt stabilisiert. „Reisen ist gerade für unsere Zielgruppe ein Grundbedürfnis, Urlaub gilt auch in schwierigen Zeiten als sehr wichtig und unverzichtbar“, so Kolzer.

Österreich profitiert von der Stabilisierung des Reisemarktes
In der vergangenen Wintersaison konnte Österreich bei den britischen Gästen ein deutliches Plus erzielen (Ankünfte +3,4%, Nächtigungen +4 %). Die Rekordwerte der Wintersaison 2007/2008 konnten zwar noch nicht erreicht werden, dennoch besteht Grund zur Freude für Herwig Kolzer: „In den letzten Jahren haben wir im Wintersport-Reisesegment deutlich Marktanteile auf Kosten des Mitbewerbers Frankreich gewonnen. Österreich punktet mit der Service- und Beherbergungs-qualität, mit bester Ski-Infrastruktur, einem ausgezeichneten Preis-Leistungsverhältnis und mit authentischen und natürlich gewachsenen Skiresorts. Angebotsmerkmale, die dem britischen Gast sehr wichtig sind, denn gesucht wird mehr Individualität, Gemütlichkeit, Atmosphäre, Naturkulisse und Value for Money.“

Ebenfalls mehr und mehr gefragt: sogenannte Skifahren Plus-Angebote, also zusätzliche Aktivitätsangebote im Schnee bzw. Wintererlebnisangebote. Die britischen Reiseveranstalter reagieren mit zusätzlichen Österreich-Angeboten in den Programmen. British Airways wird ihre London – Salzburg Frequenz erhöhen und Monarch Air wird ab der Wintersaison 2012/2013 London – Friedrichshafen im Linienverkehr (4x wöchentlich ab London, 2x wöchentlich ab Manchester) sowie Manchester – Innsbruck (3x wöchentlich) anbieten. Damit sind die Skigebiete Vorarlbergs wesentlich leichter erreichbar und noch attraktiver für die britischen Gäste.

Den Großteil der britischen Gäste (65%) zieht es derzeit im Winter nach Österreich. Aber auch für die Sommersaison 2012 ist die ÖW optimistisch. Die Buchungszahlen liegen über dem Vorjahr, Österreich entwickelt sich bei den Reiseveranstaltern besser als der Mitbewerber. Der Trend zu kurzfristigen Reiseentscheidungen und Buchungen und kürzerer Aufenthaltsdauer ist aber eindeutig. Konkrete Prognosen für die kommenden Sommermonate sind allerdings schwierig. In diesen Wochen prägen das Diamond Jubilee, die Fußball-Europameisterschaft und vor allem die Olympischen Spiele bzw. Para-Olympics die öffentliche Wahrnehmung in Großbritannien. Inwieweit dies positive (also verstärkte Auslandsreisetätigkeit, um dem Trubel zu entfliehen) oder negative Effekte (Trend zum Urlaub zu Hause bzw. Inlandsurlaub) auf das Reiseverhalten der Briten hat, wagt derzeit niemand vorherzusagen.

Großes Potenzial für das Urlaubsland Österreich
Rund 6 Mio. Briten können sich einen Sommer-/Bergurlaub vorstellen. Im Winter gibt es 2 Mio. aktive Skifahrer, davon macht 1 Mio. jährlich einen Skiurlaub im Ausland. Und einer neuen Studie zufolge gibt es ein Potenzial von 7,5 Mio. neuer Winterurlauber, die sich für Urlaub im Schnee begeistern könnten. Die potenziellen Österreich-Gäste sind nicht nur zahlenmäßig, sondern auch qualitativ eine äußerst interessante Zielgruppe für Österreich. Mit relativ hohen Tagesausgaben (142€ im Sommer, 175€ im Winter) liegen die Briten im Spitzenfeld der ausgabefreudigsten Gäste. 70 % der Nächtigungen werden in 3/4/5-Sterne Hotels getätigt. Die wichtigsten Ziel-Bundesländer sind gemessen an den Nächtigungen Tirol (50%), Salzburg, (22%), Wien (13%) und Vorarlberg (5%).

Die Ansprüche der Zielgruppe decken sich mit den Angebotsstärken Österreichs, erläutert Kolzer: „Der britische Gast sucht neue Erlebnisse und Eindrücke. Er will neues entdecken, das liegt in der Mentalität der Briten, und sucht Geheimtipps. Natur, Kultur und Genuss stehen ganz oben auf der Liste der Urlaubsmotive.“ Steigende Bedeutung hat auch der Aspekt Nachhaltigkeit beim Reisen. „Das Thema hat seit einiger Zeit auch hier eine hohe Wichtigkeit und mediale Aufmerksamkeit. Länder wie Großbritannien haben im Vergleich zu Österreich großen Nachholbedarf. Themen wie gesunde Ernährung, Bio-Lebensmittel, Energie-Effizienz, ökologisches Bauen, sanfte Mobilität oder die Suche nach Authentizität und regionaler Identität sind omnipräsent“, so Kolzer.

Steigerung der Bekanntheit und Aufmerksamkeit für Urlaub in Österreich
Die Marktstrategie der ÖW berücksichtigt all diese Entwicklungen. Seit nunmehr drei Jahren liegt bei der Marktbearbeitung ein Schwerpunkt auf der Belebung des Sommertourismus. Ziel ist dabei, die Bekanntheit von und Aufmerksamkeit für Urlaub in Österreich zu erhöhen. „Österreich hat beim britischen Gast ein sehr einseitiges, traditionelles und aufgrund der starken Winterpositionierung ein winterlastiges Image. Wir wollen eine Imageerweiterung durch neue Facetten und Kombinationen aus den Themen aktiver Naturgenuss, Kultur und Kulinarik erreichen“, so Kolzer. So werden im Rahmen der Sommerkampagne 2012 „Austria’s Hidden Treasures“ von der ÖW – gemeinsam mit neun Partnerregionen in Vorarlberg, Tirol und Salzburg und den Städten Salzburg / Innsbruck / Graz - österreichische Urlaubsgeschichten und Geheimtipps präsentiert. Mit spannenden Themenkombinationen sollen die Briten überrascht und Österreich in den Köpfen verankert werden.

Parallel dazu will Österreich seine Position als Wintersport-Destination Nummer 2 halten. „Darum setzen wir auf eine Erweiterung der Wintersportkompetenz um die Aspekte Wintererlebnisse und Naturgenuss im Schnee, sowie durch Kommunikation von attraktiven Produkten für Wintersport(wieder-)einsteiger: Wintersporturlaub in authentischer und gemütlicher Atmosphäre mit perfekter Infrastruktur und hoher Betreuungskompetenz“, so Kolzer. Zusätzlich bietet der Winterurlaub in Österreich den – ganz besonders in Zeiten wirtschaftlicher Krisen – begehrten „value for money“.

Mit dieser Strategie sieht sich die Österreich Werbung jedenfalls gut aufgestellt. „Großbritannien ist unter den derzeitigen Rahmenbedingungen durchaus ein Markt mit Herausforderungen - aufgrund der vorhandenen Potenziale aber ein nach wie vor sehr interessanter Markt. Gemeinsam mit unseren österreichischen Partnern sind wir aber zuversichtlich, in den kommenden Jahren Zuwächse verzeichnen zu können“, so Stolba abschließend.
     
Informationen: http://www.austriatourism.com    
     
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