Arbeitsmarkt  

erstellt am
02. 07. 12

Hundstorfer: Weiterhin geringste Arbeitslosigkeit in der EU
Steigende Arbeitslosigkeit bei gleichzeitig starkem Beschäftigungswachstum
Wien (bmask) - "Österreich kann sich der europäischen Wirtschaftskrise nicht entziehen, auch in Österreich steigt die Arbeitslosigkeit", so Sozialminister Rudolf Hundstorfer am 02.07. zu den Juni-Daten. Die Zahl der Arbeitslosen wächst zwar schwächer als im Februar und im April, aber mit 220.070 Arbeitslosen und 63.567 SchulungsteilnehmerInnen steigt die Zahl der Arbeitslosen um 12.126 oder 5,8 Prozent, jene der SchulungsteilnehmerInnen um 2.645 oder 4,3 Prozent. "Jetzt geht es darum, die Menschen noch zielgerichteter zu unterstützen."

"Österreich hat weiterhin - und das seit 15 Monaten in Folge - die geringste Arbeitslosenquote in Europa. Mit einer Quote von 4,1 Prozent liegt Österreich klar vor den Niederlanden und Luxemburg.", unterstrich Hundstorfer. Die Beschäftigung steigt in Österreich weiterhin stark an: die Zahl der aktiv Beschäftigen steigt um 51.000, während die meisten europäischen Staaten mit schrumpfender Beschäftigung kämpfen müssen. Die Menschen bleiben länger am Arbeitsmarkt, dadurch steigt die Beschäftigung von Älteren (50+) mit +42.000 überdurchschnittlich stark, parallel aber auch die Arbeitslosigkeit mit +5.075 oder 10,9 Prozent.

"Damit Österreich bei den Arbeitsmarktchancen auch für Ältere weiterhin vorne bleibt, wird die Unterstützung des demografischen Wandels und der längere Verbleib in Beschäftigung zu einem politischen Schwerpunkt der nächsten Jahre", so der Sozialminister, der darauf verwies, dass für die Beschäftigungschancen von älteren und gesundheitlich eingeschränkten Menschen bis 2016 zusätzlich 750 Mio. Euro investiert werden.

Der Nachwuchs ist derzeit weniger stark von der Krise betroffen: die Jugendarbeitslosigkeit steigt mit +4,4 Prozent unterdurchschnittlich, bei den 15-19 Jährigen sinkt die Arbeitslosigkeit um 1,7 Prozent. Am Lehrstellenmarkt wächst die Zahl der offenen Lehrstellen (+4,0 Prozent) noch immer etwas stärker als die der Lehrstellensuchenden (+2,7 Prozent). "Die Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit bleibt ein zentraler Schwerpunkt der Arbeitsmarktpolitik", sagte Hundstorfer. Die wesentlichen Maßnahmen sind die Ausbildungsgarantie, die Garantie für alle arbeitslosen Jugendlichen innerhalb von 6 Monaten einen Job oder eine Weiterbildung zu erhalten, die Produktionswerkstätten, das Jugendcoaching und ab Herbst das Lehrlingscoaching.

Die Zunahme der Arbeitslosigkeit von Menschen mit Behinderungen (+15,8 Prozent) liegt vor allem an der verstärkten Erfassung: Die vollständige Erfassung der Personen mit v.a. Behindertenpass wird seit Jahresbeginn vom AMS vorangetrieben. Nur wenn arbeitslose Menschen mit Behinderungen erfasst werden, können AMS-MitarbeiterInnen auf ein reserviertes Budget zu ihrer Unterstützung in Höhe von 10 Mio. Euro zugreifen. Das bedeutet, dass die statistische Erfassung von Personen mit Behindertenpass vor 2012 noch nicht vollständig war und diese jetzt schrittweise vervollständigt wird.

Am stärksten sind Beschäftigte von Leiharbeitsfirmen von der steigenden Arbeitslosigkeit betroffen: mit +3.137 oder +14,7 Prozent steigt ihre Arbeitslosigkeit fast 10 mal so stark wie die Arbeitslosigkeit der direkt in der Industrie Beschäftigten (+353 oder +1,7 Prozent). Während StammarbeiterInnen dauerhaft beschäftigt werden, fallen LeiharbeiterInnen sehr stark Auslastungsschwankungen und der schwächeren Industriekonjunktur zum Opfer. Die schwächere Konjunktur hinterlässt auch am Bau (+7,6 Prozent Arbeitslosigkeit) ihre Spuren. Auch im Gesundheits- und Sozialwesen steigt die Arbeitslosigkeit mit +9,0 Prozent an, vor allem bei gering qualifiziertem Personal, während diplomierte Kräfte nach wie vor stark gesucht werden. Handel (+3,2 Prozent) und Tourismus (+5,2 Prozent) sind unterdurchschnittlich vom Anstieg der Arbeitslosigkeit betroffen.

Den stärksten Anstieg der Arbeitslosigkeit verzeichnete die Steiermark mit +11,1 Prozent vor dem Burgenland mit +10,7 Prozent und Niederösterreich (8,1 Prozent). Vorarlberg hingegen profitiert vom starken Schweizer Franken (+2,1 Prozent Arbeitslosigkeit) und liegt gemeinsam mit den Tourismusbundesländern Kärnten (+2,1 Prozent), Tirol (+2,7 Prozent) an der Spitze der Bundesländer.

 

Mitterlehner: Vier Fünftel der Jugendlichen blicken optimistisch in die Zukunft
… und sehen Lehre als sicheren Anker in der Krise - Neuer Jugendmonitor: Jugendliche trotz Staatsschuldenkrise sehr optimistisch
Wien (bmwfj) - Wirtschafts- und Jugendminister Reinhold Mitterlehner präsentierte am 02.07. gemeinsam mit dem Politik- und Kommunikationswissenschaftler Peter Filzmaier den neuen BMWFJ-Jugendmonitor. "Österreichs Jugendliche lassen sich von der Finanz- und Staatsschuldenkrise im Euro-Raum nicht anstecken und schauen ausgesprochen positiv in die Zukunft. 79 Prozent sind sehr oder eher zuversichtlich", sagte Mitterlehner zum zentralen Ergebnis der repräsentativen Umfrage unter den 14- bis 24-Jährigen. Dazu erwartet eine Mehrheit der Jugendlichen, dass die Jobsuche sehr leicht oder eher leicht zu bewältigen sei. Zugleich sind fast drei Viertel der Meinung, in ihrer Ausbildung gut auf das Berufsleben vorbereitet zu sein. Zwei Drittel der Arbeitenden in der befragten Altersgruppe können sich vorstellen, längerfristig im momentanen Job zu bleiben.

Hoch angesehen bei den Jugendlichen ist laut Jugendmonitor vor allem die Lehre. "Die Lehre hat einen guten Stellenwert und wird als sicherer Anker in der Krise betrachtet", so Mitterlehner. Insgesamt sind rund zwei Drittel der Befragten der Meinung, dass man mit einem Lehrabschluss gleiche oder bessere Jobchancen wie mit anderen Ausbildungen habe. Davon glauben sogar 19 Prozent, dass die Chancen besser sind. Zudem stimmt eine Mehrheit von 56 Prozent der Aussage zu, dass eine Lehre zumindest gleich gute Berufschancen wie eine Matura bedeute. "Die Ergebnisse unterstreichen, dass die Lehre ein Erfolgsmodell und alles andere als eine Sackgasse ist", so Mitterlehner. Die gute Positionierung werde auch an der im internationalen Vergleich hohen Jugendbeschäftigung deutlich. "Länder mit einem funktionierenden dualen Ausbildungssystem schneiden im Europa-Vergleich besser ab", so Mitterlehner. Laut den heute veröffentlichten Eurostat-Daten liegt Österreich derzeit mit einer Jugendarbeitslosenquote von 8,3 Prozent nur knapp hinter Deutschland und noch vor den Niederlanden auf Platz zwei. Der EU-27-Schnitt liegt aktuell bei 22,4 Prozent.

Neues Lehrlings-Coaching und stärkerer Fokus auf Berufsorientierung in der Schule
Trotz der guten Ausgangslage gerät die Lehre durch den demographischen Wandel - laut Prognosen sinkt die Zahl der 15-Jährigen von 2010 auf 2015 um rund 15.000 - sowie den stärkeren Wettbewerb mit weiterführenden Schulen zunehmend unter Druck. "Um den Fachkräftebedarf langfristig zu decken, müssen wir daher die Berufsausbildung attraktiv halten, neue Zielgruppen für die Lehre erschließen und die Zahl der Ausbildungsabbrüche verringern", sagte Mitterlehner unter Verweis auf das Berufsausbildungspaket 2012. So werden mit dem neuen Pilotprojekt "Coaching und Beratung für Lehrlinge und Lehrbetriebe" ab Herbst 2012 sowohl die Jugendlichen als auch die Ausbilder in den Betrieben bei Bedarf unterstützt und begleitet. Die Lehrlings-Coaches helfen den Jugendlichen sowie den Ausbildnern bei Problemen, die während der Ausbildung auftreten, und vermitteln zwischen Betrieb, Eltern, Berufsschule und Lehrling. Darüber hinaus sprach sich Mitterlehner für eine verpflichtende Berufsorientierung als eigenständiges Fach in der 7. und 8. Schulstufe aus, um die Treffsicherheit zu erhöhen.

Berufliche Mobilität soll steigen
Einen Bewusstseinswandel hält Mitterlehner bei der beruflichen Mobilität für notwendig: Denn 66 Prozent der Jugendlichen möchten laut Jugendmonitor in Zukunft gerne in der Nähe ihres jetzigen Wohnortes arbeiten. "Angesichts der Konkurrenz am Arbeitsmarkt und den Anforderungen der Unternehmen sind eine höhere Flexibilität und vor allem das Sammeln internationaler Erfahrungen ein Gebot der Stunde", betont Mitterlehner. Um die Mobilität zu forcieren, werden daher zum Beispiel Auslandspraktika von Lehrlingen seit heuer stärker gefördert. Dabei erhält nicht nur der Lehrling Anreise und Aufenthaltskosten im Ausland ersetzt, sondern werden jetzt auch die Betriebe unterstützt. Während des Auslandsaufenthalts ihres Lehrlings erhalten die Betriebe die Lehrlingsentschädigung, die sie trotz der Absenz ihres Mitarbeiters zahlen, vom Wirtschaftsministerium ersetzt.

So wie Mitterlehner betonte auch der Politik- und Kommunikationswissenschaftler Peter Filzmaier, dessen Institut für Strategieanalysen den Jugendmonitor im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft, Familie und Jugend (BMWFJ) durchführt, dass der Zukunftsoptimismus unabhängig von den europäischen Wirtschaftsentwicklungen ungebrochen hoch sei. "Das Klischee von einer 'no future'-Generation ist völlig falsch. Auch im Freundeskreis der Jugendlichen ist der Optimismus hoch", sagte Filzmaier. Die Lehre habe aus der subjektiven Sicht der Jugendlichen ein sehr gutes und positives Image. Sehr gering sei aber die berufliche Mobilitätsbereitschaft. "Hier ist die Heimatverbundenheit, die Schollengebundenheit stärker", so Filzmaier.

Über den BMWFJ-Jugendmonitor
Mit dem Jugendmonitor werden im Auftrag des BMWFJ die Meinungen und Einstellungen der Jugend in Österreich regelmäßig zu wechselnden Schwerpunktthemen erfasst. Befragt werden jeweils netto 800 Personen, die repräsentativ für die Altersgruppe der 14- bis 24-Jährigen sind.

 

Kickl: Steigende Arbeitslosigkeit widerlegt Regierungsjubel
Höchste Zeit für Umsetzung der notwendigen Initiativen am Arbeitsmarkt
Wien (fpd) - Die österreichische Arbeitslosen-Statistik für Juni widerlege erneut die laufenden diesbezüglichen Jubelmeldungen der Bundesregierung. Die Zahl der Arbeitslosen sei mit der aktuellen Quote von 5,9 Prozent im steten Anstieg begriffen - und dies trotz der derzeitigen Hochsaison am Arbeitsmarkt, so FPÖ-Sozialsprecher NAbg. Herbert Kickl. Das wiederholte Erwähnen, dass Österreich Spitzenreiter bei der Beschäftigung sei, ändere nichts daran, dass ein Kurswechsel in der Arbeitsmarktpolitik dringend anstehe und konkrete Initiativen nicht mehr länger ignoriert oder hinausgezögert werden dürfen.

Die fehlende Offensive im Pflegebereich, aber auch die fehlenden konkreten Lösungen im Lehrlingsbereich seien über kurz oder lang eine tickende Zeitbombe, die als solche das Potenzial in sich berge, dem Produktionsstandort Österreich nachhaltig zu schaden. Es bedürfe einer konkreten Zielrichtung - hin zu Initiativen, um Lehrlinge und Facharbeiter in Österreich solide auszubilden und somit nicht auf den "Import" aus dem Ausland angewiesen zu sein. Der Umstand, dass die Gruppe der Älteren am massivsten von Arbeitslosigkeit betroffen sei und diese Quote auch stark zunehme, erfordere ganz spezielle Überlegungen und Schritte der Bundesregierung, die Unternehmer zu motivieren, ältere Beschäftigte länger im Erwerbsleben zu belassen und dem Umstand gegenzusteuern, dass immer mehr Menschen direkt aus der Arbeitslosigkeit in die Pension hinüberwechseln würden. Diese fehlenden Offensiven würden jedoch von der rot-schwarzen Regierung beschämenderweise vernachlässigt, was sich nicht zuletzt in der gegenwärtigen Statistik niederschlägt, so Kickl, der mit einer weiteren Negativ-Entwicklung am Arbeitsmarkt rechnet, wenn das Sozialministerium nicht endlich die nötigen Schritte setzt und hinkünftig auf bloße Schönfärberei und Eigenlob verzichte.

 

Dolinschek: Hundstorfer ist schlicht und einfach völlig gescheitert
Österreich braucht echte Steuersenkung, mit Einsparungen und Reformen am System und Faktor Arbeit muss entsteuert werden
Wien (bzö) - "Die Arbeitslosigkeit in Österreich stagniert seit Monaten auf einem traurigen hohen Niveau und trotzdem verharmlost Sozialminister Hundstorfer beharrlich diesen Umstand, kritisierte BZÖ-Sozialsprecher Abg. Sigisbert Dolinschek die dramatische Entwicklung am österreichischen Arbeitsmarkt. "Die Arbeitsmarktpolitik von SPÖ und ÖVP und im Speziellen von Sozialminister Hundstorfer ist schlicht und einfach völlig gescheitert", so Dolinschek weiter. "Bei 10,9 Prozent Zunahme bei den Über-50-Jährigen - spätestens jetzt müssten bei Hundstorfer die Alarmglocken läuten", so Dolinschek.

"Bei den älteren Menschen gibt es seit Monaten eine stark steigende Arbeitslosigkeit, aber der Sozialminister hat keine effizienten Maßnahmen, wie man diese Menschen länger in Beschäftigung halten kann, um damit das Pensionsantrittsalter anheben zu können", sagte Dolinschek.

Hundstorfer verniedliche seit Monaten diese andauernde und bedenkliche Entwicklung am Arbeitsmarkt. "Wenn der Sozialminister Österreich immer mit anderen EU-Ländern vergleicht, dann darf er sich nicht an den schlechteren, sondern nur an den besseren Ländern orientieren. Durch diese Orientierungslosigkeit des Sozialministers geht aber wertvolle Zeit im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit verloren. Man darf einen solchen Prozess nicht bagatellisieren, sondern wir brauchen in Österreich ein Sofortprogramm zur Bekämpfung der hohen Arbeitslosigkeit. Hier muss Hundstorfer endlich tätig werden", forderte Dolinschek.

"In Österreich werden noch immer zu wenig Facharbeiter ausgebildet und unsere Jugendlichen werden anscheinend auch nur für die Verwaltung herangebildet. Ebenso fehlen richtungsweisende Lenkungseffekte bei der Berufsberatung und das AMS verwaltet nur und erarbeitet keine Zukunftsstrategie, wie man dieser steigenden Arbeitslosigkeit Herr werden könnte", stellte Dolinschek fest.

"Eine umfassende Steuersenkung ist die einzige wirksame Maßnahme, um neue Arbeitsplätze zu schaffen und die Arbeitslosigkeit rasch zu senken. Damit verbunden wird auch die Massenkaufkraft massiv angekurbelt. Österreich braucht eine echte Steuersenkung, mit Einsparungen und Reformen am System und auch der Faktor Arbeit muss entsteuert werden", erklärte Dolinschek.

 

 Schatz: LeiharbeiterInnen und Teilzeitbeschäftigte brauchen Schutz
Grüne: Wirtschaftskammer blockiert - Politik ignoriert - Betroffene schauen durch die Finger
Wien (grüne) - "Die LeiharbeiterInnen schauen wieder einmal durch die Finger", zieht Birgit Schatz, ArbeitnehmerInnensprecherin der Grünen, zu den aktuellen Arbeitslosenzahlen Bilanz. "Sie sind am stärksten vom Anstieg der Arbeitslosigkeit betroffen. Die hire&fire-Praxis der Unternehmen würde in keiner anderen Branche so hingenommen werden", kritisiert Schatz die Untätigkeit der Regierung. "Es braucht rasch eine Gesetzesvorlage zum Schutz der LeiharbeiterInnen. Die Wirtschaftskammer blockiert in den Sozialpartner-Verhandlungen und lässt die Menschen im Stich. Nun muss die Politik endlich Verantwortung übernehmen", fordert Schatz.

Zum aufgezeigten Beschäftigungswachstum sagt Schatz: "Es gibt keine neuen Jobs, sondern bloß alte, die in zwei Teile zerteilt worden sind. Der Anstieg der Beschäftigtenzahlen entspricht eins zu eins der Ausweitung der Teilzeit. Teilzeit sichert aber wegen der oftmals niedrigen Löhne keine Existenz. Die Menschen werden als "Working Poor" in die Armut getrieben", meint Schatz.

"Wir brauchen Strukturreformen für einen faireren Arbeitsmarkt. Wir brauchen beispielsweise existenzsichernde Mindestlöhne, eine sinnvollere Verteilung von Arbeitszeit und Investitionen, um neue Jobs zu schaffen. Schulungen und Fortbildungen für arbeitslose Menschen sind sicher wichtig, aber sie helfen nicht, wenn die Jobs fehlen oder keine Einkommen ergeben, von denen man leben kann", sagt Schatz.

 

 Leitl: EU-Stockerlplatz mit klugen Reformschritten absichern
Österreich hat Spitzenranking bei Beschäftigung in Europa - Wirtschaft fordert Innovationsprogramme und Effizienzsteigerungen
Wien (pwk) - Die Wirtschaftskrise hinterlässt Spuren auf dem österreichischen Arbeitsmarkt: Laut den jüngsten Arbeitsmarkt-Daten ist die Zahl der arbeitsuchenden Menschen in Österreich per Ende Juni um 5,5 Prozent gestiegen. Gleichzeitig waren jedoch um 51.000 Personen mehr in Beschäftigung als in der Vorjahresperiode.

Insgesamt konnte Österreich sein Spitzenranking im europäischen Arbeitsmarkt-Vergleich beibehalten. WKÖ-Präsident Christoph Leitl: "Es ist den heimischen Unternehmen zu verdanken, dass Österreichs Arbeitsmarkt trotz schwieriger Rahmenbedingungen nach wie vor sehr gut funktioniert."

Bei der Jugendarbeitslosigkeit liegt Österreich im Europavergleich auf dem sehr guten zweiten Rang. Und auch bei der allgemeinen Leistungsfähigkeit der Wirtschaft schneide Österreich als Dritter in Europa sehr gut ab. Diese im internationalen Vergleich erfreulichen Daten dürfe man jedoch nicht als Ruhekissen missverstehen, warnt Leitl. Gerade jetzt sei es an der Zeit, die heimische Wirtschaft mit Reformen und Investitionen zu stützen, damit Österreich sein Spitzenranking halten könne. "Was wir jetzt brauchen, sind keine teuren Konjunkturprogramme, aber umso mehr kluge Investitionsprogramme." Angesichts der steigenden Arbeitslosigkeit müsse man auch umso mehr nach einer Entlastung des Faktors Arbeit trachten, unterstreicht Leitl.

Die Wirtschaft erwarte Effizienzsteigerungen der öffentlichen Hand. Fünf Prozent Einsparungen bei Bund, Ländern und Gemeinden würden budgetäre Probleme lösen. "Zugleich brauchen wir jetzt eine aktive Wirtschaftsstrategie, um unseren Stockerlplatz in Europa zu verteidigen und unsere Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu sichern. So könnten etwa der Ausbau der thermischen Sanierung und eine Investitionszuwachsprämie Neu Wachstumsimpulse bringen und damit zusätzliche Arbeitsplätze schaffen", so Leitl.

 

 Tumpel: Krise mit Wachstum und Beschäftigung überwinden
Sorgen macht sich AK Präsident Herbert Tumpel insbesondere auch über die Lage der Jungen
Wien (ak) - Die Lage auf dem Arbeitsmarkt hat sich auch im Juni weiter verschlechtert. Über 220.000 Personen waren in Juni arbeitslos registriert, über 63.500 befanden sich in Schulungen. Das ist gegenüber dem Vergleichsmonat im Vorjahr ein Anstieg der Arbeitsuchenden um über 14.700 oder um 5,5 Prozent. Die Arbeitslosigkeit steigt vor allem bei den Älteren. Besonders jene mit gesundheitlichen Vermittlungseinschränkungen brauchen Unterstützung bei der Wiederherstellung ihrer Gesundheit und beim Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt. Dazu braucht es vor allem rasche Maßnahmen zur Verbesserung der Erwerbsfähigkeit und zur Vermeidung von Invalidität.

Sorgen macht sich AK Präsident Herbert Tumpel insbesondere auch über die Lage der Jungen: "Die Jugendarbeitslosigkeit in Europa ist das große Problem für die Politik. Wir brauchen eine Politikwende. Aus der Krise führen nur Wachstum und Beschäftigung. Das kann mit Sparen allein nicht gelingen, dazu braucht es Zukunftsinvestitionen und eine Stärkung der Kaufkraft. Auch wenn die Arbeitslosigkeit - auch bei den Jungen - im europäischen Vergleich niedrig ist, gilt das auch für Österreich." Über 33.000 Junge suchten im Juni in Österreich eine Arbeit und laut aktuellen Zahlen des Arbeitsmarktservice (AMS) suchen noch rund 8.000 Jugendliche, die im Herbst eine Lehre beginnen wollen, eine Lehrstelle. Das AMS rechnet damit, dass etwa 6.000 Jugendliche keine Lehrstelle finden werden. Tumpel: "Wir müssen den Jungen Chancen für die Zukunft ermöglichen, mit einem Recht auf Ausbildung, mit der vollen Unterstützung für das Projekt Jugendcoaching und mit hochwertiger Aus- und Weiterbildung. Es darf auch keine Abstriche bei der überbetrieblichen Ausbildung geben."

Mittelfristig will Tumpel in Europa eine Halbierung der Jugendarbeitslosigkeit festgelegt haben. Dafür sind zusätzliche Mittel der EU unabdingbar. Der AK Präsident will daher einen speziellen Schwerpunkt für Jugendliche im Rahmen des Europäischen Sozialfonds und in den anderen Strukturfonds. Der Anteil der ESF Mittel am gesamten EU Budget muss dafür deutlich erhöht werden. Investitionen in soziale Dienstleistungen, in Bildung und Aus- und Weiterbildung sowie in Gesundheit erhöhen die direkten und indirekten Beschäftigungschancen. Die Mittel dafür will Tumpel auch über die Einführung einer Finanztransaktionssteuer und durch eine Vermögenssteuer auf große Vermögen aufbringen.

 

 Kaske: Schärfere Auflagen für ältere Arbeitslose sind keine Lösung
Wirtschaft muss altersgerechte Arbeitsplätze schaffen, Bonus-Malus-System einführen
Wien (ögb) - Die Arbeitslosigkeit ist auch im Juni weiter gestiegen. Besonders besorgniserregend ist die Zunahme an älteren Arbeitslosen. Im Vergleich zum Vorjahr beträgt der Anstieg fast 11 Prozent. "Es gilt, endlich Rahmenbedingungen zu schaffen, die es älteren ArbeitnehmerInnen ermöglichen, länger im Berufsleben zu bleiben", sagt ÖGB-Arbeitsmarktsprecher und vida-Vorsitzender Rudolf Kaske.

In absoluten Zahlen waren Ende Juni 51.621 Menschen über 50 als arbeitslos vorgemerkt, um 5.075 mehr als vor einem Jahr. "Entgegen jüngster Aussagen von AMS-Vorstand Johannes Kopf können schärfere Auflagen für ältere Arbeitslose nicht die Lösung sein", sagt Kaske: "Vielmehr ist die Wirtschaft gefordert, altersgerechte Arbeitsplätze zu schaffen, anstatt - wie in der Praxis vielfach üblich - über 50-Jährige aufs Abstellgleis zu stellen und gegen jüngere und billigere Beschäftigte zu tauschen. Angesichts der demografischen Entwicklung ist jeder Unternehmer gut beraten, in ältere Arbeitskräfte zu investieren und ihr Know-How zu nützen."

Der vida-Vorsitzende fordert dazu einmal mehr ein Bonus-Malus-System, das die Betriebe zur Beschäftigung älterer ArbeitnehmerInnen ermuntert: "Wer ältere ArbeitnehmerInnen beschäftigt, soll einen finanziellen Bonus erhalten, wer ihnen keine Chance gibt, soll eine Strafe zahlen. Der drastische Anstieg an Arbeitslosen über 50 zeigt, dass die Appelle an die Wirtschaft, altersgerechte Arbeitsplätze zu schaffen, bisher ungehört verhallt sind."

Handlungsbedarf sieht Kaske auch bei ausländischen Arbeitskräften. Hier gibt es mit plus 13 Prozent ebenfalls einen drastischen Anstieg an arbeitsuchenden Menschen. "Es ist zu hinterfragen, ob es hier durch die Arbeitsmarktöffnung für Osteuropa im Mai 2011 zu einem Verdrängungswettbewerb gekommen ist zum Nachteil jener Beschäftigten, die schon länger in Österreich leben. Das gilt es auf jeden Fall zu untersuchen", so Kaske abschließend.

 

Neumayer: Beschäftigungspotenziale freilegen
Beschäftigungswachstum mit Flexibilisierung der Arbeitszeit und Reduktion der Arbeitszusatzkosten stärken - Ungebrochener Ausbildungswille der Industrie
Wien (pdi) - "Die heimische Wirtschaft war im Juni 2012 erneut der Jobmotor des Landes und damit maßgeblich verantwortlich, dass Österreich mit einer Arbeitslosenquote von 4,1 Prozent weiterhin unangefochten am besten Platz in Europa liegt", zeigte sich der Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV), Mag. Christoph Neumayer, erfreut, dass durch das Beschäftigungswachstum die Arbeitslosigkeit weiter gering sei. Auch wenn man im europäischen Vergleich einen ganzen Prozentpunkt vor den Niederlanden (5,1 Prozent) liege, gäbe es dennoch keinen Grund, sich auf den vergleichsweise guten Beschäftigungswerten auszuruhen. "Die Arbeitslosigkeit nach österreichischer Definition ist leicht um 0,2 Prozent gestiegen - quer durch alle Branchen und Berufsgruppen", so Neumayer.

Der - geringe - Anstieg der Arbeitslosigkeit in allen Branchen und in allen Berufsgruppen mache jedoch deutlich, dass Herausforderungen zu lösen sind. "Nach wie vor gilt, dass wir die für die Wirtschaft wesentlichen Fragen lösen und unseren Standort und somit das Beschäftigungswachstum nachhaltig stärken müssen: Dazu gehören eine dringend notwendige Flexibilisierung der Arbeitszeit, die Behebung des Fachkräftemangels und selbstverständlich auch eine Reduktion der Lohnzusatzkosten", so Neumayer.

Vor dem Hintergrund des akuten Fachkräftemangels verweist Neumayer auch auf die "ungebrochene Ausbildungsbereitschaft" österreichischer Betriebe: Mit 3.168 offenen Lehrstellen gäbe es, wie in den vergangenen Monaten, weiterhin mehr offene Lehrstellen als im Vergleichszeitraum (+ 4 Prozent). Nach genau einem Jahr Rot-Weiß-Rot-Card zieht Neumayer auch eine durchaus positive Bilanz: Zwar wurden mit 1.522 Bewilligungen nicht so viele erteilt, wie erhofft, aber jene Personen, die etwa in den Bereichen wissenschaftliche und technische Dienstleistungen, Herstellung von Waren, Information und Kommunikation tätig sind, leisten ausgezeichnete Arbeit für die österreichischen Betriebe. "Wichtig ist, jetzt die Zugangangsmöglichkeit zu den Mangelberufen für Drittstaatsangehörige im Ausland verstärkt zu bewerben", betonte Neumayer.  
     

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