Fünf Jahre UNESCO-Übereinkommen "Kulturelle Vielfalt"   

erstellt am
02. 07. 12

Festakt ermöglichte Rück- und Ausblick
Wien (unesco) - Auf Einladung der Österreichischen UNESCO-Kommission fand am 30.06. das Fest "Kultur zählt!" anlässlich des fünfjährigen Bestehens des "UNESCO-Übereinkommens über den Schutz und die Förderung der Vielfalt kultureller Ausdrucksformen" statt.

Der Festakt in der Roten Bar des Volkstheaters wurde von der Österreichischen UNESCO-Kommission veranstaltet, zu dem zahlreiche Gäste, vorwiegend aus Politik, Kunst und Kultur, erschienen sind. Eröffnet wurde die Veranstaltung von Cay Stefan Urbanek, kaufmännischer Direktor des Volkstheaters Wien. Weitere begrüßende Festvorträge hielten Botschafterin a.D. Eva Nowotny, Präsidentin der Österreichischen UNESCO-Kommission, und Norbert Riedl zuständig für UNESCO-Kulturangelegenheiten im Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur.

Künstlerische Beiträge und Statements leisteten im Rahmen des Festes unter anderem: Marlene Streeruwitz/Autorin, Elisabeth von Samsonow/bildende Künstlerin und Philosophin, Agnes Palmisano und Peter Havlicek mit ihrem Wiener Dudler, Harald Huber/Musiker und freischaffender Komponist, das Grazer Theaterkombinat "Die Rabtaldirndln", Ludwig Laher/Autor und Vorsitzender des Fachbeirates Kulturelle Vielfalt der Österreichischen UNESCO-Kommission und Jessica Lopez, die ihr Modelabel "Verhutung" präsentierte.

Nichts an Aktualität eingebüßt
Eva Nowotny hielt einleitend fest, dass es durchaus gerechtfertigt sei, sich die Bedeutung dieses Übereinkommens auch nach fünf Jahren bewusst zu machen, handle es sich doch "um ein Dokument, das nicht zu Unrecht als die Magna Charta einer neuen Kulturpolitik und eines neuen Kulturverständnisses bezeichnet wurde". Denn während "viele der älteren UNESCO-Übereinkommen auf die Erhaltung für zukünftige Generationen ausgerichtet, so liegt der Fokus dieses Dokuments auf der Gestaltung der Rahmenbedingungen für zeitgenössisches und für zukünftiges Kulturschaffen, unter den Gegebenheiten von heute und den Entwicklungen von morgen", so Nowotny.

Dass das Kernanliegen des Übereinkommens - der Schutz künstlerisch-kulturellen Schaffens vor einer ausschließlichen Steuerung durch Marktmechanismen wie Wettbewerb und Profit - nichts an Aktualität verloren hat, unterstrich die österreichische Schriftstellerin Marlene Streeruwitz in ihrem Statement: "Die Auseinandersetzung findet im Wirtschaftlichen statt. Deshalb müssen politische Maßnahmen die Kultur als jenen Raum erhalten, in der Wert der Person ihren eigenen Ausdruck finden kann." Wenn Kultur aber bedeutet, "sich in Schlössern in feudalen Kostümen zum Abendessen zu setzen, dann möchte ich keine Kultur haben. Demokratisierung sieht anders aus", so Streeruwitz weiter, denn "es geht um Demokratisierung. Für die Literatur bedeutet das, daß (sic!) es einen politischen Willen geben müßte (sic!), österreichische Literatur zu wollen. In aller Vielfalt."


Rückblick und neue Herausforderungen: Was ist passiert
Im Rahmen des Festes wurde auch Bilanz darüber gezogen, was in den fünf Jahren seit dem Österreich sich mit der Ratifizierung des Übereinkommens zu dessen Umsetzung verpflichtet hat, passiert ist. Der Handlungsauftrag an die Politik sei klar gewesen, so Präsidentin Nowotny, denn mit der Ratifizierung "übernehmen die Staaten Verantwortung dafür, dass kulturelle Vielfalt in allen Kunstsparten gedeihen kann und die Möglichkeit jedes Einzelnen erhöht wird, am kulturellen Leben teilzuhaben und sich selbst kulturell einzubringen". Ein Handlungsauftrag, den vor fünf Jahren alle Parlamentsparteien einstimmig annahmen, wie Norbert Riedl, Abteilungsleiter für bi- und multilaterale Angelegenheiten im BMUKK, positiv in Erinnerung ruft.

Wie 93 anderen Staaten, die dem Übereinkommen beigetreten sind, musste auch Österreich 2012 erstmals der UNESCO seinen Umsetzungsbericht vorlegen. In diesem werden als beispielhafte Maßnahmen im Sinne des Übereinkommens etwa genannt: die Unterstützung aufstrebender KünstlerInnen durch die "START-Stipendien", das KünstlerInnensozialversicherungs- Strukturgesetz, die Förderung der Digitalisierung von Regional- und Programmkinos, als auch der freie Eintritt und die begleitende Vermittlungsinitiative an den Bundesmuseen sowie das "Culture Connected" Programm zur Förderung des Zugangs zu Kunst und Kultur für jüngere Generationen. Ferner nennt der Bericht die Förderung eines vielfältigen Programmangebots in den Medien durch Unterstützung kommerzieller und nicht-kommerzieller Medien.

Dennoch ist sich die Politik bewusst, dass neben dem Erreichten noch etliche Herausforderungen anstehen. "Ich denke, die Zeit war sicherlich reif für die Diskussion im Bereich des Urheberrechts, der KünstlerInnensozialversicherung und der Visum-Angelegenheiten. Es geht aber leider nicht alles so rasch, wie viele sich das wünschen würden, da wir auch Mitglied einer großen supranationalen Organisation sind. Ich bin aber überzeugt, dass es zukünftig in vielen Bereichen zu einem Konsens kommen wird," so Norbert Riedl.

Konkrete Vorschläge zur Zukunft bringt Marlene Streeruwitz ein. "Die Parlamentarier und Parlamentarierinnen sollten Erzählungen verfassen, wie sich die von ihnen beschlossenen Gesetze auf die Leben in der Wirklichkeit außerhalb des Parlaments und innerhalb der Verwirtschaftlichheit auswirken. Am liebsten wäre es mir, die Politiker und Politikerinnen müßten (sic!) dies in theatralen Interventionen selbst auch noch spielen." Ferner schlägt sie vor: "Ein Monat im Jahr für Kultur und die gelebt", denn, so Streeruwitz, "wir haben nur die lahme Toleranz für Vielfalt in unserer Kultur vorgesehen. Die Anerkennung von Vielfalt. Die liegt für unsere Kunst selbst noch nicht vor."

Zum Abschluss hielt die Generalsekretärin der Österreichischen UNESCO-Kommission, Gabriele Eschig, fest, "dass Kunst und Kultur einen Reichtum darstellen, den die UNESCO und die Österreichische UNESCO-Kommission zukünftig auch weiter vermehren möchten." In diesem Sinne wird die Österreichische UNESCO-Kommission weiterhin als Plattform für Diskussion und Vernetzung zur Verfügung stehen.

Der Festakt endete stimmungsvoll mit einer musikalischen Darbietung von Red Earth feat. Mona Matbou Riahi, die das Publikum mit einer Kombination aus Klassik, Jazz und World Music begeisterten.
     
Informationen: http://www.unesco.at    
     
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