Kinderbetreuung  

erstellt am
29. 06. 12

 Mikl-Leitner: Eltern Wahlfreiheit ermöglichen
ÖAAB-Chefin will Eltern bei der Kinderbetreuung eine Wahlfreiheit geben und stellt klar: Familien haben individuelle Wünsche und Anforderungen.
Wien (övp-pd) - Das SPÖ-Modell für höhere Familienbeihilfen bei gleichzeitiger Streichung von steuerlichen Erleichterungen lehnt ÖAAB-Chefin Johanna Mikl-Leitner im Interview mit der "Presse" ab: „Es gilt zu entscheiden: Gehen wir den Weg der staatlichen Lenkung, um Familien noch mehr in eine Zwangsjacke zu stecken, oder jenen der Unterstützung der Eigenverantwortung der Familien Richtung Wahlfreiheit.“ Für Mikl-Leitner ist klar, dass Familien individuelle Wünsche und Anforderungen haben. Daher ist die Finanzministern dabei, ein Steuersystem zu entwickeln: „Denn klar ist: Wir bekennen uns zu einem Mix aus Sach-, Geld- und Steuerleistungen und lehnen ab, was die SPÖ propagiert: nämlich alles weg, keine Steuerbegünstigungen.“

Teilzeit ist wichtiges Instrument
Beim Thema nach mehr Kinderbetreuungsplätzen sind sich die Regierungsparteien zwar einig, dennoch ist es für Mikl-Leitner wichtig, den Eltern eine Wahlfreiheit zu geben: „Sie sollen entscheiden können, wie sie sich persönlich um ihr Kind kümmern. In diesem Zusammenhang ist das Thema Teilzeit ein ganz wichtiges Instrument.“ Geht es jedoch nach der SPÖ, müssten sich die Frauen und die Männer jedoch entscheiden – entweder ganz in den Beruf oder ganz hinter den Herd, da sie Teilzeit verteufeln: „Das ist eine Philosophie des letzten Jahrhunderts, das ist eine Zwangsjacke. Ich will mehr Flexibilität, damit Väter auch parallel mit der Frau bis zu drei Monate in Karenz gehen können – freiwillig. Das kostet nicht mehr, stärkt aber die Bindung zwischen Kind und Vater.“

 

Lueger: Von vereinfachter Familienförderung haben alle Familien mehr
Interessant wäre für Lueger auch, was mit dem Geld geschieht, das von Familien nicht abgeholt wurde.
Wien (sk) - Als "unverständlich" bezeichnete SPÖ-Kinder- und Jugendsprecherin Angela Lueger die Haltung von ÖAAB-Chefin Mikl-Leitner, die sich gegen eine einfache und nachvollziehbare Förderung von Familien und Kindern ausspricht und das ungerechte System, das über steuerliche Absetzbeträge funktioniert, noch weiter ausbauen möchte. Wir geben in Österreich im internationalen Vergleich sehr viel Geld für Familien aus, der Vergleich mit anderen Ländern zeigt aber, dass der Erfolg zu wünschen übrig lässt. "Also müssen wir das System verbessern: Mit einer Vereinfachung der Leistungen könnten wir die Familienbeihilfe massiv erhöhen und es blieben noch Mittel über für einen Ausbau der Betreuungsplätze. Davon hätten alle Kinder und Familien Vorteile, nicht nur besser Verdienende", so Lueger.

Die Familien müssen sich derzeit mit einer unübersichtlichen Vielfalt von Familienleistungen mit unterschiedlichen Anträgen sowie einem Dschungel an steuerlichen Frei- und Absetzbeträgen auseinandersetzen, von denen zwei Drittel der Kinder nichts haben, weil sie von den Eltern nicht geltend gemacht werden. "Allein der Rechnungshof bestätigt 117 unterschiedliche Familienleistungen in Bund und Ländern, die für niemand durchschaubar sind", so Lueger, "vielleicht liegt darin der Grund, dass es keinen Einblick für die Öffentlichkeit in die Familiendatenbank des Familienministeriums gibt".

Interessant wäre für Lueger auch, was mit dem Geld geschieht, das von Familien nicht abgeholt wurde. Immerhin bleiben laut Anfragebeantwortung rund 220 Millionen Euro im Topf. "Damit könnten wir nicht nur den Ausbau der Kinderbetreuungsplätze weiter vorantreiben", so Lueger.

"Wir hören auf die Familien, die wollen Wahlfreiheit, das bedeutet aber, dass die Rahmenbedingungen stimmen müssen. Wenn Mikl-Leitner Frankreich als positives Beispiel nimmt, da dort die Geburtenrate deutlich höher ist als in Österreich, verschweigt sie, dass dort die Kinderbetreuung schon für die Kleinsten perfekt ausgebaut ist. "Denn damit ist Familien und jungen Menschen, die eine Familie gründen und ihren Beruf weiter ausüben wollen, am meisten geholfen", so Lueger.

 

 Musiol für bundesweite Qualitätsstandards bei Kinderbetreuung
Grüne kritisieren veraltete Familienpolitik von ÖVP und SPÖ
Wien (grüne) - "Der veralteten Familienpolitik von ÖVP und SPÖ haben wir es zu verdanken, dass irrwitzige Öffnungszeiten der Kindergärten in Österreich weit verbreitet sind. Familien müssen sich ihre Kinderbetreuung wochenlang privat organisieren, weil Kindergärten viel öfter geschlossen sind, als ArbeitnehmerInnen Urlaub haben", kritisiert die Familiensprecherin der Grünen, Daniela Musiol. Laut aktueller Kindertagesheimstatistik der Statistik Austria hatten im Vorjahr während des Sommers Österreichs Kindergärten im Schnitt vier bis fünf Wochen zu.

Alle Jahre wieder kommt es vor den Ferien zu dieser Diskussion. "Lösungswilligkeit der Regierung ist aber noch immer keine zu erkennen", meint Musiol. Die Grünen fordern seit Langem im Kinderbetreuungsbereich bundeseinheitliche Bildungsstandards und eine Reduzierung der Schließtage. "Es ist für die Familien ein unerträglicher Zustand, dass das Angebot sowie die Qualität der Kinderbetreuung derzeit von der Postleitzahl abhängen", erklärt Musiol und fordert darüber hinaus, dass bei der Vergabe der künftigen Bundesmittel für den Ausbau von Kinderbetreuung der Bund Qualitätskriterien einfordern kann. "Damit wäre zumindest bei den neu geschaffenen Plätzen garantiert, dass Gruppengröße, Öffnungszeiten, Raumgröße sowie der Betreuungsschlüssel von Ost bis West einheitlich geregelt sind."
     

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