Ingeborg-Bachmann-Literaturpreis 2012 für Olga Martynova …   

erstellt am
09. 07. 12

… und "Ich werde sagen HI" und eine "Umarmung für Klagenfurt" von Jurysprecher Burkhard Spinnen
Klagenfurt (stadt) - Olga Martynovas Muttersprache ist Russisch. Die in Deutschland lebende Autorin wurde heute Vormittag als erste Nicht-Native-Speakerin mit einem der bedeutendsten Literaturpreise im deutschsprachigen Raum ausgezeichnet: Bürgermeister Christian Scheider und Vizebürgermeister Albert Gunzer überreichten Olga Martynova die Urkunde zu dem mit 25.000 Euro dotieren Bachmannpreis und gratulierten der strahlenden Siegerin sehr herzlich.

In ihrem Text mit dem Titel "Ich werde sagen HI" durchstreift Olga Martynova literarisch die Menschheits- und Kulturgeschichte von Adam und Eva über ägyptische Mythologie bis zum Schaffen des russischen Schriftstellers Daniil Charms. Für ihren souverän, poetisch und kunstvoll erzählten Text wurde Martynova, die in Leningrad aufgewachsen ist und seit 1991 in Deutschland lebt, von der Jury einhellig gelobt. Der von der Landeshauptstadt Klagenfurt gestiftete Bachmannpreis ging nach einer Stichwahl gegen den in Biel und Bamberg lebenden gebürtigen Polen Matthias Nawrat an diese grandiose Geschichtenerzählerin.

Nawrat wurde gleich anschließend nach zwei Stichwahlen mit dem mit 10.000 Euro dotierten KELAG-Preis ausgezeichnet. Sein Text "Unternehmer" erzählt von einer Familie in einer Art postapokalyptischen Zeit, die Rohstoffe aus Kühlschränken und Mikrowellen "kocht", um ihren Traum vom eigenen Bauernhof in Neuseeland zu erfüllen.

Der mit 7.500 Euro dotierte 3Sat-Preis geht an die Deutsche Lisa Kränzler und ihre leidenschaftliche Böse-Mädchen-Geschichte zwischen Zärtlichkeit und Gewalt im Kindesalter.

Den von Verlagen gestifteten Ernst-Willner-Preis überreichte ORF-Landesdirektorin Karin Bernhard an die in Berlin lebende Hamburgerin Inger-Maria Mahlke für die Geschichte einer Frau und ihrem Grenzdasein zwischen Hausfrau, Mutter und Domina.

Mit dem BKS-Bank Publikumspreis wurde eine Autorin ausgezeichnet, die es zwar nicht auf die Preisträger-Shortlist schaffte. Die Leser haben sich im Internet via Publikumsvoting jedoch eindeutig für den Text "Junge Hunde" der Österreicherin Cornelia Travnicek entschieden.
Zu 7.000 Euro an Preisgeld kommt eine Einladung zu 4 Monaten Aufenthalt als Stadtschreiberin in Klagenfurt (Juni bis September 2013) und einem damit verbundenen Stipendium.

Eine herzliche "Umarmung für Klagenfurt" gab es im Anschluss an die Preisverleihung von Jurysprecher Burkhard Spinnen, der vor 20 Jahren selbst als Autor am Literaturwettbewerb in Klagenfurt teilnahm und nun seit eigen Jahren die Jury mit eloquenten, fundierten Statements bereichert. Sein Kompliment gilt einer Stadt, die sich, wie er sagt, durch enorme Gastfreundschaft, die sich in der gesamten Stadt widerspiegelt, auszeichnet. Für ihn existiere, so Spinnen, die Frage darüber, ob ein so bedeutender Literaturwettbewerb nicht in einer größeren Stadt oder Metropole ausgetragen werden soll, überhaupt nicht. Der Bachmann-Bewerb passt hier her, unterstrich der Jurysprecher und kündigte bereits seine Teilnahme für 2013 an: "Ich freue mich auf mein 21. Jahr in Klagenfurt".
     
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