Heinisch-Hosek/Brauner: SPÖ-Frauen fordern Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen und leichteren
Umstieg von Teil- auf Vollzeit
Wien (sk) - Zum Abschluss der Kampagne "Achtung Teilzeit: Halber Lohn. Weniger Pension"
präsentierten SPÖ-Bundesfrauenvorsitzende, Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek und die Vorsitzende
der Wiener SPÖ-Frauen, Vizebürgermeisterin Renate Brauner am 09.07. in einer gemeinsamen Pressekonferenz
die zentralen Ergebnisse der Kampagne und die daraus resultierenden Forderungen der SPÖ-Frauen. Die Ergebnisse
der ca. 40.000 Gespräche, die auf den über 200 Veranstaltungen in fast allen Bezirken Österreichs
geführt wurden und der Umfrage unter 1.000 Personen "zeigen deutlich, dass Teilzeit für viele nur
eine Notlösung ist", betonte Heinisch-Hosek. Die SPÖ-Frauen fordern daher einen Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen,
damit die Vereinbarkeit von Beruf und Familie erleichtert wird sowie bessere Umstiegsmöglichkeiten von Teil-
auf Vollzeit.
Seit dem Februar diesen Jahres haben die SPÖ-Frauen in ganz Österreich mit Straßenaktionen, Hausbesuchen
und Informationsveranstaltungen gezielt über die Risiken und die unerwünschten Nebenwirkungen von Teilzeit
- wie beispielsweise eine geringere Pensionshöhe - informiert. "Wir wollen dabei Teilzeit nicht schönreden,
sondern den Menschen klar sagen, was Sache ist", betonte die SPÖ-Bundesfrauenvorsitzende Gabriele Heinisch-Hosek.
Aus der Befragung von 1.000 Personen geht klar hervor, dass 31 Prozent der Befragten die Vereinbarkeit von Beruf
und Familie als Hauptgrund für Teilzeit sehen. Die Umfrage zeigt weiters, dass es 71 Prozent der Befragten
"nicht für gut halten", dass so viele Frauen in Teilzeit arbeiten und nur 10 Prozent der Personen
in Teilzeit diese Form der Arbeitszeit auch wirklich wollen. Der Ausbau von qualitativ hochwertigen Kinderbetreuungseinrichtungen
stehe daher ganz oben auf der Agenda der Frauenpolitik, so Heinisch-Hosek.
Das von den Sozialdemokraten vorgelegte neue Modell zur Familienförderung würde genau hier ansetzen und
die Vereinbarkeit von Beruf und Familie deutlich verbessern, da dadurch nicht nur für mehr soziale Gerechtigkeit
gesorgt werde, sondern auch mehr Mittel für den Ausbau von Kinderbetreuungseinrichtungen zur Verfügung
stünden. Von der jetzigen Form der Familienförderung über steuerliche Begünstigungen würden
nämlich vor allem Besserverdiener profitieren, informierte Heinisch-Hosek.
Eine weitere zentrale Forderung der SPÖ-Frauen ist der verbesserte Umstieg von Teilzeit auf Vollzeit. "Denn
Teilzeit darf nicht zur Sackgasse werden", unterstrich Heinisch-Hosek. Hier befindet sich die Frauenministerin
bereits in Gesprächen mit Sozialminister Rudolf Hundstorfer und spricht sich dafür aus, dass Betriebe
ihre Mitarbeiter in Teilzeit über eine offene Vollzeitstelle informieren müssen, bevor diese offiziell
ausgeschrieben wird. Im Zuge der nächsten Steuerreform müsse außerdem eine Änderung der Pendlerpauschale
angedacht werden, da "hier Personen in Teilzeit stark benachteiligt werden", informierte die SPÖ-Bundesfrauenvorsitzende.
Brauner: Wien bietet flexible Kinderbetreuung und Job-Förderungen für Frauen
Die Vorsitzende der Wiener SPÖ-Frauen, Vizebürgermeisterin Renate Brauner erklärte im Rahmen der
Pressekonferenz, dass die Wiener SPÖ-Frauen die Wienerinnen im Zuge von umfassenden Beratungsgesprächen
und Straßenaktionen über das Thema Teilzeit informiert haben. Im Dialog mit den Wienerinnen zeigte sich,
dass die Unterstützung und konkrete Förderung am Arbeitsmarkt besonders wichtig ist, um die Selbstbestimmtheit
und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu ermöglichen. "Dieses Anliegen wird in Wien besonders ernst
genommen. Wir setzen alle Hebel in Bewegung, um Frauen in ihrer Erwerbstätigkeit zu unterstützen. Dazu
gehört es auch, qualitativ hochwertige Kinderbetreuungsangebote anzubieten", betonte die Vorsitzende
der Wiener SPÖ-Frauen.
Laut aktueller Kindertagesheimstatistik sind die Wiener Kindergärten im Durchschnitt in den Sommerferien nur
für 1,5 Betriebstage geschlossen (im Österreich-Durchschnitt sind es 22,2 Betriebstage). Während
in den anderen Bundesländern bloß jeder fünfte Kindergarten zehn oder mehr Stunden geöffnet
hat, sind es in Wien über 95 Prozent. Zudem startet der Betrieb in sieben von zehn Kindergärten vor 7.00
Uhr, in den anderen Bundesländern ist das nur in zwei von zehn Einrichtungen der Fall. Und die Stadt Wien
richtet ihren Fokus auch weiterhin auf den qualitativ hochwertigen Ausbau der Kinderbetreuung. So investiert Wien
heuer knapp 600 Mio. Euro in den Kinderbetreuungsbereich und 2012 werden 1.500 neue Kindergartenplätze geschaffen.
Wien bietet damit flächendeckende und die flexibelste beitragsfreie Kinderbetreuung österreichweit, der
Versorgungsgrad liegt bei den 3- bis 6-Jährigen bei über 100 Prozent. Bei den 0- bis 3-Jährigen
liegt der Versorgungsgrad demnächst bei 33 Prozent (Barcelona-Ziel). Ein Ergebnis des intensiven Ausbaus der
Krippenplätze: Seit 2010 wurden in Wien 6.500 Plätze geschaffen.
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer können beim Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds (waff) umfangreiche
Unterstützung bei beruflichen Veränderungswünschen in Anspruch nehmen. Mit dem "Weiterbildungs-Tausender"
werden besonders Teilzeit-Beschäftigte bei ihrer beruflichen Weiterentwicklung unterstützt. Die Erfahrungen
mit dem neuen Weiterbildungstausender sind sehr positiv: Es wurden seit 1. Februar bereits 500 Weiterbildungstausender
vergeben.
Rund ein Drittel der Kundinnen und Kunden verfügt über ein geringes Einkommen bis maximal 1.300 Euro
netto, was oft mit dem Ausmaß der Anstellung zusammenhängt: Die Hälfte der Kundinnen und Kunden,
die diese Förderung in Anspruch nimmt, um sich beruflich zu verändern, sind Teilzeitkräfte. Der
Großteil der Kundinnen und Kunden (67 Prozent) ist im Haupterwerbsalter zwischen 25 und 45 Jahren. Fast ein
Viertel ist jünger als 25 Jahre. Etwas mehr als die Hälfte hat Migrationshintergrund, d.h., sie haben
entweder keine österreichische Staatsbürgerschaft oder eine andere Muttersprache als Deutsch.
Die Förderprogramme der Stadt Wien und der Gratiskindergarten tragen dazu bei, den Wiedereinstieg maßgeblich
zu erleichtern. So entscheiden sich in Wien immer mehr Frauen dazu, in den Beruf zurückzukehren. "Das
ist ein positives Signal. Beim Thema Teilzeit geht es aber vor allem auch darum, die Betriebe mit ins Boot zu holen.
Wir müssen gemeinsam mit der Wirtschaft und den Unternehmerinnen und Unternehmern daran arbeiten, die Bedingungen
für alle Frauen und für viele Mütter zu verbessern", stellte Brauner fest. Und Frauenministerin
Heinisch-Hosek unterstrich abschließend, dass das Thema "Teilzeit" mit dem Abschluss der Kampagne
"noch lange nicht beendet ist, sondern immer wieder aufs Tapet gebracht werden muss". |