Operation "CAROLE"
Wien (bmi) - Den österreichischen Polizeibehörden ist der bis dato größte Schlag
gegen Kinderpornographie in Österreich gelungen. In der von luxemburgischen Behörden eingeleiteten und
vom Bundeskriminalamt koordinierten Operation "Carole" konnte in Österreich bei 272 Personen kinderpornografisches
Material sichergestellt werden.
Den Ermittlungen in Österreich lagen Erhebungen der luxemburgischen Behörden zugrunde. Durch den Betreiber
eines luxemburgischen "Rootservers" wurde festgestellt, dass über zwei Webseiten Bilder mit Missbrauchshandlungen
an Kindern verbreitet wurden. Die "logfiles" der beiden Webseiten wurden von der Polizei beschlagnahmt
und an alle involvierten Länder weitergeleitet. Weltweit waren 141 Länder an der Operation "Carole"
beteiligt. Die Ermittlungen erstreckten sich aufgrund der Fülle an kinderpornographischem Material über
ein Jahr.
In Österreich wurden die Ermittlungen vom Bundeskriminalamt koordiniert. Durch die Auswertung der "logfiles"
konnten 272 österreichische Verdächtige ausgeforscht werden, die auf diese Webseiten zugegriffen hatten.
Die darauffolgenden Hausdurchsuchungen wurden von Mitarbeitern der Landeskriminalämter vorgenommen. Die Auswertungen
der beschlagnahmten Datenträger sind derzeit noch im Gange.
"Der Schutz der Kinder vor sexueller Gewalt ist eine der wichtigsten kriminalistischen und gesellschaftlichen
Herausforderungen unserer Zeit", sagte Innenministerin Mag. Johanna Mikl-Leitner. "Wir müssen die
Täter rasch erkennen und aus dem Verkehr ziehen. Mit dieser Operation ist uns das gelungen."
Die Pyramide des sexuellen Missbrauchs
Die Experten im Bundeskriminalamt sprechen in diesem Zusammenhang von der sogenannten "Pyramide des sexuellen
Missbrauchs". "Der Einstieg beginnt mit der Betrachtung kinderpornographischer Bilder und Videos im Netz.
In einem nächsten Schritt kommt es dann zur Verbreitung und schlussendlich zur direkten Kontaktaufnahme mit
den Opfern. Die Spitze der Pyramide ist der sexuelle Missbrauch", erklärt Mag. Ewald Ebner, Leiter des
BK-Büros für Allgemeine Kriminalität, die Vorgehensweise. "Unsere Arbeit ist es, bereits die
Konsumenten auszuforschen und potenzielle Täter festzunehmen, ehe es zur Verbreitung kinderpornographischer
Inhalte und im schlimmsten Fall zum sexuellen Missbrauch kommt."
99 Prozent der Server, über die kinderpornographisches Material über das Internet angeboten wird, befinden
sich im Ausland, insbesondere in den USA, Deutschland und den Niederlande. "Wir sind daher im ständigen
Kontakt mit den europäischen und den internationalen Behörden, wie Europol und Interpol", sagte
Chefinspektor Harald Gremel. Weltweit dürften etwa zwischen 200 bis 250 unterschiedliche Webseiten existieren,
die über etwa 700 bis 900 Internetadressen, so genannte URLs, aufgerufen werden können. "Dabei nehmen
Filesharing-Netzwerke, Newsgroups, Foren und Chatrooms bei der Verbreitung von Kinderpornographie eine immer größere
Bedeutung ein. Zusätzlich ist feststellbar, dass die Opfer immer jünger und die Taten zunehmend brutaler
werden", sagte Gremel.
Bei der Operation "Carole" fanden Erhebungen in allen Bundesländern statt. Bei den Verdächtigen
handelt es sich um Männer im Alter von 17 bis 70 Jahren aus allen sozialen Schichten. Darunter auch Berufsgruppen,
die direkt mit Kindern arbeiten. Im Zuge der Aktion konnte bereits ein Missbrauch eines 12-jährigen Mädchens
geklärt werden.
Nach der Operation "Ghostrider", bei der im letzten Jahr 197 Tatverdächtige weltweit ausgeforscht
werden konnten und der großen internationalen Operation "Charly" 2010, der ebenfalls luxemburgische
Ermittlungen zugrunde lagen und bei der 163 österreichische Tatverdächtige ausgeforscht werden konnten,
handelt sich bei der Operation "Carole" um die bislang umfangreichsten Ermittlungen gegen Konsumenten
von Kinderpornographie in Österreich.
Daten und Fakten zur Meldestelle im Bundeskriminalamt
1998 wurde die Meldestelle "Kinderpornographie" (meldestelle@interpol.at) im Bundeskriminalamt eingerichtet,
2010 wurde sie um das Themenfeld "Kindersextourismus" erweitert. Im Jahr 2011 wurden 2.589 Hinweise gemeldet,
davon 1.532 als illegal verifiziert. Der Trend zeigt, dass die Anzahl kinderpornographischer Websites leicht zurückgeht,
stattdessen wird kinderpornographisches Material verstärkt auf versteckten Foren und Chats ausgetauscht. |