Produktion erreicht 2011 Vorkrisenniveau, Einkommensanalyse stellt Branche ein gutes Zeugnis aus
Wien (pwk) - "Unsere Prognose, die wir im Juli 2011 abgegeben haben, hat sich erfüllt.
Per Ende 2011 hat der Produktionswert Elektro- und Elektronikindustrie (EEI) mit 12,73 Mrd. Euro (+7,9%) wieder
das Niveau von 2008 erreicht", fasst Brigitte Ederer, Präsidentin des FEEI - Fachverband der Elektro-
und Elektronikindustrie die erfreuliche Konjunkturentwicklung einer der größten Industriebranchen Österreichs
zusammen. Nach dem Erfolgsjahr 2010 sind auch 2011 nahezu alle produzierenden Sparten zweistellig gewachsen. Wachstumstreiber
waren erneut die Exporte, die um 8% gegenüber 2010 gestiegen sind. Die hohe internationale Wettbewerbsfähigkeit
unterstreicht auch die Tatsache, dass mittlerweile über 80% der Aufträge aus dem Ausland kommen. Auch
für 2012 ist Ederer zuversichtlich: "Der Wachstumstrend hat sich auch im ersten Quartal 2012 mit einem
Produktionsplus von 4,4% weiter fortgesetzt. Die Auftragseingänge liegen in den ersten drei Monaten 2012 auf
dem Niveau der letzten zwei Jahre. Wir gehen daher davon aus, dass die Branche 2012 um rund 4% zulegen kann".
Die gute Branchenentwicklung spiegelt sich auch bei den Beschäftigten wider. "2011 waren erstmals wieder
mehr als 60.000 Personen in der EEI beschäftigt, seit Jahresende ist der Personalstand nochmals um 236 Mitarbeiter
gewachsen", erklärt Ederer.
Einkommensanalyse der EEI: Gleiches Entgelt für gleiche Tätigkeit Der steigende Personalbedarf in den
Unternehmen, veranlasst den FEEI auch dazu, regelmäßig die Werbetrommel für den Arbeitgeber Elektro-
und Elektronikindustrie zu rühren. "Neben interessanten fachlichen Entwicklungsperspektiven ist die EEI
eine Branche, die sich seit Jahren durch moderne arbeitsrechtliche Rahmenbedingungen auszeichnet, inklusive attraktiver
Löhne und Sozialleistungen. Grundsätzlich gilt in punkto Bezahlung für Männer und Frauen Gleichberechtigung
für gleiche Tätigkeiten. Allerdings können sich objektiv erklärbare Unterschiede zwischen Frauen
und Männern in der Größenordnung von 3 bis 5% ergeben. Dies ist Ergebnis einer Einkommensanalyse,
die vom FEEI für rund 30.000 Personen, das sind 50% aller in der EEI beschäftigten Mitarbeiter, in den
vergangenen Wochen durchgeführt wurde. Details zeigen, dass vor allem technische Jobs deutlich besser bezahlt
werden als Verwaltungstätigkeiten. Allerdings werden technische Aufgaben nur von rund 10 bis 35% der Frauen
ausgeübt. Je höher die Karrierestufe wird, desto weniger Frauen sind in der Branche beschäftigt.
"Leider kommen wir in den Führungsebenen nur auf einen Frauenanteil von 5%, die technischen Positionen
werden dabei zu 95% von Männern ausgeübt. Einer der Hauptgründe dafür ist schlichtweg, dass
Frauen in diesen Berufen absolute Mangelware sind", erklärt Lothar Roitner, Geschäftsführer
des FEEI - Fachverband der Elektro- und Elektronikindustrie.
Schwachstellen: Zulagen, Überstunden, Frauen in Führungspositionen Laut Einkommensanalyse können
sich im Bruttojahresgehalt Differenzen zwischen Frauen und Männern auch bei gleichen Tätigkeiten zeigen.
Diese erklären sich dadurch, dass Montagearbeiten und Nachtschichten überwiegend von Männern durchgeführt
werden, dafür werden sehr hohe Zuschläge bezahlt. Auch beim Thema Zeitausgleich verfahren Frauen und
Männer unterschiedlich: Erstere nehmen Zeitausgleich in Anspruch, Zweitere lassen sich die Stunden auszahlen.
Bei Dienstreisen und Bereitschaftsdiensten - ebenfalls Tätigkeiten, die durch Zuschläge aufgewertet werden
- haben ebenfalls Männer die Oberhand. "Fazit ist, dass die Branche gehaltsmäßig und auch
in Bezug auf arbeitsrechtliche Rahmenbedingungen gut aufgestellt ist. Nachholbedarf gibt es aber beim Thema Frauen
und Technik sowie Frauen in Führungspositionen. Seit Jahren bemüht sich der FEEI daher mit einer Reihe
von Maßnahmen Mädchen für eine technische Ausbildung zu gewinnen. Beim Thema Führungspositionen
stoßen wir aber an gesellschaftspolitische Grenzen. Die Familienlasten werden nach wie vor überwiegend
von Frauen getragen, das wirkt sich unweigerlich auf die Karriere aus", fasst Ederer zusammen.
Greentelligence ist das Erfolgsrezept für zukünftiges Wachstum Neben der allgemeinen Konjunkturentwicklung
und der Verfügbarkeit hochqualifizierter Mitarbeiter wird der weitere Weg der Elektro- und Elektronikindustrie
vor allem davon bestimmt, ob der Aufbau intelligenter Infrastruktur in Europa ernsthaft vorangetrieben wird. Intelligenz
und Effizienz sind die Schlagworte, die das industrielle Wachstum prägen werden. Von intelligenten Energiesystemen,
über smarte Mobilität bis hin zur mobilen Kommunikation - an der Elektro- und Elektronikindustrie führt
beim Thema Infrastrukturerneuerung kein Weg vorbei.
Dieser Trend spiegelt sich auch in der Entwicklung der einzelnen Sparten wider. Rund 20% der in Österreich
produzierten Güter sind Produkte und Komponenten für die Energietechnik. Gleichzeitig verzeichnete dieser
Sektor mit +15,9% auch das stärkste Wachstum im Jahr 2011. Aber auch das Bauelementesegment hat sich mit voller
Wucht aus der Krise katapultiert und seit 2009 seinen Produktionswert um 47,1% gesteigert. Mehr als 77,8% dieser
Produkte gehen in den Export.
Größter Abnehmer war auch 2011 der europäische Markt (64,3% der Exporte) und hier speziell Deutschland
(28,7% der Gesamtausfuhren). Asien ist mittlerweile mit einem 15%igen Anteil der zweitgrößte Exportmarkt
- mit einem Plus von 20% wird hier das stärkste Wachstum verzeichnet. Besonders stark nachgefragt sind Produkte,
Systeme und Komponenten für innovative Umwelt-, Klima- sowie Informations- und Kommunikationstechnologien.
Das unterstreicht laut Lothar Roitner auch die führende Position, welche die heimischen Unternehmen bei diesen
Technologien innehaben. "Gerade deswegen wünschen wir uns von Seiten der politischen Entscheidungsträger
mehr Zug zum Tor und die Etablierung von marktwirtschaftlich orientierten Steuerungsinstrumenten, die die Marktdurchdringung
intelligenter Technologien entsprechend forcieren", erklärt Roitner abschließend.
Der Fachverband der Elektro- und Elektronikindustrie vertritt in Österreich die Interessen von knapp 300 Unternehmen
mit mehr als 60.000 Beschäftigten und einem Produktionswert von 12,7 Milliarden Euro (Stand 2011). |