Südkorea: Vollautomatisches Metrosystem Val geht in Uijeongbu in Betrieb   

erstellt am
03. 07. 12

Fahrzeuge kommen aus Wien Simmering – Fahrwerke aus Graz
Wien (siemens) - Am 02.07. wurde in Uijeongbu, Südkorea, das vollautomatische Metrosystem vom Typ Val offiziell in Betrieb genommen. Das Nahverkehrssystem wurde als Public-Private-Partnership(PPP)-Projekt von einem koreanischen Konsortium aus sechs Partnern unter Führung der GS Engineering & Construction Corporation schlüsselfertig gebaut. Siemens lieferte das automatische Zugsicherungssystem ATC (Automatic Train Control), rüstete die Betriebsleitzentrale und die Betriebswerkstatt aus und fertigte 15 zweiteilige, gummibereifte Val-208-Fahrzeuge. Auftraggeber ist der Nahverkehrsbetreiber Uijeongbu Light Rail Transit (LRT) Co., Ltd. Die Fahrzeuge wurden im Siemens Werk in Wien Simmering gefertigt, die Fahrwerke stammen aus dem Siemens Werk in Graz.

Die Stadt Uijeongbu liegt rund 20 Kilometer nördlich der südkoreanischen Hauptstadt Seoul. Die Einwohnerzahl nahm seit 1995 um 38 Prozent zu. Bis 2020 wird ein Anstieg um weitere 28 Prozent auf 500.000 Bewohner erwartet. Um diesem Wachstum gerecht werden zu können, entschied die Stadt Uijeongbu, ein Nahverkehrssystem, die „U line“, zu errichten. Gebaut wurde diese Linie als PPP-Projekt und verbindet mittels eines aufgeständerten Fahrwegs den Osten der Stadt mit dem Zentrum. Die Strecke ist rund elf Kilometer lang und besitzt mit der Station Hoeryong eine Umsteigeverbindung an das Metrosystem von Seoul. So können vor allem Berufspendler schnell, zuverlässig und umweltfreundlich zu ihrem Arbeitsplatz in der Hauptstadt gelangen.

Das Val-System bedient 15 Stationen und wird zu den Hauptverkehrszeiten rund 3.400 Passagiere pro Stunde und Fahrtrichtung befördern. Bis 2040 soll sich das Passagieraufkommen zu Spitzenzeiten auf bis zu 6.400 Personen pro Stunde und Richtung erhöhen. Jährlich sollen rund 32 Millionen Fahrgäste transportiert werden. In den kommenden 20 Jahren wird ein Anstieg auf rund 55 Millionen Nutzer pro Jahr prognostiziert. Das System ist rund 20 Stunden täglich in Betrieb, und zu Spitzenzeiten fährt alle 205 Sekunden ein Doppelwagen. Betrieben wird die Linie in den kommenden 30 Jahren vom PPP-Konsortium.

Vollautomatisches Metrosystem Val
Der Val ist ein schienengebundenes, vollautomatisches und fahrerloses Stadtbahnsystem, das speziell auf die Anforderungen an Anschlusslinien zu den Hauptmetrosystemen von Megacities oder als Rückgrat des öffentlichen Nahverkehrs von kleinen oder mittelgroßen Städten zugeschnitten wurde. Das System zeichnet sich aus durch kurze Zugfolgezeiten (unter einer Minute), Geschwindigkeiten von bis zu 80 Kilometer pro Stunde sowie schnelle Beschleunigungsphasen und kurze Abbremsphasen. Das Val-System kann aufgrund der Gummibereifung besonders gut Steigungen überwinden und ist in engen Kurvenradien deutlich leiser als andere Schienensysteme. Es ermöglicht ein schnelles Anfahren und einen punktgenauen Halt in den Stationen. Grüne Technologien wie die Energierückgewinnung beim Bremsen senken den Energieverbrauch deutlich.

Der Zugbetrieb wird von einem automatischen Kontroll- und Betriebsleitsystem gesteuert und gesichert. Das System hält selbstständig die notwendigen Sicherheitsabstände und gestattet insgesamt sehr kurze Zugfolgezeiten – ideal für beengte Platzverhältnisse in Städten. Die Überwachung erfolgt in der Betriebszentrale und mit Videokameras in den Stationen, auf der Strecke und im Fahrgastraum. Die Betriebszentrale kann flexibel auf zusätzlichen Fahrgastandrang reagieren und schnell weitere Zugeinheiten zur Entlastung einbringen.

Val-Systeme Siemens werden an den Flughäfen Charles de Gaulle und Orly in Paris ebenso eingesetzt wie am O’Hare Airport Chicago. Und auch im Metro-Einsatz überzeugen die automatischen Bahnen, zum Beispiel in den französischen Städten Lille, Rennes und Toulouse, in Taipei auf Taiwan sowie im italienischen Turin.

Standort Simmering: Forschung, Entwicklung, Fertigung und Endmontage

Im Werk Simmering ist das Know-how der gesamten Logistik- und Prozesskette von Forschung, Entwicklung, Engineering, Fertigung, Endmontage bis zur Inbetriebsetzung vereint. Mit neuesten Fertigungstechnologien, wie zum Beispiel Schweiß-Robotern, werden in Simmering Fahrzeuge aus rostfreiem Stahl oder in Aluminium-Großprofilbauweise produziert. In den Fertigungsstandort werden aktuell mehr als 50 Millionen Euro investiert. In der fast 14.000 m² großen Endmontagehalle können Fahrzeuge an sieben Modulen gleichzeitig montiert werden. Die Entwicklungs- und Fertigungstradition reicht mehr als 150 Jahre in die Zeit der "k & k-Waggonfabrik" zurück.

Graz: Das Welt-Kompetenz-Zentrum für Fahrwerke & Radsätze von Siemens
Siemens Rail Systems in Graz ist als Entwickler und Produzent von High-Tech-Fahrwerken ein wichtiger Partner der weltweiten Schienenfahrzeug-Industrie. Das Fahrwerk bestimmt Sicherheit und Fahrkomfort in Schienenfahrzeugen. Von Siemens als einem der größten Schienenfahrzeughersteller kommen Entwicklung, Innovation und Fertigung von Fahrwerken aus einer Hand. Das Welt-Kompetenz-Zentrum in Graz hat einen der höchsten Automatisierungsgrade. Dank modernster Robotertechnik werden jährlich bis zu 1500 km Schweißnaht erzeugt. Mittels Fließfertigung und mordernsten Druckstand können in Graz bis zu 4000 Fahrwerke jährlich montiert werden. In den Standort Graz wurden 12 Millionen Euro in eine eigene hochmoderne Radsatzmontage investiert. Mit diesem Projekt setzte Siemens ein weiteres Zeichen in Richtung Stärkung und Erweiterungen des konzerninternen Know-How im Bereich der Fahrwerksentwicklung.
     
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