Verdienststrukturerhebung  

erstellt am
12. 07. 12

Verdienste 2010 im Mittel 12,79 Euro brutto pro Stunde 
Unterschiede nach Branchen und Berufen
Wien (statistik austria) - Laut den Ergebnissen der Verdienststrukturerhebung für das Jahr 2010 lagen die mittleren Bruttostundenverdienste (ohne Mehr- und Überstunden) der unselbständig Beschäftigten in der Privatwirtschaft bei 12,79 Euro. Im Produzierenden Bereich waren die Verdienste mit 13,98 Euro traditionell höher als im Dienstleistungsbereich mit 12,01 Euro.

Starke Unterschiede zeigen sich laut Statistik Austria zwischen den einzelnen Branchen: Am höchsten waren die Verdienste in der Energieversorgung (21,33 Euro), im Bereich Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen (18,86 Euro) und im Bereich Information und Kommunikation (18,55 Euro). Die niedrigsten Bruttostundenverdienste wurden in der Beherbergung und Gastronomie (7,89 Euro) gezahlt.

Differenziert nach einzelnen Berufsgruppen lagen die Verdienste von Führungskräften mit 27,32 Euro erwartungsgemäß an der Spitze, gefolgt von Beschäftigten in akademischen Berufen mit 19,48 Euro, Fachkräften in technischen und gleichrangigen nichttechnischen Berufen mit 16,72 Euro sowie Bürokräften und verwandten Berufen mit 13,31 Euro. Personen in Handwerks- und verwandten Berufen verdienten 13,16 Euro, Beschäftigte in Dienstleistungsberufen sowie Verkäuferinnen und Verkäufer 9,76 Euro, Hilfsarbeitskräfte 9,12 Euro brutto pro Stunde.

Die Bruttostundenverdienste der Frauen waren gemessen am Median in allen erhobenen Branchen und Berufsgruppen niedriger als die der Männer. Allgemein lagen die Verdienste der Frauen mit 11,04 Euro um 21,1% unter jenen der Männer mit 13,99 Euro. Bei der letzten Erhebung für das Jahr 2006 waren es noch 22,7%; das ergibt einen leichten Rückgang von 1,6 Prozentpunkten in vier Jahren.

Insbesondere in den Altersgruppen ab 30 Jahren bleiben die Verdienste der Frauen deutlich hinter jenen der Männer zurück. Die Gliederung nach Altersgruppen zeigt zwar insgesamt eine Steigerung der Verdienste mit zunehmendem Alter, der Anstieg der Verdienste war bei Frauen allerdings nicht so stark wie bei Männern. Während 20- bis 29-jährige Frauen im Mittel 10,00 Euro und damit um rund 15% weniger verdienten als Männer in dieser Altersgruppe (11,70 Euro), lagen die Verdienste der Frauen im Alter von 50 bis 59 Jahren bei 11,45 Euro und somit um 28% unter jenen der Männer mit 15,95 Euro.

Eine starke Steigerung der Verdienste sowohl für Männer als auch Frauen bewirkt hingegen das Senioritätsprinzip, wonach mit der Dauer der Zugehörigkeit zum Unternehmen die Verdienste steigen. Im Vergleich zu Beschäftigten mit einer Unternehmenszugehörigkeit von unter einem Jahr verdienten Beschäftigte mit einer Dauer von 10 bis 19 Jahren um 45% mehr und Beschäftigte mit 30 und mehr Jahren fast das Doppelte (96%). Bei Frauen mit langer Unternehmenszugehörigkeit war der Anstieg stärker als bei Männern, sodass sich die Verdienste von Frauen und Männern mit zunehmender Dauer annähern. Es erreichten jedoch nur rund 2% der Frauen und 6% der Männer eine Zugehörigkeit zum Unternehmen von 30 und mehr Jahren.

Einen eindeutig positiven Einfluss auf die Höhe der Verdienste hat die Ausbildung: Während Beschäftigte mit höchstens Pflichtschulabschluss 9,67 Euro brutto pro Stunde verdienten, lagen die mittleren Verdienste von Personen mit einem Lehrabschluss mit 12,42 Euro um rund 28% darüber. Beschäftigte mit BHS-Matura verdienten mit 15,18 Euro um rund 22% mehr als Absolventinnen und Absolventen einer Lehre. Der Abschluss einer Universität oder Fachhochschule brachte mit 20,45 Euro im Mittel ein Plus von 35% gegenüber einem BHS-Abschluss.

 

Heinisch-Hosek: Bei Einkommensschere endlich ein kleiner Silberstreifen am Horizont
Transparenz wirkt - nächster Schritt verpflichtende Frauenförderpläne
Wien (bpd) - "Endlich zeigt sich ein kleiner Silberstreifen am Horizont. Die Einkommensschere geht laut Statistik Austria ein klein wenig zu", freut sich Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek anlässlich der aktuellen Daten der Verdienststrukturerhebung 2010. Es zeige sich, dass die unterschiedlichen Maßnahmen für mehr Transparenz bei den Einkommen wirken. "Einkommensberichte, Gehaltsangaben in Stelleninseraten und der Online-Gehaltsrechner sind Maßnahmen, die allesamt bewirken, dass über Gehälter und Lohngerechtigkeit gesprochen wird. Das war längst überfällig", so Heinisch-Hosek.

Allerdings sei eine Einkommensschere von 26,7% nach wie vor viel zu groß. "Nicht einmal drei Prozent Verringerung in vier Jahren ist nicht die Dimension, die ich mir vorstelle. Hier sollten wir einen Gang zulegen", so Heinisch-Hosek. "Ein wichtiger nächster Schritt wäre die Verankerung von betrieblicher Frauenförderung im Gleichbehandlungsgesetz, das gerade verhandelt wird. Das würde der Gleichstellung von Frauen und Männern in Unternehmen eine neue Dynamik geben", so Heinisch-Hosek abschließend.

 

 Schwentner: Einkommensdiskriminierung ein Ende bereiten
Grüne fordern gesetzlichen Mindeststundenlohn
Wien (grüne) - "Ein um ein Viertel geringerer Stundenlohn für Frauen ist mit nichts zu rechtfertigen. Das ist ein klarer Arbeitsauftrag an Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek, endlich alle Hebel in Bewegung zu setzen, um der Einkommensdiskriminierung ein Ende zu bereiten. Nur auf freiwillige Frauenförderpläne zu setzen, reicht nicht aus. Wir brauchen ein Gleichbehandlungsgesetz mit Biss und einen gesetzlichen Mindeststundenlohn, der Frauenarmut verhindert", fordert Judith Schwentner, Frauensprecherin der Grünen, anlässlich der Präsentation der Einkommenszahlen aus der Verdienststrukturerhebung der Statistik Austria. Das Einkommen in Niedriglohnbranchen sollte armutsfest gemacht werden. "Wer arbeiten geht, soll auch davon leben können", sagt Schwentner.

Obwohl gerade junge Frauen bei den Ausbildungsabschlüssen massiv aufgeholt haben, kämen sie nur schwer in die entsprechenden Positionen. "Für Führungspositionen werden immer noch Männer bevorzugt, obwohl Frauen oft besser ausgebildet sind. Die Einführung einer europaweiten Quote in den Vorständen, wie EU-Kommissarin Vivian Reding vorgeschlagen hat, ist daher ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Top-ausgebildete Frauen müssen eine reale Chance auf eine Führungsposition haben", fordert Judith Schwentner.

 

 Tumpel: Einkommensschere schließen!
Den Berichten müssen auch Taten folgen. Sie dürfen nicht in Schubladen verschwinden.
Wien (ak) - "Die Verdienststrukturerhebung 2010 von Statistik Austria dokumentiert, dass es nach wie vor oberste Priorität haben muss, die Einkommensschere zu schließen. Frauen sind mittlerweile gut ausgebildet und dennoch beträgt bereits bei den Jungen die Schere 15 Prozent. Dass die Schere zwischen Frauen und Männern mit zunehmendem Alter auseinander geht, ist auch darauf zurückzuführen, dass es noch immer für Frauen sehr schwierig ist, Beruf und Familie zu vereinbaren" sagt AK Präsident Herbert Tumpel und fordert ein Maßnahmenbündel, damit die Lohnschere zusammengeht. Dazu gehören der Ausbau qualitativ hochwertiger Betreuungsplätze, die Förderung der Väterbeteiligung bei der Kinderbetreuung durch Einführung eines Papamonats, gleiche Zugangschancen für Frauen und Männer zu den verschiedenen Berufen und gleiche Karrierechancen. Für die AK sind die neu eingeführten Instrumente der Einkommensberichte und die Angabe der Einkommen bei Stelleninseraten wichtige Hebel, um die Unterschiede zu verringern. "Wichtig ist allerdings, dass die Berichte nicht nur alle zwei Jahre erstellt werden, sondern dann auch betriebliche Maßnahmen zur Verringerung der Einkommensschere folgen. Den Berichten müssen auch Taten folgen. Sie dürfen nicht in Schubladen verschwinden. Ich lade die anderen Sozialpartner ein, gemeinsam einen Weg zu finden",sagt Tumpel.
     

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