Zukunftsweisende Technologie wurde soeben zum Patent eingereicht
Graz (meduni) - Im Rahmen des K-Projekts BioPersMed der Med Uni Graz wurde nach mehrjähriger
Entwicklungsarbeit ein neuartiges Lagersystem für biologische Proben in Flüssigstickstoff zum Patent
eingereicht, das neue Qualitätsstandards bei der Lagerung von Kryo-Proben setzt. Die Neuentwicklung erfolgte
in Kooperation mit der M&R Automation GmbH, einem der weltweit führenden Automatisierungsunternehmen mit
Hauptsitz in Graz, das den Markt mit Komplettsystemen beliefert. Die M&R Automation hat von der Entwicklung
bis zum Bau alle Ressourcen unter einem Dach, welche auch für diese Entwicklung erforderlich waren.
Die Med Uni Graz verfügt über eine der größten Biobanken Europas. Die Sammlung mit rund 4,5
Millionen Proben umfasst biologisches Material wie Gewebe, Blut und andere Körperflüssigkeiten sowie
Zellen und DNA. Diese menschlichen Proben sind in der medizinischen Forschung unabdingbar, da sie wertvolle Information
über genetische und nichtgenetische Ursachen von Erkrankungen sowie über Faktoren, die den Verlauf von
Erkrankungen beeinflussen, beinhalten. Um eine Vielzahl an Untersuchungen durchführen zu können, ist
eine hochwertige Lagerung dieser Proben besonders wichtig. Lagersysteme müssen die Qualität und Integrität
der eingelagerten Proben langfristig sicherstellen sowie gut und einfach zu bedienen sein. Anforderungen, die herkömmliche
Kryo-Lagersysteme (Proben werden bei Temperaturen unterhalb von -150°C in einem Behälter mit flüssigen
Stickstoff gelagert) nur bedingt erfüllen.
Neuartiges Lagerungssystem führt zu Qualitätssteigerung
Das nun von der Med Uni Graz und M&R Automation GmbH entwickelte Lagersystem setzt neue Maßstäbe
für die Gewährleistung der Qualität von kryo-gelagerten biologischen Materialien. Herkömmliche
Lagersysteme sind meist dadurch charakterisiert, dass man gesamte Racks mit allen darin eingelagerten Proben aus
der schützenden Atmosphäre des Tanks herausnehmen muss, um einzelne Proben ein- bzw. auszulagern. Das
Handling der Racks, Boxen und Proben mit Schutzhandschuhen ist umständlich und zeitaufwändig, was in
der Folge unvermeidlich zu Vereisung und größeren Temperaturschwankungen in den Proben im entnommenen
Rack führt. Das neue Lagersystem hingegen ermöglicht einen direkten Zugriff auf einzelne Proben, die
Anzahl der bewegten Proben wird somit minimiert und Temperaturschwankungen werden fast vollständig eliminiert.
Weiters kommt es zu einer Erleichterung und Vereinfachung der Arbeitsschritte für die Forscher. Es müssen
keine schweren Racks mehr gehoben werden, auch auf dicke Schutzhandschuhe kann verzichtet werden, weil keine tiefgekühlten
Objekte direkt angefasst werden müssen und die Gefahren des Hantierens mit flüssigem Stickstoff werden
drastisch reduziert. Neben qualitativen Vorteilen hat das neue Lagerungssystem auch wirtschaftlichen Nutzen. So
können die Proben-Einlagerungs- und Entnahmeprozesse aufgrund des direkten Probenzugriffs schneller durchgeführt
werden.
Kürzere Deckelöffnungszeiten und die Tatsache, dass keine Racks aus dem Tank entnommen werden müssen,
führen zu geringerem Kälteverlust, zu verringertem Stickstoffverbrauch und damit zu einer signifikanten
Betriebskostenersparnis. Das neuartige System ist mit herkömmlichen am Markt erhältlichen Lagersystemen
kompatibel und soll bereits in einem halben Jahr auf dem Markt erhältlich sein.
Wirtschaftlicher Nutzen durch das K-Projekt BioPersMed
Das K-Projekt "BioPersMed", welches unter der Leitung der Medizinischen Universität Graz
vor über einem Jahr gestartet wurde und weitere 18 industrielle und akademische Partner umfasst, führt
neben neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen auch zu wirtschaftlich direkt nutzbaren Ergebnissen - wie man es am
Beispiel des neuartigen Lagersystems sieht. Dieses Projekt zeigt auch, dass sich die Vernetzung am Humantechnologie-Standort
Steiermark bezahlt macht. Die Kooperation zwischen den Mitglieds-Organisationen des Humantechnologie-Clusters M&RAutomation
GmbH und Medizinischer Universität Graz schafft den vielfach angestrebten Mehrwert zwischen Wirtschaft und
Academia.
Im K-Projekt "BioPersMed" wird nach Biomarkern - also biologisch messbaren Kriterien - geforscht, um
in Zukunft Diagnostik und damit auch Behandlungen individueller gestalten, also "personalisieren" zu
können und so die Treffsicherheit und Wirkung der Therapien zu verbessern. |