Dialogforum Flughafen Wien veröffentlicht Evaluierungsbericht 2011   

erstellt am
10. 07. 12

Vorbereitung auf mögliche Veröffentlichung des UVP-Bescheids zur geplanten 3. Piste eingeleitet
Wien (dialogforum) - Das Dialogforum hat heute den alljährlich erscheinenden Evaluierungsbericht für das Jahr 2011 veröffentlicht. Gleichzeitig wurden mehrere interne Sitzungstermine für Mitglieder der Verhandlungsplattform festgelegt, um die Inhalte des erstinstanzlichen UVP-Bescheids zur von der Flughafen Wien AG (FWAG) eingereichten Parallelpiste 11R/29L ("3. Piste") prüfen zu können, da dessen Erlass im Sommer erwartet wird.

DI Wolfgang Hesina, Geschäftsführer des Dialogforums: "Die Mitglieder des Dialogforums werden in diesem Fall zunächst die Einhaltung des Mediationsvertrags genau kontrollieren und weiters prüfen, ob der UVP-Bescheid die Umsetzung der Vereinbarungen und Maßnahmen gegen Flugverkehrsbelastungen behindert oder sogar unmöglich macht. Vom Ergebnis hängt dann die weitere Vorgangsweise ab."

Evaluierungsbericht 2011 - Licht und Schatten bei der Maßnahmenumsetzung
Das Dialogforum arbeitet ständig am Interessensausgleich von Flugverkehrsbetroffenen und Flugverkehrswirtschaft und evaluiert laufend die Umsetzung der vereinbarten Maßnahmen gegen die Flugverkehrsbelastungen. "Der Evaluierungsbericht zeigt, dass 2011 viele Maßnahmen erfolgreich umsetzen werden konnten, es aber auch zu Abweichungen von vereinbarten Zielen gekommen ist",berichtet DI Wolfgang Hesina, Geschäftsführer des Dialogforum Wien.

Nachtflugregelung weitgehend eingehalten
Die Vereinbarungen der Nachtflugregelung zur Pistenbenutzung sowie die Einhaltung der festgelegten Abflugrouten und Korridore wurden, wie auch schon die Jahre davor, nahezu zu 100 % erfüllt. Erfreulich war, dass der Zielwert von 4.700 Starts und Landungen im Gesamtjahr in der Nachtkernzeit (23:30 Uhr - 05:30 Uhr) nur um 50 Flugbewegungen überschritten wurde. Zwtl.: Rund 30 Prozent der Nachtlandungen erfolgten 2011 im kontinuierlichen Sinkflug

Im Jahr 2011 erfolgten 30,4 % aller Nachtlandungen im kontinuierlichen Sinkflug und damit so leise wie möglich. Der Vergleich zeigt, dass der Anteil des kontinuierlichen Sinkflugs in der Nacht gegenüber 2010 um 2,4 % gestiegen ist.

Fluglärmzonen - nur geringfügige Änderungen
Aufgrund der nahezu gleichen Zahl an Flugbewegungen hat sich 2011 keine signifikante Veränderungen der Fluglärmzonen ergeben. Knapp 14 % weniger Personen waren in den Taglärmzonen zu verzeichnen. Die Abnahme im Pegelbereich zwischen 45 dB bis 50 dB auf ist auf die geringere Anzahl von Landungen Piste 11 zurückzuführen. In der Taglärmzone über 65 dB befindet sich weiterhin kein besiedeltes Gebiet.

Die Nachtflugbewegungen zwischen 22:00 und 06:00 Uhr haben sich kaum verändert. Die Zunahme der Betroffenen um 6,2 % ist auf mehr Landungen auf Piste 29 und Starts schwererer Flugzeuge zurückzuführen, letzteres hat die 40 dB bis 45 dB Zone bei zwei Abflugstrecken Richtung Süden vergrößerte.

Anfragen und Beschwerden leicht rückläufig
Im Berichtsjahr 2011 wurden am Infotelefon (inklusive Web-Anfragen und E-Mails) 9.212 Anfragen entgegengenommen. Die Anrufe sind gegenüber 2010 um rund 4,0 %, die Anzahl der E-Mails um 8,4 % zurückgegangen Die Anzahl der Beschwerden und Anfragen aus Wien ist um 1,7 % gestiegen. Sie kamen vor allem aus dem 23., 14. und 13. Bezirk. In Niederösterreich und dem Burgenland ist die Zahl der Anfragen um 18,8 % zurückgegangen. Die Beschwerden bezogen sich vor allem auf Landungen Piste 16, gefolgt von Starts in Richtung der Piste 34.

Pistenverteilungsplan - erneut Abweichungen
Bei den Landungen Piste 34 (Zielwert: 41 %) kam es mit 42,6 % auch 2011 zu einer Überschreitung des Zielwertes. Überschritten wurden die Zielwerte auch bei den Landungen Piste 11 (Zielwert: 11,5 %; IST-Wert: 12,8 %) und Piste 16 (Zielwert: 27,5 %; IST-Wert: 30,0 %). Niederösterreichische Gemeinden wie u.a. Groß-Enzersdorf oder Trautmannsdorf sowie Teile des Wiener Stadtgebietes waren deshalb stärker vom Flugverkehr betroffen als das der Pistenverteilungsplan vorsieht. Deutlich unterschritten wurde der Zielwert von 20,0 % bei den Landungen über das Arbesthaler Hügelland (IST-Wert: 14,7 %).

Bei den Starts von Piste 29 wurde der vereinbarte Zielwert (63,0 %) um 5,9 %-Punkte überschritten. Die Siedlungsgebiete im Bereich der Abflugrouten von Piste 29 waren damit stärker belastet. Bei den übrigen Startrichtungen wurden die Zielwerte unterschritten, wodurch diese Siedlungsgebiete gegenüber den Zielwerten auch weniger betroffen waren.

Austro Control hat alle Maßnahmen ergriffen, um die Zielwerte zu erreichen, die atypisch häufigen Ost/Südostwindlagen in den letzen beiden Monaten des Jahres und mehr Windstilleperioden haben aber eine bessere Zielwerterreichung verhindert.

Unbefriedigend war wie die Jahre davor, dass die Sichtanflugthematik keiner Konfliktlösung zugeführt werden konnte, die Nachttransitions als wichtige Voraussetzung für den kontinuierlichen Sinkflug kurz nach deren Veröffentlichung ausgesetzt werden mussten und die Behandlung des Bodenlärmthema nur langsam angelaufen ist.

Über das Dialogforum
Das Dialogforum bietet rund zwei Millionen Menschen aus ca. 130 Gemeinden und drei Bundesländern in Ostösterreich die Möglichkeit, sich über Repräsentanten in Verhandlung sowie die Umsetzung und Kontrolle von Maßnahmen gegen die Flugverkehrsbelastungen einzubringen.

Der Evaluierungsbericht 2011 (Lang- und Kurzfassung) steht ab sofort ebenso wie die Evaluierungsberichte für die Jahre 2004 bis 2010 auf der Website des Dialogforums als Download zur Verfügung.
     
Informationen: http://www.dialogforum.at    
     
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