Salzburg: Festspiele sollen Instrument des Friedens sein   

erstellt am
23. 07. 12

Rabbi Arthur Schneier und Kardinal Christoph Schönborn diskutierten zum Festspielauftakt
Salzburg (kap) - "Die Festspiele sollen ein Instrument des Friedens und der Toleranz sein." Das betonte der New Yorker Rabbi Arthur Schneier im Gespräch mit Kardinal Christoph Schönborn am Abend des 20.07. zum Auftakt der Salzburger Festspiele in den "Disputationes". Beide plädierten dabei für die Freiheit der Religionen und die Fortsetzung des interreligiösen Dialogs. Mit der Konzilserklärung "Nostra Aetate" habe ein epochaler Wandel begonnen, "das Christentum braucht die Besinnung auf die jüdischen Wurzeln", stellte Kardinal Schönborn in der Aula der Universität Salzburg fest.

Rabbi Schneier ortete weltweit eine Rückkehr zum Glauben, die sogar in China spürbar sei. "Wenn Religion marginalisiert wird, leidet das Volk", sagte er. Heute versuchten Terroristen weltweit das kulturelle und geistige Erbe niederzureißen. Umso wichtiger sei es, den Glauben und die Kultur zu erhalten. "Gott muss in der Gesellschaft einen Platz haben, sonst schadet es den Menschen", betonte Rabbi Schneier. Der Säkularismus, der ein europäisches Phänomen sei, werde nicht lange existieren, denn jeder Mensch habe eine Seele, "und die muss man füttern". "Die Seele gehört nicht dem Staat", stellte dazu auch Kardinal Schönborn fest. Der Interreligiöse Dialog sei zwar wichtig, aber noch wichtiger sei das Tun und das Miteinander der Religionen.

Zuvor war Kardinal Schönborn beim Eröffnungsvortrag auf das Verhältnis von Christentum und Säkularität in Europa eingegangen. Auch wenn das Christentum in Europa "weitgehend marginalisiert" sei und als wichtige gesellschaftlich gestaltende Kraft immer weniger in Erscheinung tritt, so bleibt es doch für die Zukunft Europas unverzichtbar. Kardinal Christoph Schönborn diagnostizierte, dass das Christentum in Europa heute "Wurzel und Fremdkörper" zugleich sei: "Und doch sehe ich die Christen nicht als 'Auslaufmodell' in einem Europa, in dem die Sinnressourcen knapp werden", sagte der Wiener Erzbischof.

Europa, so Schönborn, "sehnt sich nach einem authentischen Christentum". Wichtig sei dabei, die Gratwanderung zu beachten: Europa brauche "den prophetischen Einspruch des Evangeliums als heilsame Unruhestiftung", das Christentum hingegen brauche gleichermaßen "die kritische Rückfrage des säkularen Europa. Sie tut ihm gut. Sie weckt es auf, fordert es heraus."
     
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