Bundesrat hat Lissabon-Vertrag vollständig umgesetzt
Wien (pk) - Die Grundsatzfragen für die Zukunft gemeinsam zwischen Bund, Ländern und Gemeinden
zu erörtern und aufzubereiten, sieht der neue Bundesratspräsident Georg Keuschnigg als eine zentrale
Aufgabe nicht nur der Länderkammer sondern auch seiner Funktion für das nächste halbe Jahr. In seiner
Antrittsrede in der Sitzung des Bundesrats bezeichnete Keuschnigg am 19.07. den globalen Trend zur Verstädterung
und Abwanderung aus den ländlichen Gebieten als eines der drängendsten Probleme. Das führe zu immensen
Herausforderungen für die Bildungspolitik, die Arbeitsmarktpolitik, die öffentliche Mobilität und
die Daseinsvorsorge, die die Politik aufgreifen müsse.
Der Bundesratspräsident zitierte aus Untersuchungen der Statistik Austria, wonach innerhalb von 20 Jahren
die erwerbstätige Bevölkerung in ländlichen Regionen bis zu 20% schrumpfen wird, womit für
die Gemeinden viel Steuergeld verloren geht. Daraus entstehe eine Negativspirale, auf die man reagieren müsse,
um die Aufgaben der Daseinsvorsorge auch weiterhin erfüllen zu können, sagte keuschnigg. Die Länderkammer
sei der geeignete Ort, um sich dieser existentiellen Fragen annehmen zu können, betonte er und fügte
hinzu, es gehe um eine Politik, die einen Beitrag dazu leistet, die Lebenssituation der Menschen zu verbessern.
Parteipolitische Fragen hätten in diesen Grundsatzfragen keinen Platz, so Keuschnigg. Deshalb sei es auch
sein Bemühen, im Rahmen der innerösterreichischen Reform eine klare Verhandlungsposition der Bundesländer
zu erreichen und die anstehenden Herausforderungen gemeinsam zu lösen.
Keuschnigg wies in diesem Zusammenhang auf das kürzlich stattgefundene Hearing zum Thema Gesundheitsversorgung
in den Regionen hin und kündigte für den 10. Oktober eine Enquete an, die sich mit der Zukunft der Regionen
allgemein befassen wird. Internationale Ideen möchte sich der Bundesratspräsident bei einem internationalen
Hearing holen, das für November in Aussicht genommen ist und zu dem VertreterInnen von Regionen außerhalb
Österreichs eingeladen sind, um darzulegen, mit welchen Mitteln und Ideen sie die Daseinsvorsorge auch dort
sicherstellen wollen, wo nur mehr wenig Menschen leben.
Während der Bundesrat innerstaatlich noch vor großen Herausforderungen stehe, habe er es im Rahmen der
EU-Politik geschafft, den Lissabon-Vertrag umzusetzen, zeigte sich Keuschnigg zufrieden. Die Länderkammer
übe ihre Rechte bei der Subsidiaritätsprüfung und der Mitwirkung an der EU-Gesetzgebung intensiv
aus, was auch zu einem Quantensprung in der Zusammenarbeit mit den Ländern geführt habe. Der Bundesratspräsident
zeichnete die Rolle der Länderkammer als eine "Scharnierfunktion" für die Initiativen der EU
und wies ihr dabei eine staatstragende Rolle als "Europaforum der Länder, Gemeinden und Regionen"
zu. |