Bedeutendster Europäischer Ingenieurpreis an den großen Wiener Brückenbauer
Wien (arching) - Im Rahmen einer Festveranstaltung wurde dem Wiener Bauingenieur em. Univ.-Prof.
Alfred Pauser am 14.07. in der Stuttgarter Staatsgalerie vom Präsidenten der Baden-Württembergischen
Ingenieurkammer, Rainer Wulle, und dem Präsidenten des Verbandes Beratender Ingenieure, Volker Cornelius,
der Fritz-Leonhardt-Preis 2012 für herausragende Ingenieurbaukunst verliehen. Der nach einem der weltweit
bekanntesten Bauingenieure, Fritz Leonhardt (1909-1999), benannte Preis ist der renommierteste Ingenieurpreis in
Europa.
Pauser, der für sein Lebenswerk bereits 2008 den von der Stadt Wien und der Kammer der Architekten und Ingenieurkonsulenten
für Wien, Niederösterreich und Burgenland gestifteten Wiener Ingenieurpreis erhielt, war wesentlich an
der Errichtung von mehr als der Hälfte der Wiener Brücken beteiligt und lehrte über zwanzig Jahre
lang an der Wiener Technischen Universität.
Wissenschaftliche Interessen ließen ihn sich früh mit neuen Konstruktionsverfahren wie dem Spannbeton
befassen, zugleich blieb er in engem Kontakt mit der Praxis, und errichtete zahlreiche Bauwerke. Er suchte und
hielt internationalen Kontakt, womit er den Wissensaustausch zum Nutzen aller Beteiligten verbesserte. "Pauser
ist ein Ingenieur im besten Sinne. Einer der die Konstruktion versteht und in jedem Fall Form und Funktion symbiotisch
zu vereinigen vermag", sagte der Präsident der Kammer der Architekten und Ingenieurkonsulenten für
Wien, Niederösterreich und Burgenland, Architekt Walter Stelzhammer, in seiner Rede anlässlich der Preisverleihung
in Stuttgart.
Offensichtlich erkennt man die Qualität des Pauser'schen Werks heute nicht überall. So sind die Pläne
der ASFINAG, die von Alfred Pauser geplante Erdbergbrücke in Wien abzubrechen, nicht nachvollziehbar und zurückzuweisen.
"Ich appelliere an alle Verantwortlichen, von diesem Vorhaben Abstand zu nehmen und die Erdbergbrücke
als bedeutendes Zeugnis innovativer österreichischer Ingenieurkunst zu erhalten und instand zu setzen."
schloss Stelzhammer.
Alfred Pauser
wurde 1930 im niederösterreichischen Gmünd geboren. Er studierte an der Technischen Hochschule
in Wien Bauingenieurwesen, zuletzt als Werkstudent. Vom Mitarbeiter stieg er zum Partner von Dr. Herbert Wycital
auf. 1964 gründete Alfred Pauser in Wien sein eigenes Zivilingenieurbüro, ab 1979 in Partnerschaft mit
Karl Beschorner, Peter Biberschick und Hans Klenovec. Seit 1978 lehrte Pauser an der Technischen Universität
(TU) Wien. 1980 erhielt Pauser den Titel "Baurat honoris causa" durch den Bundespräsidenten Österreichs.
1982 berief ihn die TU Wien als Ordinarius für Hochbau. Die Leopold-Franzens-Universität Innsbruck verlieh
ihm 1984 das Ehrendoktorat "in Anerkennung und Würdigung der richtungsweisenden Leistungen im konstruktiven
Ingenieurbau". 1997 erfolgte die Emeritierung.
Information "Fritz-Leonhardt-Preis"
Der Fritz-Leonhardt-Preis (FLP) wird seit 1999 an herausragende Repräsentanten zeitgenössischer internationaler
Ingenieurbaukunst von der Ingenieurkammer Baden-Württemberg (INGBW) und dem Verband Beratender Ingenieure
(VBI) vergeben. Namensgeber ist der international renommierte Stuttgarter Bauingenieur Prof. Dr.-Ing. Dr.-Ing.
E.h. mult. Fritz Leonhardt (1909-1999; u.a. Fernsehturm Stuttgart).
Der Preis ist undotiert; verliehen wird eine Urkunde sowie eine gravierte Preisskulptur. Sie stammt von dem Bildhauer
Roland Martin (* 1927 in Tuttlingen/Baden-Württemberg).
Die bisherigen Preisträger sind der französische Bauingenieur Michel Virlogeux (1999, Normandiebrücke),
der Stuttgarter Professor Dr.-Ing. Dr.-Ing. E.h. mult. Jörg Schlaich (2002, filigrane Tragwerke) und der Baseler
Professor Dr.-Ing. René Walther (2005, Schrägseilbrücken mit sehr schlanken Längsträgern)
sowie William F. Baker aus Chicago (2009, Wolkenkratzer wie Burj Khalifa, Dubai). |