Erfolg für Progress-Mikrofinanzierung bei der Gründung von Kleinstunternehmen
Brüssel (ec.europe) - Durch die Förderung der Gründung von Kleinstunternehmen hat
sich das europäische Progress-Mikrofinanzierungsinstrument als erfolgreiches Instrument zur Schaffung von
Arbeitsplätzen erwiesen – besonders bei Gruppen, die nur schwer Zugang zu herkömmlichen Finanzierungsquellen
erhalten. Zu diesem Ergebnis kommt der heute veröffentlichte zweite Umsetzungsbericht. 20 Mikrokreditanbieter
aus ganz Europa haben Bürgschaften oder Finanzmittel (Schuldtitel oder Beteiligungen) aus dem Instrument erhalten,
mit deren Hilfe sie in den nächsten zwei bis drei Jahren Darlehen im Gesamtwert von 170 Mio. EUR an künftige
Kleinstunternehmer vergeben sollen.
László Andor, Kommissar für Beschäftigung, Soziales und Integration, kommentierte den Bericht:
„Die Progress-Mikrofinanzierung hilft eindeutig sowohl Mikrokreditanbietern als auch Unternehmern. Indem sie den
Zugang zu Mikrokrediten erleichtert, die der Schaffung von Arbeitsplätzen vor allem für benachteiligte
Gruppen dienen, erweist sie sich als ein wichtiges soziales Investitionsinstrument, das auch in Zukunft fortbestehen
sollte.“
Das Instrument, das Ende 2010 gemeinsam mit der Europäischen Investitionsbank-Gruppe ins Leben gerufen wurde,
hilft Mikrokreditanbietern, die vom Europäischen Investitionsfonds (EIF) ausgewählt werden, ihr Mikrokreditvolumen
zu erhöhen. Es sieht außerdem Anreize für die Vergabe von Darlehen an „Risikogruppen“ vor, z. B.
junge Menschen, die für einen herkömmlichen Bankkredit nicht über ausreichend Sicherheiten verfügen.
Die Europäische Kommission beabsichtigt, die Mikrofinanzförderung im nächsten Finanzplanungszeitraum
im Rahmen des von ihr vorgeschlagenen Programms für sozialen Wandel und soziale Innovation fortzusetzen. Der
entsprechende Vorschlag sieht auch den Kapazitätsaufbau für Mikrofinanzinstitute vor. Das PSCI würde
– wie bereits das Progress-Mikrofinanzierungsinstrument – die Strategien des Europäischen Sozialfonds (ESF)
zur Förderung inklusiven Unternehmertums ergänzen. Der ESF kann beispielsweise der Finanzierung von Dienstleistungen
für die Unternehmensentwicklung dienen, mit deren Hilfe Existenzgründer die notwendigen Kompetenzen für
die Leitung ihres Unternehmens erwerben können.
Hintergrund
Das europäische Progress-Mikrofinanzierungsinstrument wurde 2010 ins Leben gerufen, um Menschen Zugang zu
Finanzquellen zu verschaffen, die normalerweise nur schwer einen Kredit zur Gründung oder zum Ausbau ihres
Unternehmens erhalten würden. Das Instrument bietet Bürgschaften und finanzierte Instrumente für
Mikrofinanzintermediäre an. Die Finanzmittel für diese Initiative in Höhe von 203 Mio. EUR für
den Programmplanungszeitraum 2010–2013 stammen von der Europäischen Kommission und der Europäischen Investitionsbank.
Die Progress-Mikrofinanzierung soll den Zugang von Kleinstunternehmern, einschließlich Selbständigen,
zu Krediten verbessern. Ein besonderer Schwerpunkt liegt unter anderem auf Gruppen mit eingeschränktem Zugang
zum herkömmlichen Kreditmarkt, z. B. Unternehmerinnen, Jungunternehmer, Unternehmer, die Minderheiten angehören,
Unternehmer mit Behinderung, Einpersonenunternehmen usw.
Die Progress-Mikrofinanzierung bietet Kredite von bis zu 25 000 EUR und soll bis 2019 ein Gesamtkreditvolumen von
500 Mio. EUR für 46 000 Mikrokreditnehmer in ganz Europa generieren. Der Europäische Investitionsfonds
(EIF) verwaltet die Progress-Mikrofinanzierung im Namen der Europäischen Kommission und der Europäischen
Investitionsbank und wählt in den Mitgliedstaaten die Mikrokreditanbieter aus, die den Mikrokreditnehmern
die Darlehen gewähren. Bei den Mikrokreditanbietern kann es sich um private oder öffentliche Banken oder
bankfremde Mikrofinanzeinrichtungen handeln, die auf nationaler, regionaler oder lokaler Ebene tätig sind.
Konkrete Beispiele für die Erfolge des Progress-Mikrofinanzierungsinstruments:
- Ein junger portugiesischer Kellner, der jahrelang unter prekären Bedingungen in einem Restaurant gearbeitet
hatte, konnte dank eines von der Progress-Mikrofinanzierung garantierten Mikrokredits von Millenium BCP im Süden
Portugals sein eigenes Restaurant eröffnen.
- Ein rumänisches Paar, das seine Arbeitsplätze in einem Bergbauunternehmen verloren hat, bewirtschaftet
nun mithilfe eines Mikrokredits von Patria Credit erfolgreich einen Bauernhof.
- Eine Spanierin konnte dank eines kleinen Darlehens von ICREF/Mare Nostrum einen Friseursalon in Murcia eröffnen
und hat sich so nach mehrjähriger Kindererziehungszeit wieder in den Arbeitsmarkt eingegliedert.
EU-Programm für sozialen Wandel und soziale Innovation
Im Oktober 2011 hat die Europäische Kommission im Rahmen ihres Legislativpakets für die Kohäsionspolitik
für den Zeitraum 2014 bis 2020 ihr neues EU-Programm für sozialen Wandel und soziale Innovation vorgeschlagen,
mit dem die Unterstützung für Mikrokreditanbieter im Rahmen des europäischen Progress-Mikrofinanzierungsinstruments
ausgeweitet werden soll. Neben dem Europäischen Sozialfonds (ESF) und dem Europäischen Fonds für
die Anpassung an die Globalisierung (EGF) bildet das Programm den dritten Pfeiler der EU-Initiative für Beschäftigung
und soziale Eingliederung 2014–2020.
Im Programm für sozialen Wandel und soziale Innovation sollen drei bestehende Programme zusammengefasst und
ausgeweitet werden: Progress (Programm für Beschäftigung und soziale Solidarität), EURES (European
Employment Services) und das europäische Progress-Mikrofinanzierungsinstrument. Die Kommission könnte
so die Kohärenz der politischen Strategien und die Wirkung ihrer Instrumente mit gemeinsamen Zielen verbessern
und damit zur europäischen Strategie für Beschäftigung und Wachstum „Europa 2020“ beitragen.
Im Rahmen des Programms für sozialen Wandel und soziale Innovation sind Investitionen zur Gründung und
Entwicklung von Unternehmen der Sozialwirtschaft vorgesehen, d. h. Unternehmen mit sozialer Zielsetzung, deren
Hauptzweck nicht die Erwirtschaftung größtmöglicher Gewinne für private Eigentümer oder
Anteilseigner ist. Es soll auch die Koordinierung der Politik, die Weitergabe bewährter Praktiken, den Kapazitätsaufbau
von Mikrofinanzinstituten und die Erprobung innovativer Strategien fördern, damit die erfolgreichsten Maßnahmen
mit Unterstützung des ESF in größerem Maßstab durchgeführt werden können.
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