Österreich ist keine Insel der Seligen: Industrie deutlich unter Druck   

erstellt am
30. 07. 12


Bank Austria EinkaufsManagerIndex sinkt im Juli von 50,1 Punkten auf 47,4 Punkte – erstmals in diesem Jahr schrumpfende Industriekonjunktur in Österreich
Wien (bank austria) - Die österreichische Industrie startet mit einem deutlichen Produktionsrückgang in das zweite Halbjahr 2012, dies zeigt der Bank Austria EinkaufsManagerIndex im Juli. „Auch Österreichs Industrie kann sich der starken Wirtschaftsabschwächung im Euroraum nicht mehr entziehen. Der Bank Austria EinkaufsManagerIndex musste im Juli zum fünften Mal in Folge einen deutlichen Rückgang hinnehmen. Diesmal ist der Index unter die Wachstumsgrenze von 50 Punkten auf 47,2 Punkte gefallen“, so Stefan Bruckbauer, Chefvolkswirt der Bank Austria, über die aktuelle Entwicklung. Erstmals in diesem Jahr ist Österreichs Industrieproduktion damit rückläufig, wobei der Rückgang der Dynamik zusätzlich besonders stark ausfiel. „Während im Juni noch eine Mehrheit der Industriebetriebe Produktionsausweitungen meldete, dominieren im Juli die Unternehmen mit Produktionsrückgängen“, sagt Bruckbauer und ergänzt, „noch nie in der Geschichte unseres seit 1998 bestehenden Indikators haben Österreichs Industrie­betriebe einen so starken Rückgang der Produktions­dynamik gemeldet wie in diesem Juli.“ Der Indikator für die Produktionsleistung fiel von einem noch sehr positiven Stand von 54,2 Punkten im Juni auf nunmehr deutlich Rezession anzeigende 47,8 Punkte.

Der Einbruch der Produktionsdynamik, verbunden mit der gleichzeitigen Abnahme von Neuaufträgen, hat im Juli zu einem Rückgang der Beschäftigungszahlen bei Österreichs Industrie­betrieben geführt. „Bedingt durch die verminderte Auftragslage erreicht der Beschäfti­gungs­ab­bau in der Industrie im Juli ein Tempo wie zuletzt Anfang 2010. Dieser starke Rückgang der Aufträge – vor allem die Auslandsaufträge sind stark eingebrochen – und der folglich rückläufigen Beschäftigtenzahlen ist ein Hinweis auf eine längere Schwächephase der Industriebetriebe“, analysiert Walter Pudschedl, Ökonom der Bank Austria.

In das Bild einer erkennbar nachlassenden Industriekonjunktur passen auch die weitere Verkürzung der Lieferzeiten und der anhaltende Abbau von Vormateriallagern – auch wenn die Abnahme im Juli nicht mehr ganz so rasant wie noch im Juni ausgefallen ist. „Verkürzte Lieferzeiten und deutlich schrumpfende Einkaufs­mengen sind ebenfalls ein erkennbares Signal der wirtschaftlichen Schwäche“, so Pudschedl. Die meisten Industriebetriebe meldeten rückläufige Einkaufsmengen und bestätigen damit die gedämpften Erwartungen. In dieses Bild passt auch, dass die Verkaufspreise im Juli erneut leicht rückläufig waren. Die Einkaufspreise sind aufgrund sinkender Rohstoffpreise sogar noch deutlicher gesunken als die Verkaufspreise. Damit können die Unternehmen zumindest mit einer leicht verbesserten Ertragssituation rechnen, da ihre Kosten im Juli stärker als ihre Verkaufspreise zurückgegangen sind. Aufgrund der umgekehrten Entwicklung in den letzten Monaten dürfte dies allerdings nur wenig Entspannung bringen.

Angesichts der auch in anderen Euroländern rückläufigen Stimmungsindikatoren rechnen die Ökonomen der Bank Austria für die nächsten Monate mit keiner merklichen Beschleunigung der Produktion der österreichischen Industrie. Die Rückgänge des deutschen Ifo-Index und nun auch des österreichischen EinkaufsManagerIndex bestätigen, dass die Wachstums­schwäche einiger Euroländer nun auch andere Volkswirtschaften in Mitleidenschaft zieht. „Wachstumsschwäche und Unsicherheit in Bezug auf den Euroraum erfassen nun die gesamte Region. Dies sollte die Bereitschaft in allen Ländern erhöhen, funktionsfähige Lösungsansätze rasch umzusetzen“, meint Bruckbauer und ergänzt, „der starke Rückgang des Bank Austria EinkaufsManagerIndex zeigt, dass auch Österreich keine Insel der Seligen ist, die sich dem wirtschaftlichen Umfeld entziehen kann.“ Erst wenn tragfähige Lösungen die Perspektiven für den Euroraum wieder verbessern, wird auch die Industrie wieder optimistischer werden. Die Ökonomen der Bank Austria gehen davon aus, dass dies im Verlauf des zweiten Halbjahres 2012 erfolgt bzw. erfolgen muss. „Je früher die Politik Maßnahmen setzt, die den Euroraum stabilisieren, desto eher wird das Eintauchen in eine starke Rezession im Euroraum verhindert“, so Bruckbauer abschließend.
     
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