Leben in der Steiermark 2011   

erstellt am
26. 07. 12

Landesstatistik: Rückgang bei Geburten, Eheschließungen und Todesfällen; Plus bei Scheidungen, Zuwanderung und Wohnbevölkerung
Graz (lk).- „Die Steiermark hat so viele Einwohner wie noch nie." Das war am 25.07. eine der zentralen Aussagen der Sommer-Pressekonferenz der Landesstatistik im Medienzentrum Steiermark. Landesstatistik-Leiter Martin Mayer wartete dabei mit aktuellen Informationen über Bevölkerungsstand und -veränderung, Wanderungen, Geburten inklusive Vornamen, Sterbefälle, Eheschließungen und Scheidungen des Jahres 2011 sowie über langjährige Trends auf.

Zuwanderung sichert Einwohnerzahl
Anhand des zentralen Melderegisters und des darauf aufbauenden Bevölkerungsregisters der Statistik Austria ergibt sich mit 1.1.2012 eine Einwohnerzahl der Steiermark in der Größenordnung von 1.213.255. Das sind genau um 2.641 oder 0,2 Prozent mehr Bewohner als zum 1.1.2011 und damit der höchste Bevölkerungsstand, der hierzulande je gemessen wurde. Dieses Plus ist hauptsächlich zurückzuführen auf die nach der Wirtschaftskrise stark gestiegene deutlich positive Wanderungsbilanz von zirka +3.900 im Jahr 2011, während die Geburtenbilanz mit fast -1.500 weiterhin deutlich negativ ist. Dieser positive Wanderungssaldo wurde hauptsächlich von ausländischen Migranten (besonders aus den ost- und südosteuropäischen Staaten und Deutschland) in den Großraum Graz verursacht, bei gleichzeitiger Binnenabwanderung aus der Obersteiermark. Ohne diese anhaltende Zuwanderung hätte die Steiermark seit über 30 Jahren deutliche Bevölkerungsrückgänge zu verzeichnen, die Wohnbevölkerung wäre grob geschätzt um über ein Achtel niedriger (nur rund 1.050.000) und die Geburtenzahl wahrscheinlich bei etwa 8.000 statt wie derzeit über 10.000!

Die Zahl der Ausländer ist im Verlauf des Jahres 2011 um über 4.700 auf mehr als 87.700 gestiegen. Dieser Zuwachs ist einerseits eben durch Zuwanderung, anderseits aber auch durch eine deutlich positive Geburtenbilanz der Ausländer entstanden. Der Ausländeranteil ist weiter ansteigend und beträgt nun an der gesamten Wohnbevölkerung 7,2 Prozent. Österreichweit hat die Steiermark damit Niederösterreich überholt und nun nach dem Burgenland und eben Niederösterreich den drittgeringsten Anteil. Eine steirische Besonderheit: Fast 45 Prozent der Ausländer stammen aus der EU, beachtliche 29,4 Prozent aus den nunmehrigen Staaten des ehemaligen Jugoslawien (ohne Slowenien) und nur sieben Prozent aus der Türkei.

Zahl der Geburten leicht gesunken
Die Zahl der Geburten sank im Jahr 2011 um zwei Prozent oder absolut um 209 Kinder gegenüber 2010 und befindet sich mit nunmehr 10.191 noch immer über der „magischen Grenze" von 10.000. Dies ist der viertniedrigste je erzielte Wert und in etwa auf dem Niveau von 2009. Wenn man bedenkt, dass einer der Hauptgründe für die längerfristig immer geringer werdenden Geburtenzahlen das weitere Sinken der Zahl der potentiellen Mütter vor allem im Hauptgebäralter (20 bis unter 35 Jahre) ist – von 1992 (Höchststand seit 1961) bis 2011 ist diese Zahl um über ein Fünftel gesunken – ist dieses Ergebnis nicht so negativ zu sehen. Denn es lässt auf eine Bereitschaft zu mehr Kindern hoffen, was sich auch in der (hochgerechneten) Zahl der Kinder pro Frau widerspiegelt (2011: 1,33, 2009: 1,32, 2001: 1,23), wobei bereits über ein Fünftel der Geburten von Frauen mit ausländischer Herkunft stammen (in Graz sogar über 42 Prozent) und nach unseren Berechnungen ein Drittel der Frauen keine Kinder mehr bekommen wird (die, die welche bekommen, haben dann im Schnitt zwei). Im Vergleich von 2011 zu 1991 sieht man, dass besonders die Kinderzahlen bei den jungen Frauen (unter 25) drastisch um zwei Drittel eingebrochen sind, während sich die Geburtenzahlen der älteren Mütter (ab 35) weit mehr als verdoppelt haben, was aber bei den noch immer relativ geringen absoluten Zahlen die Rückgänge bei den jüngeren Müttern bei weitem nicht wettmachen kann.

Weiz hatte die meisten Geburten
Die meisten Kinder bezogen auf die Bevölkerungszahl kamen im Jahr 2011 im Bezirk Weiz auf die Welt, denn hier entfielen immerhin 10,2 Geburten auf 1.000 Einwohner, gefolgt von Graz-Stadt mit 9,4. Am wenigsten gab es in der östlichen Obersteiermark mit nur etwa sieben Geburten auf 1.000 Einwohner.

2011 ist gegen den langjährigen Trend die Unehelichenquote in der Steiermark etwas gesunken, und zwar von 49,5 Prozent auf 48,6 Prozent. Das ist nach wie vor der 2. Platz hinter Kärnten, wobei etwa die Hälfte der unehelichen Kinder durch eine spätere Heirat der Eltern „legitimiert" wird. Auf Bezirksebene ist bundesweit wie so oft Murau mit 64,9 Prozent an der Spitze, insgesamt gibt es in der Steiermark bereits 13 (der 16) Bezirke mit Raten über 50 Prozent! Betrachtet man die Geburten nach Monaten, so sieht man, dass im Sommer am meisten Kinder geboren werden.

Lena sowie Alexander und Maximilian sind die beliebtesten Vornamen
Nach der Vornamensstatistik 2011 rangiert bei den Knaben an der Spitze zum zweiten Mal seit 1996 nicht Lukas, sondern Alexander gemeinsam mit Maximilian, knapp gefolgt von Lukas, während die letztjährige Nummer 1, Tobias, nur 4. ist. Nur mehr auf Rang 26 ist 2011 Michael, der die Mehrjahreswertung 1984-2011 aber dennoch klar anführt. Ehemals sehr beliebte Namen wie Stefan, Thomas, Christoph, Patrick und Markus sind aktuell auch nur mehr weit hinten zu finden. Stark im Kommen sind hingegen Jakob, Elias, Julian und David. Bei den Mädchen gab es wieder einen Wechsel an der Spitze, hier konnte Lena, die zuletzt 2006 in Führung war, den ersten Platz erobern und ganz klar Anna vom ersten auf den fünften Platz verdrängen. Sarah ist in der Jahreswertung 2011 weiterhin an zweiter Stelle und teilt sich diese Position mit Hannah, die 2010 auf dem 5. Platz zu finden war. Julia, die Spitzenreiterin der Mehrjahreswertung 1984 bis 2011, belegt weiterhin den 4. Platz. Deutlich im Kommen sind die Namen Marie, Valentina, Jana und Sophia, stark verloren haben in den letzten Jahren Lisa, Stefanie, Melanie, Christina, Sabrina, Katrin und Theresa.

Insgesamt gab es 2011 genau 618 verschiedene Bubennamen, davon wurden 362 nur einmal vergeben wie Beau, Clinton, Cosimo, Devine, Findus oder Marvelous. Bei den Mädchen gab es insgesamt sogar 730 verschiedene Namen, davon wurden 418, also auch fast 60 Prozent, nur einmal vergeben wie Electra, Joy, Juju, Savannah, Vienna, Evita oder Eureka.

„Zum vierten Mal ausgewertet haben wir 2011 auch die Vornamen der Verstorbenen, was in etwa einer Vornamensstatistik der 20er und 30er Jahre entspricht: Hier hießen die Männer zu mehr als einem Drittel Johann, Franz, Josef und Karl, wobei diese Namen inzwischen kaum mehr verwendet werden, die Frauen hießen zu einem Sechstel Maria, danach Anna, Theresia und Johanna, diese Namen sind teilweise noch immer recht häufig, besonders natürlich Anna (5.), aber auch Johanna (aktuell auf Platz 10)", so Mayer.

Sterbefälle sinken, Lebenserwartung steigt weiter
Die Zahl der Sterbefälle ist 2011 weiter um 1,6 Prozent auf 11.668 gesunken, das ist der niedrigste Stand seit 2007 und damit auf einem niedrigen Niveau, besonders wenn man die fortschreitende Überalterung bedenkt, wobei die Zahl der Todesfälle bei den Frauen deutlich stärker gesunken ist als bei den Männern. Die Lebenserwartung der Männer ist trotzdem noch deutlicher von 77,8 auf 78,2 Jahre gestiegen, die der Frauen von 83,5 auf 83,8 Jahre, beides neue Höchststände. Die Säuglingssterblichkeit ist 2011 markant gesunken und damit weiterhin eine der geringsten in Österreich.

Regional findet man bei den Männern die höchste Lebenserwartung in Weiz, Radkersburg und Graz-Umgebung, die geringste in Voitsberg und Leibnitz. Bei den Frauen sind die Bezirke Feldbach und Weiz mit 84,4 Jahren führend, gefolgt von Mürzzuschlag und Murau. An den letzten Stellen hingegen liegen die Bezirke Voitsberg, Deutschlandsberg und Fürstenfeld. 2011 stieg der Anteil der Krebserkrankungen als zweithäufigste Todesursache (etwa ein Viertel) leicht. Insgesamt sind die Männer mehr betroffen als die Frauen. Nach wie vor die besonders bei den Frauen aber auch bei den Männern häufigste Todesursachengruppe bilden die Krankheiten des Herz-Kreislaufsystems. Bei allen anderen Todesursachen, besonders aber bei den Verletzungen und Vergiftungen, besteht nach wie vor ein deutlicher männlicher Überhang, speziell bei den jüngeren Altersgruppen, was auch anhand der gesamten Todesfälle ersichtlich ist, da sind bei den Verstorbenen im Alter von 15 bis unter 40 fast drei Viertel Männer, mit Selbstmord als häufigste Todesursache.

Die Zahl der Selbstmorde ist 2011 zwar von 211 auf 236 gestiegen, der aktuelle Wert ist aber trotzdem einer der niedrigsten bisher. Mit der Rate von 19,5 Selbstmorden pro 100.000 Einwohner liegt die Steiermark trotzdem international relativ hoch und deutlich über dem Bundesschnitt von 15,3, im Bundesländervergleich wie zumeist an der ersten Stelle. In allen Altersgruppen neigen Männer stärker zum Suizid als die Frauen, besonders im hohen Alter. Bei der Betrachtung der Selbstmorde im Jahresverlauf fällt auf, dass die Selbstmordhäufigkeit im Frühling am größten ist und im Herbst/Winter am niedrigsten. Regional findet man die höchste Selbstmordrate in Voitsberg.

Weniger Eheschließungen, mehr Scheidungen
Die Heiratszahlen waren 2011 mit genau 5.161 Eheschließungen um 1,9 Prozent niedriger als im Vorjahr, womit die Eheschließungsziffer auf 4,3 Ehen pro 1.000 Einwohner leicht gesunken ist. Konkret wird unter Beibehaltung der derzeitigen altersspezifischen Erstheiratshäufigkeiten weiterhin nur mehr die Hälfte der steirischen Frauen und Männer jemals heiraten. Bei einem Paar jedoch war es sowohl für den Mann als auch für die Frau die jeweils 10. Eheschließung. Regional sieht man, dass wie bereits in den Vorjahren die Heiratsraten im städtischen Bereich höher sind als im ländlichen. Seit 2010 gibt es auch die Möglichkeit für eingetragene (gleichgeschlechtliche) Partnerschaften, wovon in der Steiermark 2011 genau 46 Paare (2010 noch 74) Gebrauch machten, 29 davon in Graz.

Die Scheidungszahlen sind nach dem historischen Höchststand des Jahres 2007 und Rückgängen 2008 bis 2010 im Jahr 2011 wieder etwas gestiegen, und zwar um 3,5 Prozent auf genau 2.373, das ist aber trotzdem der nach dem Vorjahr zweitgeringste Wert der letzten 16 Jahre! Die so genannte Gesamtscheidungsrate ist folglich mit 41,3 Prozent (2007: 47,5 Prozent, 2010: 39,9 Prozent) ebenfalls etwas gestiegen, befindet sich aber noch immer deutlich unter dem Rekordwert von 2007, regional gab es im Großraum Graz (inklusive Leibnitz) sowie in Murtal, Radkersburg und besonders Fürstenfeld mit bis zu 52 Prozent die höchsten Raten, die niedrigsten mit etwa 30 Prozent im ländlichen Bereich (Minimum in Feldbach mit 28,1 Prozent).

„Wiederum mehr Steirerinnen und Steirer mit einem neuen historischen Bevölkerungshöchststand, insbesondere aufgrund verstärkter Zuwanderung, sinkende Zahl an Todesfällen trotz höherer Anzahl an älteren Menschen, weiterhin sehr niedrige Säuglingssterblichkeit, etwas mehr Scheidungen bei gleichzeitig weniger Eheschließungen, und trotz eines weiteren Rückgangs der Zahl der potentiellen Mütter eine nur wenig gesunkene Zahl an Geburten", fasst Mayer abschließend zusammen.
     
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