Österreich-Ergebnisse der euroraumweiten Umfrage über das Kreditgeschäft
im Juli 2012
Wien (oenb) - Die österreichischen Banken haben ihre Richtlinien für Unternehmens- und
Haushaltskredite im zweiten Quartal 2012 leicht verschärft. Gleichzeitig waren die Kreditnachfrage der Unternehmen
sowie die Nachfrage der privaten Haushalte nach Konsumkrediten leicht rückläufig. Das zeigen die Ergebnisse
der vierteljährlichen Umfrage über das Kreditgeschäft im Juli 2012, in der die Kreditmanager führender
Banken ihre Einschätzung zur Kreditentwicklung im abgelaufenen Quartal sowie einen Ausblick auf das laufende
Quartal gaben.
Die Kreditrichtlinien im Firmenkundengeschäft wurden – nach einer Stabilisierung in der Vorperiode – im zweiten
Quartal 2012 leicht verschärft. Das galt für Ausleihungen an Großbetriebe und Finanzierungen von
kleineren und mittleren Unternehmen (KMU) gleichermaßen. Als Gründe nannten die befragten Banken zum
einen höhere Eigenkapitalkosten und zum anderen eine ungünstigere Einschätzung der Konjunkturaussichten
sowie branchen- oder firmenspezifische Faktoren. Für das dritte Quartal 2012 erwarten die Umfrageteilnehmer
eine weitere leichte Straffung. (Kreditrichtlinien sind die internen Kriterien, sowohl die schriftlich festgelegten
als auch die ungeschriebenen, die bestimmen, welche Art von Krediten eine Bank als wünschenswert erachtet.)
Im Privatkundengeschäft wurden die Kreditrichtlinien im zweiten Quartal 2012 sowohl für Wohnbaufinanzierungen
als auch für Konsumkredite erstmals seit zwei Jahren leicht verschärft. Im dritten Quartal 2012 dürfte
es nach Einschätzung der befragten Banken zu keiner weiteren Anpassung der Kreditstandards kommen.
Hinsichtlich der Kreditnachfrage registrierten die befragten Banken im Berichtszeitraum im Firmenkundenbereich
einen leichten Rückgang, auch die Nachfrage der privaten Haushalte nach Konsumkrediten sank leicht. Für
das dritte Quartal 2012 wird eine weitere leichte Abschwächung der Nachfrage nach Unternehmens- und Konsumkrediten
erwartet.
In Bezug auf ihre Refinanzierungssituation meldeten die teilnehmenden Banken im zweiten Quartal 2012 nur wenige
Veränderungen. Geringfügigen Beeinträchtigungen auf dem kurzfristigen Geldmarkt standen leichte
Verbesserungen bei mittel- bis langfristigen Schuldverschreibungen und der Verbriefung von Unternehmenskrediten
gegenüber. Die aktuellen Spannungen auf den europäischen Staatsanleihemärkten hatten keinen Einfluss
auf die Refinanzierungssituation der Banken.
Schließlich wurden die Banken nach den Effekten der bevorstehenden Änderungen der Eigenkapitalbestimmungen
(sowohl Basel III als auch die zusätzlichen bis Juni 2012 zu erfüllenden Eigenkapitalanforderungen der
Europäischen Bankenaufsichtsbehörde) gefragt. Laut Einschätzung der befragten Kreditmanager haben
die Banken im ersten Halbjahr 2012 zum einen ihre risikogewichteten Aktiva reduziert und zum anderen ihre Eigenkapitalposition
mittels Aktienneuemissionen, zum Teil auch durch einbehaltene Gewinne, erhöht. Die höheren Eigenkapitalanforderungen
haben nach Ansicht der Umfrageteilnehmer leicht zur geringfügigen Verschärfung der Richtlinien für
Unternehmens- und Haushaltskredite im ersten Halbjahr 2012 beigetragen. |