Der nackte Mann im Lentos   

erstellt am
03. 08. 12

Vorschau auf die große Herbst-Ausstellung – größte Ausstellung seit 2009
Linz (lentos) - Über den Penis wird gerade debattiert. Aber gezeigt wird er immer noch nicht. Das muss sich ändern, so die Forderung auf dem Cover des "Zeit"-Magazins Nr.31 vom 26.7.2012. „Ganz richtig!“, findet man im Lentos Kunstmuseum Linz. Die Kuratorinnen Sabine Fellner, Elisabeth Nowak-Thaller und Stella Rollig treffen mit ihrer Ausstellung Der nackte Mann, die am 25. Oktober 2012 eröffnet wird, den Nerv der Zeit.

War der weibliche Akt seit Jahrhunderten selbstverständliches Bildthema und beliebter Ausstellungsgegenstand, wird der Männerakt – wenn nicht mythologisch verbrämt – bis heute zumeist in Museumsdepots verbannt. Frauen müssen nackt sein, um ins Museum zu kommen (wie ein berühmtes Diktum der aktivistischen Guerilla Girls lautet), nackte Männer hingegen haben im Tempel der Hochkultur nichts verloren. Im Herbst 2012 wird sich das ändern.

Der nackte Mann: größte Ausstellung im Lentos seit 2009
Zu sehen sein werden über 300 Exponate. Bemerkenswerte Leihgaben aus den USA und ganz Europa, dazu mehr als 60 aus eigenen Beständen, werden in 12 Kapiteln, wie Adam, Schwul, Schmerz, Pose oder Penis vorgestellt. Erstmals seit dem Kulturhauptstadtjahr 2009 wird eine Sonderausstellung das gesamte Obergeschoss mit ca. 2500 m2 füllen.

Von Egon Schiele bis Ron Mueck und Lucian Freud, Lovis Corinth bis Matthew Barney, Erich Heckel und Robert Mapplethorpe bis Keith Haring und Eric Fischl, Paula Modersohn Becker bis Maria Lassnig, Louise Bourgeois und Elke Krystufek, Oskar Kokoschka bis Gelatin, von Eduard Munch bis David Hockney und Andy Warhol, Gilbert & George, Pierre et Gilles und Gil & Moti – um nur einige zu nennen – reicht dabei die Bandbreite künstlerischen Schaffens, die sich mit dem nackten Mann über elf Jahrzehnte auseinandersetzt.

Der nackte Mann ist auch Auftakt für das Jubiläumsjahr 2013, in dem das Lentos sein 10-jähriges Bestehen feiert.

Die im Lentos entwickelte Schau wird im Anschluss vom Ludwig Múzeum in Budapest übernommen.

Begleitet wird die Ausstellung von einer hochkarätig besetzten Tagung mit Hartmut Böhme (Berlin), Gertrud Koch (Berlin), Andreas Kraß (Frankfurt), Jacques Le Rider (Paris) und Helmut Lethen (Wien) am 26.10.2012 – einer Kooperation mit dem IFK Internationales Forschungszentrum Kulturwissenschaften an der Kunstuniversität Linz. Aus Sicht der Disziplinen Medien-, Bild-, Literatur- und Kulturwissenschaft analysieren die ExpertInnen am Tag nach der Eröffnung wesentliche Aspekte der künstlerischen Auseinandersetzung mit dem männlichen Körper.

Vollmilch. Der Bart als Zeichen
Ergänzt wird die Auseinandersetzung mit dem nackten Mann durch eine konzentrierte Schau zu Gender-Konstruktionen in bildender Kunst und Populärkultur. Anhand des Barts untersucht Kurator Thomas Edlinger das Spiel mit gesellschaftlichen Bedeutungen der Gesichtsbehaarung: vom ironischen Porno-Schnauzer bis zum queeren Vollbart.
     
Informationen: http://www.lentos.at    
     
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