Wien (öj) - Über Monate herrschte Rätselraten, ob und wie der Auslandsösterreicher
Frank Stronach in der heimischen Politik mitmischen will. Er könne sich vorstellen, wie er in verschiedenen
Interviews sagte, eine bestehende Partei oder eine Gruppierung zu unterstützen, die sich der nächsten
Nationalratswahl stellen werde, er selbst wolle aber keine Führungsrolle übernehmen. Er führte zum
Beispiel Gespräche mit dem Liberalen Forum (von 1994 bis 1999 im Parlament vertreten), dem BZÖ (seit
2006 im Nationalrat), den Piraten (noch nicht angetreten), doch fand sich nirgends eine Basis für eine Zusammenarbeit.
Ausschlaggebend dafür dürfte wohl auch sein, daß Stronach als erfolgreiche Führungspersönlichkeit
gewohnt ist, zu sagen, wo es lang geht - dem hat sich wohl niemend unterordnen wollen, der bereits im politischen
Geschäft eigene Wege beschritten hat. Nun steht fest: Stronach wird selbst eine Partei gründen und diese
auch in den Wahlkampf führen. Und er will auch als deren Chef in den Nationalrat einziehen.
In einem Interview mit den "Deutschen Wirtschafts Nachrichten" erklärte er am 10.08. nun, "in
der letzten Septemberwoche werden wir die Gründung einer Partei bekanntgeben. Wir haben das Spitzenpersonal
zusammen, das Parteiprogramm steht. Wir arbeiten noch am letzten Feinschliff des Programms. Die Grundprinzipien
unserer Parteiarbeit werden Wahrheit, Transparenz und Fairness sein.“ Entsprechend seinen bisher erfolgten Stellungnahmen
will Stronach
- den sofortigen Ausstieg Österreichs aus dem Euro ("Europa kann nur funktionieren, wenn jedes Land
seine eigene Währung hat", Zitat "Deutsche Wirtschafts Nachrichten),
- die "Freunderlwirtschaft in diesem Land" bekämpfen,
- ein einfacheres Steuersystem
- eine Verschlankung der Sozialverwaltung
- Einsparungen bei Bundesländern und Bundesrat
- die Neutralität bezeichnet er als "paradox"
um nur die wesentlichsten Punkte zu nennen. Sowohl seine Führungsmannschaft als auch das Parteiprogramm
will Stronach aber erst Ende September bekanntgeben. Jedenfalls stellt er sich vor, nach der Wahl 2013 mit 10 Prozent
ins Parlament einzuziehen.
Meinungsforscher und Politologen werden in Tageszeitungen zitiert, Stronach würde mit seiner Stellung zum
"bösen Euro" vor allem der FPÖ und dem BZÖ Stimmen kosten, SPÖ, ÖVP und Grüne
könnten dem gelassen gegenüberstehen.
Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) sagte in einem Interview mit dem "Kurier", er warte vorerst
ab, "was von den vielen Widersprüchlichkeiten in seinem Programm, aber auch bei der Personalauswahl übrig
bleibt". ÖVP-Generalsekretär Hannes Rauch kritisiert – ebenfalls im "Kurier" – Stronachs
Anti-Euro-Kurs scharf: Ein Austritt aus dem Euro würde Österreich 100.000 Arbeitsplätze kosten,
was ein wirtschaftlicher Wahnsinn wäre.FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl erklärte der APA gegenüber,
er glaube, dass die Wähler weiterhin zum "Schmied" FPÖ und nicht zum "Schmiedl" Stronach
gehen würden. Das BZÖ glaubt weiter an seine "gute Zukunft". Der Geschäftsführer
der Grünen, Stefan Wallner, sieht in Stronach eine weitere "laute Stimme", die Europa zerstören
wolle.
Jedenfalls wird Stronach die politische Diskussion um eine Facette bereichern: Seine direkte Art, seine Meinung
nicht nur zu formulieren, sondern diese auch in öffentlichen Auftritten (etwa im ORF) durchzusetzen, ist bisher
in unserem Land ohne Vergleich.
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