31% der unselbständig Erwerbstätigen (1,097 Mio.) waren im Jahr 2011 atypisch beschäftigt   

erstellt am
08. 08. 12

Wien (statistik austria) - Im Jahr 2011 waren laut Statistik Austria 1,097 Mio. bzw. 31% der unselbständig Erwerbstätigen atypisch beschäftigt, d. h. sie haben in Teilzeit, geringfügig, in Leiharbeit oder mit einem freien Dienstvertrag gearbeitet. Im Zuge der Wirtschaftskrise bzw. im Zeitraum 2008–2011 nahm die Zahl der unselbständig Beschäftigten insgesamt leicht zu (+46.000), die Anzahl der Normalarbeitsverhältnisse (Erwerbstätige ohne atypische Beschäftigung) ging jedoch zurück (-51.000). Die markantesten geschlechtsspezifischen Unterschiede hinsichtlich atypischer Beschäftigungsformen zeigen sich bei der Teilzeitarbeit (Männer: 7,6%, Frauen: 44,5%).

Krisenbedingter Rückgang an Normalarbeitsverhältnissen: -51.000 (2008–2011)
Zwischen 2008 (dem Jahr bevor sich die Wirtschaftskrise am Arbeitsmarkt bemerkbar machte) und 2011 stieg die Anzahl der unselbständig Beschäftigten um 46.000; zugleich sank jene der Normalarbeitsverhältnisse um 51.000. Im Krisenjahr 2009 betraf der Rückgang bei den Normalarbeitsverhältnissen in erster Linie Männer, für Frauen setzte diese Entwicklung schwächer und mit einem Jahr Verzögerung ein (Männer: 2009 -37.000, 2010 -8.000; Frauen: 2009 -4.000, 2010 -20.000). Eine deutliche Reaktion auf die Konjunkturentwicklung kann bei Leiharbeitsverhältnissen beobachtet werden, deren Zahl im Jahr 2009 merkbar abnahm. Während Normalarbeitsverhältnisse in den Jahren 2009/2010 zurückgingen, nahm die Anzahl der Teilzeitarbeitverhältnisse zu; diese Entwicklung wurde überwiegend von Frauen getragen. Der Trend zu steigender Teilzeitarbeit bei Frauen zeichnet sich jedoch krisenunabhängig bereits seit längerem ab.

2011 stehen 86% der Männer, aber nur 51% der Frauen in einem Normalarbeitsverhältnis
69% der unselbständig Erwerbstätigen sind 2011 über ein Normalarbeitsverhältnis beschäftigt, haben also eine unbefristete Vollzeitanstellung, die kein Leiharbeitsverhältnis ist. Bei Männern stellen Normalarbeitsverhältnisse mit 86% tatsächlich den "Normalfall" dar; bei Frauen ist nur jede zweite (51%) innerhalb eines Normalarbeitsverhältnisses beschäftigt. Teilzeitarbeit ist bei Frauen besonders relevant: 44,5% aller unselbständig erwerbstätigen Frauen sind teilzeitbeschäftigt. Betrachtet man jene Gruppe, die ausschließlich teilzeitbeschäftigt sind, d. h. sie sind über 12 Stunden in der Woche bzw. über der Geringfügigkeitsgrenze teilzeitbeschäftigt, und ihr Beschäftigungsverhältnis ist durch keine weitere Form atypischer Beschäftigung geprägt, so sind dies 34% der Frauen (siehe Tabelle). Für Männer spielt diese Beschäftigungskategorie mit 7,6% teilzeitbeschäftigten Männern (4% ausschließlich teilzeitbeschäftigt) nahezu keine Rolle. In der Kategorie "sonstige atypische Beschäftigungsformen" (geringfügige Beschäftigung, Befristungen, Leiharbeit und freie Dienstverträge) fallen die geschlechtsspezifischen Unterschiede weniger stark aus (Männer: 10%, Frauen: 15%).

Ausmaß atypischer Beschäftigung im Altersverlauf
Bereits bei jungen Erwerbstätigen (20–24 Jahre) sind geschlechtsspezifische Unterschiede hinsichtlich des Beschäftigungsausmaßes vorhanden: 69% der Männer aber nur 56% der Frauen weisen ein Normalarbeitsverhältnis auf. Während bei Männern Normalarbeitsverhältnisse mit dem Alter sukzessive steigen und bei den 40- bis 59-Jährigen einen Anteil von über 90% erreichen, geht die Entwicklung bei Frauen bis zum Alter von 40 Jahren in die umgekehrte Richtung. Lediglich 40% der Frauen im Alter zwischen 35 und 39 Jahren sind in einem Normalarbeitsverhältnis, und die Teilzeitarbeit (ausschließlich Teilzeit) erreicht in dieser Altersgruppe den Höchstwert von 46%. Überwiegendes Motiv für die Teilzeitarbeit von Frauen sind Betreuungsaufgaben. Erst ab einem Alter von 40 Jahren steigt der Anteil an Frauen mit Normalarbeitsverhältnis wieder an, bleibt aber im Vergleich zu den Männern auf sehr niedrigem Niveau.

Atypische Beschäftigungsformen treten vermehrt am Beginn und Ende der Erwerbslaufbahn auf
Am Beginn und Ende der Erwerbskarriere stehen unterschiedliche Formen atypischer Beschäftigung: Befristungen und Leiharbeitsverhältnisse sind deutlich auf jüngere Altersgruppen konzentriert, beide Formen nehmen in höheren Altersgruppen kontinuierlich ab. Dies gilt für Männer und Frauen gleichermaßen. So ist rund die Hälfte aller Leiharbeitskräfte unter 35 Jahre alt, unter den befristet Beschäftigten sind es fast zwei Drittel. Demgegenüber sind im Gesamtdurchschnitt nur 38% der unselbständig Beschäftigten jünger als 35 Jahre. Freie Dienstverträge, die häufig in Kombination mit geringfügiger Beschäftigung auftreten, sind hingegen sowohl bei den jüngeren als auch bei den älteren Altersgruppen verstärkt anzutreffen.
Leiharbeit auf Personen mit niedrigem bzw. mittlerem Qualifikationsniveau konzentriert

Die Formen atypischer Beschäftigung (Befristungen, Leiharbeit, geringfügige Beschäftigung und freie Dienstverträge) finden sich, wenn auch mit unterschiedlicher Gewichtung, in jeder Bildungskategorie. So entfallen knapp drei Viertel aller Leiharbeitsverhältnisse auf Personen mit Pflichtschul- oder Lehrabschluss. Bei Absolventinnen und Absolventen einer Universität spielt Leiharbeit keine Rolle; sie stehen allerdings rund doppelt so oft in befristeten Arbeitsverhältnissen (11%) wie der Gesamtdurchschnitt der unselbständig Erwerbstätigen (6%). Atypische Beschäftigungsverhältnisse, die über ausschließliche Teilzeit hinausgehen (Leiharbeit, geringfügige Beschäftigung bzw. Teilzeitarbeit unter 12h/Woche, Befristungen, freier Dienstvertrag) betreffen mit Abstand am häufigsten Personen mit höchstens Pflichtschulabschluss, am seltensten hingegen jene mit Abschluss einer Lehre oder einer berufsbildenden mittleren Schule. Frauen befinden sich im Vergleich zu Männern in allen Bildungskategorien häufiger in einem atypischen Beschäftigungsverhältnis.
     
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