Roth: Finanzierungssituation für Jungunternehmer tendenziell schwieriger - Maßnahmen
für alternative Finanzierungsformen gefordert
Wien (pwk) - "Trotz bestimmter schwieriger Vorzeichen, wie Staatsschuldenkrise oder Konjunkturentwicklung,
ist die Grundstimmung bei den jungen Unternehmern, was die gesamtwirtschaftliche Entwicklung für Österreich
betrifft, heute wieder eine Spur optimistischer als noch zu Beginn des Jahres. Wenn auch in einigen Bereichen die
Stimmung gedämpft bleibt", fasst Markus Roth, Bundesvorsitzender der Jungen Wirtschaft die Ergebnisse
der Jungunternehmer-Umfrage zusammen. Erfreulich ist, dass sich im Vergleich zum Höhepunkt der Wirtschaftskrise
2008/2009, der Anteil jener Jungunternehmer, die mit einer negativen wirtschaftlichen Entwicklung rechnen, beinahe
halbiert hat (60 % auf 33 %).
Bei Ertragslage nur vorsichtig optimistisch Ähnlich wie im Jänner zeigen die Jungunternehmer einen unverändert,
vorsichtigen Optimismus bei der Ertragslage: 45 Prozent erwarten eine konstant bleibende Ertragslage (Jänner
2012: 44 %). 24 Prozent der Befragten gehen von einer Verbesserung aus (Jänner 2012: 26 %), während 25
Prozent der Befragten angeben, dass sich ihrer Meinung nach die Ertragslage verschlechtern wird (Jänner 2012:
21 %).
Gleichbleibende Investitionstätigkeiten geplant Sowohl bei dieser aktuellen Umfrage, als auch bei jener Befragung
im Jänner, geben knapp ein Viertel (24 %) der heimischen Jungunternehmer an, dass sie ihre Investitionsaktivitäten
steigern werden. Demgegenüber rechnen 31 Prozent mit sinkenden Investitionsplänen (Jänner 2012:
28%). Die Mehrheit von 43 Prozent der Selbstständigen möchte seine Investitionen auf gleich bleibendem
Niveau beibehalten (Jänner 2012: 43 %). "Die Unternehmen wollen weder zu offensiv investieren, noch sollen
die Investitionen stark zurückgefahren werden. Man gibt sich angesichts der unsicheren Grundstimmung vorsichtig
und abwartend", beschreibt Roth.
Keine Veränderung bei Kostensituation erwartet Die Hälfte (50 %) der jungen Selbstständigen geht
von einer gleich bleibenden Situation aus (Jänner 2012: 47 %). 15 Prozent nehmen an, dass ihre Kostensituation
auf eine Verbesserung zusteuert (Jänner 2012: 16 %). Knapp ein Drittel (31 %) sieht eine Verschlechterung
auf sich zukommen (Jänner 2012: 29 %).
Finanzierungssituation ist mit ein ausschlaggebender Grund für gedrückte Stimmung "Mit einer der
ausschlaggebenden Gründe für die gedämpfte Stimmung sind die aktuellen Rahmenbedingungen bei der
Finanzierung von jungen Unternehmen. Diese ist gerade für Jungunternehmer von essentieller Bedeutung. Denn
nur mit einer soliden Finanzierung können neue und innovative Ideen überhaupt das Licht des Geschäftslebens
erblicken. Tatsache ist, dass es für junge Unternehmen bzw. neue Ideen immer schwerer wird", erläutert
der JW-Bundesvorsitzende. Beinahe zwei Drittel (64 %) beurteilen es als "eher schlecht" (45 %) bzw. "sehr
schlecht" (19 %), wenn es darum geht, als Jungunternehmer in den kommenden Monaten Fremdkapital von Banken
zu erhalten. Diese sind aber immer noch die weitaus wichtigsten Kapitalgeber für junge Selbstständige.
Negative Auswirkungen durch Umsetzung von Basel III erwartet Von den befragten Selbstständigen rechnen 20
Prozent "auf jeden Fall" bzw. 32 Prozent "eher schon" mit negativen Auswirkungen von Basel
III auf das heimische Jungunternehmertum. Die Selbstständigen fordern in der Folge eine Entschärfung
der geplanten Regelungen: 27 Prozent sprechen sich "auf jeden Fall" und 25 Prozent "eher schon"
für einen solchen Schritt aus.
Große Mehrheit will alternative Finanzierungsquellen "Als Konsequenz der schwierigen Rahmenbedingungen,
der starken Abhängigkeit der heimischen Jungunternehmer von Banken sowie die sich abzeichnende Verschärfung
der Situation durch Basel III ergibt sich die klare Notwendigkeit, alternative Finanzierungsquellen abseits der
Banken zu schaffen bzw. zu erschließen", erklärt Roth. Mehr als drei Viertel (76 Prozent) sehen
es als notwendig an, etwas in Österreich zu unternehmen, damit private Investoren (Venture Capital, Business
Angels etc.) angezogen werden. Zu Jahresbeginn sahen "nur" 62 Prozent diese Notwendigkeit. Das bedeutet
ein Plus von 14 Prozent, die von der Politik Maßnahmen in diese Richtung fordern. Um die Situation im Hinblick
auf die Finanzierung zu entschärfen, hat die JW sehr klare Vorstellungen: "Die Erhöhung des Grenzbetrages
für die Prospektpflicht auf 300.000 Euro, den Ausbau bestehender Besicherungsmaßnahmen und die Einführung
eines 50.000 Euro Investitions-Freibetrags sowie der 10.000 Euro-GmbH sind wichtige Maßnahmen um junges Wachstum
zu fördern", fordert Roth.
Junges Wachstum braucht Reformen "Schulden kosten der jungen Generation Zukunftspotential und verhindern echte
Generationengerechtigkeit. Denn einerseits fressen sie Mittel für Investitionen weg und andererseits belasten
sie die Jungen, die später die überbordenden Schulden und die damit verbundenen Zinsen zahlen müssen",
so Roth. Deshalb hat die JW im Juni die Kampagne "Schulden runter-Zukunft rauf" gestartet, die auf die
negativen Folgen der hohen Staatsschulden aufmerksam macht. Außerdem sollen die Entscheidungsträger
zum mutigen Handeln bewegt werden. Neben einer umfassenden Verwaltungsreform sieht der JW-Bundesvorsitzende dringenden
Handlungsbedarf im Pensionssystem. "Ein großer Schuldentreiber ist das momentane Pensionssystem, das
jegliche demographische Realität ignoriert. Denn Menschen leben zwar länger, jedoch bleibt die Lebensarbeitszeit
davon unberührt. Das führt zu explodierenden Pensionskosten", kritisiert der Bundesvorsitzende abschließend. |