Radiostrahlung birgt Überraschung
Graz (pr&d) - Die Entdeckung einer neuen Radiostrahlung des Jupiters zählt zu den Highlights
eines dreijährigen Projekts des Wissenschaftsfonds FWF. In diesem wurde eigentlich die planetare Radiostrahlung
der Erde und des Saturns untersucht - und eine eigenartige Radiostrahlung des Jupiters entdeckt. Weitere Ergebnisse
des jetzt beendeten Projekts umfassten die Identifikation einer neuen Modulation der Radiostrahlung der Erde sowie
die Analyse spezieller Komponenten der Radiostrahlung des Saturns. In einer abschließenden Evaluation wurde
das Projekt von externen GutachterInnen hervorragend bewertet.
Die Erde ist laut. Radiolaut. So werden in der Astronomie Objekte bezeichnet, die eine messbare Radiostrahlung
verursachen. Dazu gehört eben auch die Erde, deren Magnetfeld geladene Teilchen (Elektronen, Protonen, Ionen)
beeinflusst und so Radiostrahlung verursacht. Doch auch andere Planeten wie der Saturn oder der Jupiter verursachen
eine solche Strahlung. Ihre Messung erlaubt Rückschlüsse auf planetare Magnetfelder. Genau diese waren
das Ziel eines Projekts des Wissenschaftsfonds FWF, das am Institut für Weltraumforschung der Österreichischen
Akademie der Wissenschaften (IWF) in Graz durchgeführt wurde.
Tuned In
Gemeinsam mit KollegInnen aus den USA und Frankreich wollte das Team um Prof. Helmut O. Rucker, Stellvertretender
und Wissenschaftlicher Direktor des IWF, spezielle Radiostrahlung der Erde und des Saturns analysieren. Mithilfe
von Radiodaten der NASA-Raumsonden "Stereo-A" und "Stereo-B" gelang ihnen das auch - doch zuvor
funkte ihnen ein "Störsender" in die Arbeit. Dazu Prof. Rucker: "Im Zuge der Auswertung entdeckte
mein Kollege Dr. Mykhaylo Panchenko eine eigenartige Radiostrahlung, die vom Jupiter ausging - also eigentlich
gar nicht Teil unseres Projekts gewesen wäre. Dass diese Strahlung aber trotz fünfzigjähriger Beobachtung
der Jupiterradiostrahlung unentdeckt geblieben war, war für uns Anlass, ihr auf den Grund zu gehen."
Auffällig an der Strahlung im Dekameterbereich (Wellenlänge von ca. 10 Metern) war vor allem ihre Periodizität,
also der Wechsel ihrer Intensität. Bisher waren für die Dekameterstrahlung des Jupiters zwei Perioden
bekannt: eine, die sich durch die Rotation des Jupiters ergibt und 9 Stunden, 55 Minuten und 29,7 Sekunden umfasst
(System III), sowie eine weitere, die auf den Einfluss des Jupiter-Monds Io auf das Magnetfeld zurückzuführen
ist (42,46 Stunden). Mit einer Periodizität von etwa 10,07 Stunden lag die neu entdeckte Komponente der Radiostrahlung
aber ca. 1,5 Prozent über der, die sich durch die Rotation des Jupiters ergibt. Dazu Dr. Panchenko: "Unsere
weiteren Analysen legten die Vermutung nahe, dass die Quelle dieser neuen Radiokomponente gemeinsam mit Jupiter
rotiert. Wir vermuten, dass der Strahlungsursprung in der Nähe des sogenannten Plasmatorus des Jupitermondes
Io liegt." Dieser ist ein ringförmiger Bereich um den Jupiter, der auf Höhe der Bahnebene des Mondes
Io liegt und durch vulkanisches Material des Mondes gebildet wird, das mit dem Magnetfeld des Jupiters in Wechselwirkung
steht. Diese These zur Quelle und Fragen zur Erzeugung der Radio-Impulse müssen nun in zukünftigen Projekten
geklärt werden.
Projekte und Produkte
Für das FWF-Projekt stellte die in Geophysical Research Letters veröffentlichte Arbeit zur Entdeckung
der Radiostrahlung ein unerwartetes "Nebenprodukt" dar. Doch auch zu den eigentlich geplanten Arbeiten
über die Radiostrahlung der Erde und des Saturns gelangen wichtige Fortschritte. So konnte durch die Analyse
der Stereo-A- und -B-Daten eine deutliche tägliche Modulation für die Aurorale Kilometerwellenlängen-Radiostrahlung
der Erde festgestellt werden. Weiters gelang eine "Inflight"-Kalibration des Stereo-Antennensystems auf
Grundlage spezieller mathematischer Ansätze. Damit wurde eine exakte Charakterisierung des Empfangsverhaltens
dieses Systems ermöglicht. Zusätzlich wurden für die Saturn-Kilometerwellenlängen- Radiostrahlung
genaue Analysen zu deren Modulation durchgeführt.
Zur Erweiterung des Projekts meint Prof. Rucker: "Grundlagenforschung lebt vom Unerwarteten. Dank der Flexibilität
des FWF war es uns möglich, einer wissenschaftlichen Überraschung mit solider Datenanalyse zu begegnen."
Eine Tatsache, die auch die internationalen EvaluatorInnen des Projekts mit ausgezeichneten Bewertungen im Abschlussbericht
würdigten.
Originalpublikation: New periodicity in Jovian decametric radio emission,
M. Panchenko, H. O. Rucker, M. L. Kaiser, O. C. St. Cyr, J. L. Bougeret, K. Goetz und S. D. Bale. Geophysical Research
Letters, VOL. 37, L05106, doi:10.1029/2010GL042488, 2010 |