Neue Initiativen und Projekte im Österreichischen Volksliedwerk
Linz (lk) - Das Österreichische Volksliedwerk ist der Dachverband der Volksliedwerke der neun
Bundesländer. Alle vier Jahre wird der Vorstand, der sich aus Vertreterinnen und Vertretern der Volksliedwerke
der Bundesländer sowie Expertinnen und Experten zusammensetzt, neu gewählt. Bei der Neuwahl Anfang des
Jahres 2012 wurde Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer als Präsident des Österreichischen Volksliedwerks
wiedergewählt, Vizepräsident bleibt Prof. Dr. Konrad Köstlin.
Daten und Fakten zur Arbeit des Österreichischen Volksliedwerkes:
- Herausgabe von 80 - 100 Publikationen jährlich
- Durchführung von rd. 100 Projekten
- 1.300 Veranstaltungen österreichweit
- Bearbeitung von 10.000 Anfragen an die zehn österreichischen Volksliedarchive
Der neue Vorstand des Österreichischen Volksliedwerks hat sich zum Ziel gesetzt, die Rolle als Mittler zwischen
wissenschaftlicher und praktischer Auseinandersetzung mit musikalischer Volkskultur weiter auszubauen. Gerade die
Gestaltung der jährlichen Sommerakademien des Dachverbandes der Volksliedwerke der Bundesländer, die
noch bis morgen, Samstag, 25. August 2012 in Weyregg am Attersee stattfindet, stellt dabei eine zentrale Aufgabe
dar.
Neue Aufgaben und Projekte
Projekt Inter_Folk
Volkskultur wird heute nicht mehr ausschließlich als Traditionspflege verstanden, sondern sie öffnet
der Kreativität breiter Bevölkerungsschichten eine Vielzahl, auch zeitgebundener Ausdrucksformen und
lässt Raum für interkulturelle Prozesse.
Mit dem bis Jahresende laufenden, österreichweiten Pilotprojekt Inter_Folk werden gezielte Aktionen (Workshops,
Veranstaltungen, Feste, Konzerte, Treffen…) gesetzt, die Migrantinnen und Migranten Einblicke in das volkskulturelle
Gemeinwesen ermöglichen. Geplant sind insgesamt rd. zwanzig Teilprojekte (z.B. in Wien Stadtführungen
für migrantische Familien, die speziell auf volkskulturelle Aspekte Bezug nehmen, oder in der Steiermark interkulturelle
Musikantenstammtische). Gerade Volkskultur bietet hier beste Voraussetzungen. Denn mittels Volksmusik und Volkstanz
kann gegenseitiges Verständnis aufgebaut werden und es gelingt die Akzeptanz zwischen örtlicher Bevölkerung
und Fremden.
Bei einem Evaluierungsseminar im November 2012 werden von Mitarbeiter/innen von Volkskultur- und Sozialeinrichtungen
Erfahrungen und best practice Modelle eruiert, um nachhaltig die Zusammenarbeit in diesem Bereich zu fördern.
Publikationen
Jährlich publizieren alle Volksliedwerke gemeinsam ca. 100 Publikationen (Notenhefte, CDs, Fachbücher):
Das Österreichische Volksliedwerk als Dachorganisation produziert derzeit eine CD mit ausgewählten Liedern
und Musikstücken aus ganz Österreich. Auf der CD finden sich Stücke, die schon vor 1800 aufgezeichnet
wurden, genauso wie ganz neue Kompositionen, die Volkslieder etwa mit Jazz kombinieren. Auch ganz private Aufnahmen,
die das Singen im Familien- und Freundeskreis demonstrieren sind zu hören. Mit der CD sollen die gegenwärtigen
unterschiedlichen regionalen Musizierstile und Erscheinungsformen von Volksmusik hörbar gemacht werden (erscheint
Dezember 2012).
Gerade das Oberösterreichische Volksliedwerk liegt in der Publikationstätigkeit im Spitzenfeld. Heuer
wurden unter anderem "Du Schliffl - Du Schlankl" eine 870 Gstanzl umfassende Sammlung ausgewählt
von Brigitte Dumfart-Schaal und "Unsere Jodler. 190 Jodler und Jodlerlieder" zusammengestellt aus Feldforschungen
von Hermann und Volker Derschmidt herausgegeben.
Zuletzt erschienen ist "Liadl für Weiberleit", herausgegeben von Brigitte Schaal, ein Liederbuch
für Frauen. Parallel dazu wird mit der von Klaus Petermayr betreuten Publikationsreihe "Bausteine zur
Musikgeschichte Oberösterreichs" auch die wissenschaftliche Aufarbeitung vorangetrieben.
Mit allen Sinnen
Das Thema Jodeln wird im kommenden Schuljahr im Österreichweiten Schulprojekt "Mit allen Sinnen"
aufgegriffen. Anlässlich des Europäischen Jahres zur Solidarität zwischen den Generationen sollen
verstärkt Projekte gefördert werden, die das generationsübergreifende Weitergeben von Wissen und
Praktiken, wie etwa das Jodeln oder Erzählen von Märchen und Sagen, unterstützten.
Digitalisierung / Langzeitarchivierung
Basis der Arbeit des Österreichischen Volksliedwerkes stellen die seit mehr als 100 Jahren gesammelten
Materialien der Archive der Volksliedwerke dar.
Zentrale Aufgabe der kommenden Jahre wird sein, den Spagat zwischen digitalem Archiv, Langzeitarchivierung und
Benutzerfreundlichkeit zu garantieren. Konkret bedeutet dies, Notenmaterialien für das Singen und Musizieren
über das Internet noch leichter zugänglich zu machen. Gleichzeitig muss garantiert werden, dass z.B.
die einzigartigen Tonaufnahmen, die bei zahlreichen Feldforschungsaufnahmen entstanden sind, als immaterielle kulturelle
Denkmäler langfristig erhalten werden.
Im Oberösterreichischen Volksliedwerk entsteht in diesem Zusammenhang derzeit ein "Online-Lexikon zur
Volksmusik", das in rund einem Jahr veröffentlicht werden soll.
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