Gemeinsame Agrarpolitik, gemeinsame Ziele
Bozen (lpa) - Den Übergang von Salzburg nach Südtirol im hintersten Ahrntal haben sich
die Spitzen der Südtiroler und der Salzburger Landwirtschaftspolitik in den vergangenen Tagen für einen
Gedankenaustausch in Sachen EU-Agrarreform ausgesucht. Landwirtschaftslandesrat Hans Berger, sein Salzburger Amtskollege
Sepp Eisl und die Spitzen der beiden Bauernbünde waren sich darin einig, dass die Bergregionen gegenüber
Brüssel mit einer Stimme sprechen und auf die besondern Erfordernisse der Berglandwirtschaft aufmerksam machen
müssen.
Erst vor knapp einem Monat hat eine Delegation aus dem europäischen Parlament den weiten Weg von Brüssel
in das hinterste Ahrntal auf sich genommen, um sich vor Ort ein Bild von der Bewirtschaftung des alpinen Raums
zu machen. Ein solches Bild machen sich Landesrat Hans Berger und sein Amtskollege in der Salzburger Landesregierung
zwar täglich, aber dennoch hat sich das Ahrntal wieder als Ort des Austausches in Sachen Zukunft der EU-Agrarpolitik
angeboten. Die Salzburger Delegation mit Landesrat Eisl und der Spitze des Salzburger Bauernbundes mit Landesobmann
Franz Eßl wanderte über den Krimmler Tauern auf historischen Wegen ins hinterste Ahrntal. „Südtiroler
Bauern treiben bis heute über diese Wege alljährlich mit großem Aufwand ihre Tiere auf die Almen
in Salzburg", betonte Landesrat Hans Berger bei seiner Begrüßung auf der Oberen Tauernalm und unterstrich
in diesem Zusammenhang den Wert der engen Zusammenarbeit am Beispiel der gemeinsam gelösten Probleme im Bereich
der Tiergesundheit und der Tierhygiene.
Landesrat Berger betont, dass die alpinen Bergregionen in Brüssel mit einer Stimme sprechen müssen, um
Gehör zu finden. Deshalb sei die Abstimmung zwischen den einzelnen Ländern von fundamentaler Bedeutung:
„Die Besonderheiten des Berggebiets sind durch unsere jahrelange Lobbyarbeit nun auch von Brüssel anerkannt
worden. Diese Grundlagenarbeit muss jetzt aber konsequent weitergeführt werden, weil die Unterstützung
der Berglandwirtschaft ja bei weitem nicht nur Auswirkungen auf den Agrarsektor hat, sondern auch ein wirksames
Instrument ist, um die Abwanderung zu stoppen und die Nachteile ländlicher Gebiete auszugleichen." Dass
die Wahrnehmung der Berglandwirtschaft in Brüssel stärker ist als je zuvor, zeigte beispielsweise auch
der Besuch des EU-Agrarausschusses, der vor einigen Wochen auf Einladung von EU-Parlamentarier Herbert Dorfmann
in Südtirol war, sowie die positiven Aussagen von EU-Kommissar Dacian Ciolos, der seinen Urlaub dieser Tage
in Südtirol verbracht hat. Gerade in der jetzigen Entscheidungsphase sei es deshalb wichtig, sich gemeinsam
auf den Weg zu begeben, um die angestrebten Ziele zu erreichen, waren sich alle Anwesenden einig.
Berger, Eisl und die Spitzen des Südtiroler und Salzburger Bauernbundes erörterten neben der grundsätzlichen
Strategie aber auch Problematiken, die auf einem Schreibtisch in Brüssel durch einen Bleistiftstrich geboren
werden und die von den Bauern ausgebadet werden müssen. Berger: „Die bürokratischen Vorgaben z.B. bei
Abgrenzung der Almflächen sind absolut wirklichkeitsfremd, weil der Aufwand dafür in keinem Verhältnis
zum Nutzen steht."
Im ökologisch sehr sensiblen Almenbereich war auch das Zusammenspiel von Naturschutz und landwirtschaftlicher
Nutzung Thema: Berger und Eisl stimmten darin überein, dass auf der einen Seite die Bewirtschaftung der Almen
einen höheren Stellenwert bekommen, aber auch der enge Zusammenhang zwischen Bewirtschaftung und ökologischen
wie landschaftlichem Wert erkannt und stärker anerkannt werden müsse. Gerade die Obere Tauernalm, der
Ort des Austausches, sei ein Paradebeispiel für das Spannungsfeld zwischen Naturschutz und Almbewirtschaftung,
betonte Landesrat Berger. Die Alm sei vor über zehn Jahren von einer Lawine zerstört worden und der Wiederaufbau
und die Wiederaufnahme der Bewirtschaftung sei gerade durch das Aufeinanderprallen verschiedener Auffassungen fast
gescheitert. Es gelte, so Landesrat Berger, Wege für ein sinnvolles Miteinander zu finden, denn schließlich
gewinne auf mittlere und lange Sicht auch der Naturschutz nichts, wenn Almen aufgelassen werden. |