Berechnungen der UBS aus Sicht der Oesterreichischen Nationalbank nicht nachvollziehbar
Wien (oenb) - In einer aktuellen Analyse der Schweizer Bank UBS („Who wins with the Euro?“ European
Weekly Economic Focus, 17 August 2012) wird ein Zusammenhang zwischen der Einführung des Euro und der Entwicklung
des real verfügbaren Einkommens im Zeitraum 2000 bis 2010 hergestellt, in dem Österreich besonders ungünstig
abschneidet.
Nach eingehenden Analysen sind diese Ergebnisse aus der Sicht der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) nicht plausibel
und mit erheblichen methodischen und Datenproblemen behaftet.
Tatsächlich ist die Summe des real – d. h. inflationsbereinigten – verfügbaren Einkommens der privaten
Haushalte1) in Österreich von 2000 bis 2010 um 12,2% gewachsen, während sie z. B. in Deutschland nur
um 3,3% und in den Niederlanden um 1,6% zugenommen hat. Dazu hat wesentlich die – im Vergleich der 11 von der UBS
analysierten Länder – drittniedrigste HVPI-Inflationsrate in Österreich beigetragen.
Demgegenüber weist die UBS-Darstellung für alle Einkommensgruppen eine teils erhebliche negative Realeinkommensentwicklung
aus, was mit der Gesamtentwicklung der realen verfügbaren Einkommen in Österreich offensichtlich logisch
nicht vereinbar ist, und auf schwere methodische Mängel in der UBS-Analyse hinweist.
Auch das von der UBS betonte – und im Prinzip zutreffende – höhere Gewicht der Preissteigerungen für
Nahrungsmittel und Energie bei niedrigeren Einkommen kann die von der UBS berechnete ungünstige Position Österreichs
im internationalen Vergleich nicht erklären. Denn auch die Inflationsraten für diese Produktkategorien
liegen in Österreich unter den international niedrigsten.
Unbestritten waren die Reallohnentwicklung und die Entwicklung der Lohnstückkosten seit dem Jahr 2000 in Österreich
moderat. Dadurch konnte jedoch die Wettbewerbsfähigkeit Österreichs im Export gesichert und das Beschäftigungsniveau
hoch gehalten werden. Nicht ohne ökonomischen Grund befinden sich Länder mit einem historisch deutlich
stärkeren Anstieg der Lohnstückkosten heute in erheblichen makroökonomischen Schwierigkeiten. |