Wien (idw) - Ein Krebswirkstoff aus Österreich soll bösartige Tumore in Schach halten: Der Wirkstoff
NKP-1339 – ein kleines, an Transferrin bindendes Molekül – wurde von Bernhard Keppler, Dekan der Fakultät
für Chemie der Universität Wien, im Rahmen eines gemeinsamen Projekts mit der Medizinischen Universität
Wien entwickelt. Ein vielversprechender neuer Weg in der Krebstherapie, der auch schon erfolgreich an PatientInnen
getestet wurde.
Der Dekan der Fakultät für Chemie und Leiter der Forschungsplattform "Translational Cancer Therapy
Research" an der Universität Wien beschäftigt sich schon seit Jahren mit der Entwicklung von Tumortherapeutika.
Vor kurzen wurden die ersten klinischen Studien (Phase I) an PatientInnen mit metastasierten festen Tumoren abgeschlossen.
Mit Erfolg: Das neue Medikament wirkt krebshemmend und ist außerdem gut verträglich. Bis jetzt gab es
kaum "europäische" antitumorale Wirkstoffe, die derart vielversprechende Ergebnisse zeigen.
In die Zelle eingeschleust
NKP-1339 ist das erste Krebsmittel auf Rutheniumbasis: Der Wirkstoff wird über das Protein Transferrin
– und zum Teil auch über Albumin – in die Tumorzelle eingeschleust. Im Tumor wird es aktiviert und bringt
über den sogenannten "mitochondrialen pathway" die Tumorzelle zum programmierten Zelltod (Apoptose).
Parallel dazu wird das Protein GBR78 gehemmt, welches für die Korrektur missgestalteter Proteine und somit
für die Resistenz zahlreicher Tumorarten verantwortlich ist. "Durch diesen Prozess reichern sich Abfallprodukte
in der Tumorzelle an, die letztlich auch den Zelltod der Tumorzelle bewirken", erklärt Keppler, der den
Wirkstoff in Kooperation mit der Arbeitsgruppe von Walter Berger am Institut für Krebsforschung der Medizinischen
Universität Wien entwickelt hat.
Der Weg zum Erfolg
Die Anfänge der erfolgreichen Forschung liegen jedoch etwas weiter zurück: Bereits vor vielen
Jahren hat Keppler an der Universität Heidelberg und anschließend am Deutschen Krebsforschungszentrum
mit der Entwicklung des mittlerweile patentierten antitumoralen Wirkstoffs begonnen. In Wien hat er seine Arbeit
bis zum "proof of principle" an PatientInnen vorangetrieben, und vor kurzem wurden die ersten Studienergebnisse
bekanntgegeben: Bei den teilnehmenden PatientInnen – die auf frühere Standardbehandlungen und neue experimentelle
Therapien nicht mehr reagiert haben – wurde eine krebshemmende Wirkung festgestellt.
"Die Ergebnisse der Studie stützen das, was bereits aus unseren vorklinischen Studien hervorgegangen
ist: Das Medikament greift die Tumore selektiv an und ist gegen verschiedene Tumore wirksam", freut sich Keppler
vom Institut für Anorganische Chemie. Jetzt beginnt die Phase II der klinischen Studien zum Medikament. |