Unmittelbar nach seinem 82. Geburtstag starb Bürgermeister a.D. Willi Gruber am Morgen des 07.09. in St. Pölten.
Er war maßgeblich an der Hauptstadtwerdung St. Pöltens beteiligt. 46 Jahre seines Lebens stellte er
in den Dienst der Stadt, 19 davon als Stadtoberhaupt. Bürgermeister Mag. Matthias Stadler würdigt die
Leistungen Grubers.
Der Amtsnachfolger von Willi Gruber, Bürgermeister Mag. Matthias Stadler, würdigt tief betroffen die
Leistungen des Verstorbenen:
"Mit dem Ableben von Willi Gruber hat die Stadt einen ihrer größten Söhne verloren. Er war
mir, so wie vielen St. Pöltnerinnen und St. Pöltner ein guter Freund und großes Vorbild. Wir alle
haben ihm sehr viel zu verdanken! Willi Gruber hat die Hauptstadtwerdung mit seinem Bruder Karl Gruber, Landeshauptmann
a.D. Siegfried Ludwig, Landeshauptmann-Stv. a.D. Ernst Höger, wichtigen Repräsentanten aus der Stadt,
der Region, dem gesamten Bundesland, mit dem Städtebund und dem Gemeindevertreterverband ganz strategisch
vorangetrieben. Dieser Erfolg war der bedeutendste Entwicklungsschritt in der jüngeren Geschichte der Stadt.
Für ihn standen die Stadt und die St. Pöltner Bevölkerung bei all seinen Überlegungen und Entscheidungen
zu 100 Prozent im Vordergrund. Ein zentraler Eckpfeiler seiner Politik war der Weg hin zu einer ‚vollwertigen Landeshauptstadt
mit menschlicher Dimension'. Ich möchte ihm im Namen der St. Pöltnerinnen und St. Pöltner noch einmal
Danke sagen."
Willi Gruber (06.09.1930 - 07.09.2012)
Bürgermeister a.D. Willi Gruber wurde am 6. September 1930 in Ossarn als Sohn eines Voith-Arbeiters geboren.
Nach der Pflichtschule in Herzogenburg und St. Pölten erlernte er schließlich den Beruf des Drehers
bei den Voith-Werken.
Gruber gehörte seit 1945 den Roten Falken sowie der Sozialistischen Jugend an und wirkte in der Voith als
Jugendvertrauensobmann, ab 1947 war er SPÖ Jugendreferent und 1948 trat er schließlich der Partei bei.
Jugendreferent der Bezirksleitung der Gewerkschaft der Metallarbeiter und Jugendbetreuer im Bezirksausschuss war
Gruber ab 1952. Im selben Jahr heiratete er seine Gattin Hermine und wurde Vater einer Tochter. 1954 wurde er zum
Bezirksobmann der Sozialistischen Jugend gewählt. Gruber wurde 1955 Betriebsrat, 1958 Obmann der SPÖ
Sektion 9 und zog als jüngstes Mitglied in den Gemeinderat ein.
Er absolvierte 1959/60 die Sozialakademie mit Auszeichnung und war 1963 Mitbegründer des Landesverbandes der
Elternvereine. Weiters war er Mitglied des Beirates beim NÖ Landesschulrat. Ab 1961 war Gruber bei der Pensionsversicherung
tätig, wo er die Sprechtage für das westliche Niederösterreich einführte.
1970 wurde Gruber Stadtrat und Obmann des Bauausschusses sowie Mitglied des Finanzausschusses. Gleichzeitig übernahm
Gruber die Funktion des geschäftsführenden Fraktionsobmannes. 1972 wurde er Bezirksobmann-Stellvertreter
und Stadtobmann-Stellvertreter der SPÖ, 1975 Bezirksobmann des Gemeindevertreterverbandes. 1976 wurde Gruber
Mitglied des neuen Raumordnungsbeirates für die Region St. Pölten und Lilienfeld. Ab 1976 war Gruber
zudem Obmann des Traisenwasserverbandes.
1984 wurde er erster Vizebürgermeister und Obmann des Finanzausschusses, 1985 Stadtparteiobmann der SPÖ.
Am 15. Juli wurde er zum 30. Bürgermeister St. Pöltens gewählt. Diese Position hielt er bis zu seiner
Amtsübergabe an Bürgermeister Mag. Matthias Stadler im Juni 2004 inne.
46 Jahre seines Lebens stellte Willi Gruber in den Dienst der Stadt, 19 Jahre davon hat er das Idealbild eines
erfolgreichen Bürgermeisters, eines wahren "Volksbürgermeisters" gelebt und geprägt.
Mit ganzer Kraft engagierte sich Willi Gruber für die Erhebung St. Pöltens zur Landeshauptstadt. Nachdem
eine klare Mehrheit der LandesbürgerInnen für St. Pölten votiert hatte, erfolgte am 10. Juli 1986
die Erhebung St. Pöltens zur Landeshauptstadt. Dieses historische Ereignis wurde zum ganz besonderen Glanzpunkt
seines politischen Wirkens.
Die Stadt unternahm in Folge alle Anstrengungen, damit der Bau des Regierungsviertels zügig voranschreiten
konnte und die Übersiedlung der Landesregierung nach St. Pölten plangemäß erfolgte.
In der Amtszeit Grubers erfolgten des Weiteren der Neubau des Wasserwerkes, des städtischen Wirtschaftshofes,
der Feuerwehrzentrale, der Bau des Veranstaltungszentrums, des Kulturhauses Wagram, der Landessportschule, des
Hotels Metropol, der Gebietskrankenkasse, der Fachhochschule, mehrerer Einkaufszentren sowie zahlreicher Wohnungen,
der Ausbau des Krankenhauses, die Sanierung der Musikschule, die Errichtung von Radwegen, sowie eine Verbesserung
der Infrastruktur und der Umweltverhältnisse.
St. Pöltens Ruf als Kultur- und Bildungsstadt wurde durch zahlreiche Initiativen auf diesem Gebiet gefestigt.
Der Aufstieg St. Pöltens zum anerkannten Landeszentrum des größten Bundeslandes ist und bleibt
somit untrennbar mit seinem Namen verbunden.
Auf die politischen Veränderungen im Osten reagierte Willi Gruber prompt und setzte mit der Aufnahme städtepartnerschaftlicher
Beziehungen zu der mährischen Hauptstadt Brünn ein Zeichen. Schon vor dem Beitritt Österreichs zur
EU hatte Willi Gruber seine Einstellung zu einem geeinten Europa akzentuiert, schließlich belohnte der Europarat
das St. Pöltner Engagement mit der Ernennung zur Europastadt und mit der Verleihung mehrerer Europaauszeichnungen,
darunter die höchste, der Europapreis.
Für seine besonderen Verdienste wurde ihm 2004 die Ehrenbürgerschaft seiner Heimatstadt verliehen. Weiters
war Willi Gruber Ehrenringträger der SPÖ St. Pölten, Träger des silbernen und goldenen Komturkreuzes
des Ehrenzeichens für Verdienste um das Bundesland NÖ und des silbernen Ehrenzeichens für Verdienste
um die Republik Österreich, sowie Ehrenbürger der Partnerstadt Kurashiki in Japan.
Zudem war Willi Gruber Mitglied des Vorstandes der Allgemeinen Gemeinnützigen Wohnungsgenossenschaft, Sparkassenrat
der Sparkasse Region St.Pölten (bis 1984), Ehrenmitglied der FF St .Pölten, Ehrenmitglied der IPA, Obmann
der Landesgruppe NÖ des Städtebundes, Mitglied der Geschäftsleitung und des Hauptausschusses des
Österr. Städtebundes, Obmann des Tourismusverbandes NÖ Zentral und der Tourismuskommission, sowie
Vorsitzender des "Kooperationsnetzwerkes der Europäischen Mittelstädte". Im Jahr 2000 rief
Bürgermeister a. D. Willi Gruber den "Verein zur Förderung des Wohnens von Menschen mit besonderen
Bedürfnissen" ins Leben.
Begräbnis von Bürgermeister a.D. Willi Gruber am 14. September
Der verstorbene Bürgermeister wird in einem Ehrengrab der Landeshauptstadt Stadt St. Pölten am
städtischen Hauptfriedhof beigesetzt. Die Trauerzeremonie findet im Rathaus und am Rathausplatz statt
Um der Bevölkerung die Möglichkeit zu geben, sich von Ehrenbürger und Bürgermeister a.D. Willi
Gruber zu verabschieden, wird am 14. September von 08.00 Uhr bis 13.00 Uhr der Leichnam im Großen Sitzungssaal
im 1. Stock des St. Pöltner Rathauses aufgebahrt. Es wird die Gelegenheit geboten, sich in das offizielle
Kondolenzbuch der Landeshauptstadt St. Pölten einzutragen.
Die Trauerzeremonie findet am 14. September um 14.30 Uhr am St. Pöltner Rathausplatz statt.
Im Anschluss erfolgt die Beisetzung am Städtischen Hauptfriedhof in einem Ehrengrab der Landeshauptstadt St.
Pölten.
Die Bevölkerung wird eingeladen, an der Trauerzeremonie teilzunehmen. |
LH Pröll: Für Entwicklung der Landeshauptstadt
eine Jahrhundertweiche gestellt
St. Pölten (nlk) - "Willi Gruber hat für die Entwicklung der Landeshauptstadt
eine Jahrhundertweiche gestellt", sagte Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll zum Ableben des ehemaligen St.
Pöltner Bürgermeisters Willi Gruber. "Ausgehend von dieser Entscheidung, die Willi Gruber von Anfang
an für seine Heimatstadt mitgetragen hat, konnte Niederösterreich einen völlig neuen Weg einschlagen:
Die Verwaltungsstrukturen wurden modernisiert, architektonisch entstand in St. Pölten ein international hoch
beachtetes Ambiente in Ergänzung zur Altstadt. Große kulturelle Impulse wurden hier möglich. Trotz
ideologischer Unterschiede hat Willi Gruber zu Gunsten seiner Stadt auf Zusammenarbeit statt auf Gegeneinander
gesetzt und wurde zu einem ,Stadtvater', der sich hohen Respekt erwarb", so Landeshauptmann Pröll.
"Mit Willi Gruber ist ein Politiker gegangen, der seine ganze Kraft zum Wohl St. Pöltens eingesetzt hat.
Mein Mitgefühl gilt seiner Familie", betonte Pröll. |
Leitner: Tiefe Trauer in der Niederösterreichischen
Sozialdemokratie
St. Pölten (spi) - "Niederösterreichs Sozialdemokratie erfüllt tiefe Trauer.
Wir haben einen wertvollen Menschen, einen volksnahen Vorbildpolitiker und engen Freund verloren, der nicht nur
seine geliebte Landeshauptstadt St. Pölten, sondern auch die Entwicklung Niederösterreichs in vielen
Funktionen entscheidend mitgeprägt hat. Willi Gruber war ein Gründervater der Landeshauptstadt. Seiner
Arbeit verdanken nicht nur seine St. Pöltnerinnen und St. Pöltner viel, sondern auch die Niederösterreichische
Sozialdemokratie. Sein Rückhalt in der Bevölkerung und seine Beliebtheit waren die Auszeichnung der Menschen
für seine Tätigkeit. Unsere Anteilnahme gilt nun seiner Familie", so der Vorsitzende der SPÖ-Niederösterreich,
LHStv. Dr. Sepp Leitner, zum Ableben von St. Pöltens Altbürgermeister Willi Gruber. |