Heinisch-Hosek:
Wichtiger Schritt zu mehr Fairness in der Arbeitswelt"
Frauenministerin startet Pilotprojekt mit REWE Group, Novomatic und dem Verein "Wirtschaft
für Integration"
Wien (bpd) - "Wir haben zwar gute Gleichstellungsgesetze, aber in der Realität werden Frauen,
ältere Menschen und Menschen mit Migrationshintergrund am Arbeitsmarkt noch immer oft diskriminiert",
sagte Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek am 14.09. anlässlich einer gemeinsamen Pressekonferenz mit
dem Konzernpersonaldirektor der REWE International AG, Johannes Zimmerl, und dem Obmann des Vereins "Wirtschaft
für Integration", Ali Rahimi. "Frauen werden noch immer gefragt, ob sie schwanger werden möchten,
und fremd klingende Namen verhindern oft die Einladung zum Bewerbungsgespräch. Anonymisierte Bewerbungen können
daher ein wichtigen Schritt zu mehr Fairness in der Arbeitswelt sein. Denn sie sind ein Türöffner zum
Vorstellungsgespräch", so die Frauenministerin.
In Deutschland haben Betriebe bereits gute Erfahrungen mit anonymisierten Bewerbungen gemacht und ihre Einstellungspraxis
reflektiert. Die Bewerberinnen haben tatsächlich größere Chancen eingeladen zu werden. "Daher
haben wir jetzt in Österreich ein Pilotprojekt gestartet, dessen Ergebnisse von Studenten der Wirtschaftsuniversität
evaluiert werden wird", unterstrich Heinisch-Hosek.
Das Pilotprojekt für anonymisierte Bewerbungen wird vom Verein für "Wirtschaft für Integration"
und zwei Großunternehmen, der REWE Group und der Novomatic AG mitgetragen. "Auch andere Unternehmen
sind eingeladen, sich einzubringen", appellierte die Frauenministerin.
Ali Rahimi vom Verein "Wirtschaft für Integration" unterstrich die Bedeutung des Projekts: "Mehr
als ein Drittel der Migrantinnen und Migranten findet trotz guter Ausbildung keinen Job. Dabei geht ein großes
Potential verloren. Mit Hilfe der anonymisierten Bewerbung haben sie mehr Chancen, nach Leistung und Qualifikation
beurteilt zu werden." Johannes Zimmerl, Konzernpersonaldirektor der REWE International AG, betonte die Vorteile
für den Betrieb: "Es ist eine Riesenchance, Leute zu gewinnen, die sich sonst gar nicht trauen, sich
zu bewerben. Wir brauchen dringend qualifizierte Leute, unabhängig von Geschlecht, Alter und Herkunft."
Die Rewe International AG startet mit dem IT-Bereich und will bei Erfolg die Form der anonymisierten Bewerbung
im weiteren Konzern ausrollen.
Das Pilotprojekt wird ein halbes Jahr lang laufen, Studenten der Wirtschaftsuniversität Wien werden die Veränderung
in der Einstellungspraxis evaluieren. "Wenn sich die Anonymisierung der Bewerbungen bewährt, werden sich
Nachahmer in der Wirtschaft finden. Ich kann mir aber auch vorstellen, gemeinsam mit den Sozialpartnern gesetzliche
Maßnahmen zu erarbeiten, damit die Anonymisierung in Österreich Standard wird", so die Frauenministerin
abschließend. |
Grüne für Umsetzung anonymisierter Bewerbungen im Bundesdienst
Korun/Schwentner über Pilotprojekt in Privatwirtschaft erfreut
Wien (grüne) - "Erfreulich, dass die Frauen- und Beamtenministerin unseren Vorschlag zur
Einführung von anonymisierten Bewerbungen aufgreift und umsetzen möchte. Dass die Privatwirtschaft einen
Testversuch startet, ist ebenfalls zu begrüßen. Warum die Ministerin nicht in ihrem ureigenen Verantwortungsbereich,
nämlich im öffentlichen Dienst, den Versuch mit anonymisierten Bewerbungen startet, ist allerdings nicht
nachvollziehbar. Hier sollte die Politik mit positivem Beispiel vorangehen, statt die neue Maßnahme nur einzelnen
Unternehmen zu überlassen" fordern Alev Korun, Integrationssprecherin, und Judith Schwentner, Frauensprecherin
der Grünen. Denn sowohl in der Privatwirtschaft als auch im Öffentlichen Dienst sollen alle, deren fachliche
Qualifikation dem Stellenprofil entspricht, eine faire Chance auf ein Bewerbungsgespräch erhalten. Anonymisierte
Bewerbungsverfahren sind daher ein wichtiger und richtiger Schritt um Vorurteile abzubauen und Chancengleichheit
zu ermöglichen. "Heinisch-Hosek sollte daher mit gutem Beispiel vorangehen und ihre Schlüsselposition
als Frauen- und Beamtenministerin nutzen", fordert Schwentner.
Vor allem Frauen und MigrantInnen haben oft Jobs, die deutlich unter ihrer Qualifikation liegen. Vorurteile oder
Diskriminierung stehen ihren Chancen am Arbeitsmarkt oftmals im Weg. Der Pilotversuch zu anonymisierten Bewerbungsverfahren
in Deutschland hat ergeben, dass Frauen und MigrantInnen deutlich öfter zu einem Vorstellungsgespräch
eingeladen werden, wenn ausschließlich die Qualifikation im Mittelpunkt steht", erläutert Korun. |