Bozen (lpa) - Insgesamt 160 Millionen Euro stehen in Südtirol in der laufenden Programm-Periode 2007-2013
zur Durchführung von Projekten des Europäischen Sozialfonds ESF bereit. 120 Millionen Euro wurden bisher
zweckgebunden, weitere 25 Millionen sollen demnächst zugewiesen werden. Am 13.09. wurde auf der ESF-Jahresveranstaltung
im Merkantilgebäude in Bozen Bilanz gezogen und auch schon ein Blick in die Zukunft geworfen.
"Der Europäische Sozialfonds ist das wichtigste Finanzinstrument, mit dem die Europäische Union
ihre beschäftigungspolitischen Ziele in konkrete Maßnahmen umsetzt", erklärte eingangs der
Direktor der Landesabteilung Europa, Thomas Mathá. Auch im Lichte der delikaten Phase, welche die europäische
Integration derzeit durchlaufe, sei die Bedeutung der Strukturfonds augenscheinlich. Wichtig sei, so Mathá,
dass das Interesse der Bürger nicht hinter dem Interesse der Wirtschaft und der Banken zurückstehe. Er
verwies zudem darauf, dass Südtirol sich bereits auf die neue Programmperiode vorbereite. "Ab 2014 wird
es wichtiger sein als jeher, die Ressourcen in den einzelnen Regionen auf wenige konkrete Ziele zu konzentrieren.
Auch soll enger mit den anderen EU-Fonds (EFRE, ELR) zusammengearbeitet werden", so Mathá.
In Brüssel laufen derzeit die Arbeiten zur Absteckung des Finanzrahmens für die neue Programmperiode
2014-20 auf Hochtouren. Darüber berichtete heute im Merkantilgebäude Andrea Mancini, seit Ende 2010 Desk
Officer für Südtirol in der Generaldirektion für Beschäftigung der EU-Kommission in Brüssel
ist. Nach seinen Worten wird dieser Rahmen 1.025 Milliarden Euro umfassen, von denen 84 Milliarden Euro in den
ESF fließen könnten. An den künftigen Prioritäten des Sozialfonds werde noch gefeilt, es zeichneten
sich die soziale Inklusion und die Armutsbekämpfung als Schwerpunkte, Jugendliche, ältere Arbeitnehmende,
Frauen und geringqualifizierte Arbeitende als Hauptzielgruppen ab.
Bilanz über die zu Ende gehende Programmperiode zog anschließend der ESF-Bewertungsbeauftragte Aldo
Gandiglio, Wirtschaftswissenschaftler und Dozent an der Universität Roma Tre und Mitglied des Rates für
Forschung und Innovation in Südtirol. Demnach wurden von den 160 Millionen Euro, die für den gesamten
Programmzeitraum zur Verfügung stehen, bisher 118 Millionen Euro für konkrete Projekte zweckgebunden.
Weitere 25 Millionen Euro dürften in den nächsten Monaten zweckbestimmt werden. Effektiv ausbezahlt wurden
62 Prozent der zweckgebundenen Mittel. Ingesamt sind in Südtirol 763 Projekte (1338 Projektanträge) gestartet
worden. Die Mehrheit davon betrifft die Priorität Anpassungsfähigkeit mit 310 Projekten, gefolgt von
der Priorität Humankapital mit 211 Projekten. 34.440 Personen, davon 31,4 Prozent Frauen, haben in dieser
Programmperiode an einem ESF-Kurs teilgenommen oder einen solchen begonnen. Die vorherrschende Altersgruppe ist
die der Erwachsenen (25 bis 54 Jahre) mit 72 Prozent, gefolgt von den Jugendlichen zwischen 15 und 24 Jahren mit
24 Prozent. Die über 55-Jährigen sind auf 4,5 Prozent gestiegen. Was die Arbeitsmarktsituation der Kursteilnehmer
betrifft, sind 78,4 Prozent Beschäftigte, gefolgt von den Nichterwerbstätigen mit 16,1 Prozent und den
Arbeitslosen mit 5,5 Prozent. Von den Arbeitslosen sind 56,5 Prozent Frauen.
Einen konkreten Ausblick auf den ESF-Programmzeitraum 2014-2020 und die Möglichkeiten für Südtirol
gab zum Abschluss die Direktorin im ESF-Landesamt, Judith Notdurfter. Sie verwies auf die zunehmende Bedeutung
des ESF in Krisenzeiten, da es sich um ein flexibles Instrument handle, das ziel- und situationsorientiert eingesetzt
werden könne.
An der heutigen Jahresveranstaltung nahmen zahlreiche Projektträger und Projektpartner sowie Vertretende von
öffentlichen Körperschaften und Gewerkschaften teil. |