JW-Bundestagung in Graz: Roth fordert Stärkung von alternativen Finanzierungsformen -
"Wer sich querlegt, ist ein Zukunftsverhinderer"
Wien (pwk) - "Auch wenn der leichte Rückgang bei den Unternehmensgründungen im ersten
Halbjahr 2012 kein Grund zur Panik ist und wir im Europavergleich durchaus gut dastehen, so ist er doch ein deutliches
Signal, auf das es zu reagieren gilt", erklärte die Generalsekretärin der Wirtschaftskammer Österreich
(WKÖ), Anna Maria Hochhauser, anlässlich der Eröffnung der 19. Bundestagung der Jungen Wirtschaft
(JW) - diesmal in Graz. Diesen Handlungsbedarf belegen auch die Ergebnisse einer top-aktuellen Jugend-Studie des
market-Instituts über die Zukunftserwartungen von Jugendlichen zwischen 15 und 25, die Hochhauser präsentierte.
Demnach ist das Interesse der Jugendlichen an beruflicher Selbstständigkeit schaumgebremst, was vor allem
mit dem hohen Risiko beim Sprung ins Unternehmertum begründet wird.
Für Hochhauser ein Grund, früh genug bei den Jugendlichen anzusetzen und sie für Selbstständigkeit
zu begeistern. Immerhin sind 46 Prozent der jungen Menschen zumindest "am Unternehmertum interessiert"
- ein Potential, das es zu heben gelte. "Wir müssen einerseits unser einzigartiges duales System weiter
stärken und noch attraktiver machen - schließlich kommen rund 60 Prozent aller Gründer aus der
dualen Ausbildung, andererseits müssen wir auch Schulen und Universitäten in die Verantwortung nehmen",
appellierte Hochhauser. Ziel sei es, bereits frühzeitig die Selbstständigkeit als reale Option im Bewusstsein
zu verankern.
Um die soziale Absicherung für Unternehmer zu verbessern und das Risiko zu minimieren, habe die WKÖ in
den vergangenen Jahren schon einiges durch- und umsetzen können, allerdings stehe hier noch einiges auf der
Agenda, forderte Hochhauser etwa das Krankengeld für Selbstständige oder die Erhöhung und Anpassung
des Wochengeldes für Unternehmerinnen ein. Wolle man den Rekordwert bei Gründungen durch Frauen in den
ersten sechs Monaten 2012 (41,3 Prozent aller Gründungen) halten bzw. erhöhen, müssen hier rasch
faire Rahmenbedingungen für Unternehmerinnen geschaffen werden.
"Die Jungunternehmer sind die Zukunft der heimischen Wirtschaft und sichern zukünftig als Rückgrat
des Standorts Arbeitsplätze und Wohlstand. Deshalb fordern wir auch die notwendigen Rahmenbedingungen für
junge Unternehmer", betonte Markus Roth, Bundesvorsitzender der Jungen Wirtschaft (JW).Vor allem beim "Dauerbrenner-Thema"
Finanzierung fordert Roth dringend ein Umdenken und die Schaffung entsprechender Rahmenbedingungen ein. Die allgemeine
wirtschaftliche Situation führe zu einer geringeren Bereitschaft der Banken, Selbstständige mit Startkapital
zu unterstützen. Durch die Auswirkungen von Basel III erwarte er eine weitere Verschlechterung dieser Situation
für junge UnternehmerInnen. Um die Abhängigkeit der heimischen Jungunternehmer von den Banken zu verringern,
sei das Gebot der Stunde, auf alternative Finanzierungsformen zu setzen, so Roth. Vor allem das "CrowdFunding",
eine in den USA bereits weit verbreitete Finanzierungsform, bei der kleinere Beträge von einer großen
Gruppe an Investoren eingezahlt würden, wolle er gestärkt sehen. Hier fordert Roth eine Erhöhung
des Grenzbetrages bei der Prospektpflicht von derzeit 100.000 Euro auf 300.000 Euro. Zudem pocht der JW-Chef neuerlich
massiv auf die die rasche Einführung der GmbH light (Senkung des Mindeststammkapitals von 35.000 auf 10.000
Euro) und eines 50.000-Euro-Beteiligungsfreibetrag - damit das Eigenkapital der österreichischen Klein- und
Kleinstbetriebe gestärkt wird. "Wer sich hier querlegt, der ist ein Zukunftsverhinderer", unterstrich
Roth. Positiv bewertete Roth die Umsetzung der Jungunternehmer-Fonds durch die Bundesregierung - eine langjährige
Forderung der Jungen Wirtschaft. |