Haslauer: Regionalverband Tennengau gewinnt den VCÖ-Mobilitätspreis Salzburg
Salzburg (lk) - Das Mobilitätsverhalten der Salzburgerinnen und Salzburger ändert sich.
Das Auto verliert an Bedeutung, die Wahl der Verkehrsmittel wird vielfältiger, wie eine aktuelle Untersuchung
des VCÖ (Verkehrsclub Österreich) zeigt. Wichtig für den Umstieg ist ein attraktives Angebot bei
Bahn und Bus. Der Regionalverband Tennengau trägt mit der Aufwertung von Bushaltestellen zu mehr Komfort im
öffentlichen Verkehr bei und wurde am 14.09. von VCÖ, Verkehrsreferent Landeshauptmann-Stellvertreter
Dr. Wilfried Haslauer und ÖBB-Postbus mit dem VCÖ-Mobilitätspreis Salzburg ausgezeichnet.
Die Salzburgerinnen und Salzburger fahren weniger mit dem Auto. Im Vorjahr waren Salzburgs Autofahrer um rund 40
Millionen Kilometer weniger unterwegs als 2009, wie eine VCÖ-Untersuchung zeigt. Pro Pkw wurden mit 13.200
Kilometer sogar um rund 1.000 Kilometer weniger zurückgelegt als noch 2005. Jedoch ist seit 2005 die Zahl
privater Pkw von 235.000 auf rund 254.000 gestiegen.
"Die Trendumkehr von der Straße hin zum öffentlichen Verkehr ist in vollem Gang. Im Vorjahr konnte
der Salzburger Verkehrsverbund rund 67 Millionen Fahrgäste befördern, vor zehn Jahren waren es noch 59,7
Millionen. Das ist auch ein Ergebnis der politischen Schwerpunktsetzungen: Das Land Salzburg gab für den öffentlichen
Verkehr 2010 und 2011 bereits deutlich mehr aus als für den Neubau von Straßen", sagte Landeshauptmann-Stellvertreter
Haslauer heute bei einem Informationsgespräch in Salzburg.
Zudem treibt man in Salzburg den Ausbau der Radwege und den Bahnausbau weiter voran: Bei der Eisenbahn geht der
dreigleisige Ausbau von Salzburg nach Freilassing mit den erforderlichen Begleitmaßnahmen weiter und stufenweise
bis 2015/2016 in Betrieb. Die Haltestelle Salzburg-Liefering wird 2013 eröffnet. Neben dem laufenden Aus-
und Umbau des Hauptbahnhofes in Salzburg wurde im Flachgau mit der Haltestelle Straßwalchen West begonnen
sowie mit dem Umbau des Bahnhofes Hallwang-Elixhausen.
Ein weiteres Ergebnis der VCÖ-Untersuchung ist, dass der Spritverbrauch pro Pkw von durchschnittlich 1.030
Liter im Jahr 2005 auf rund 910 Liter im Vorjahr sank. Durch die Verbrauchsreduktion erspart sich ein Salzburger
Autofahrer im Schnitt 180 Euro pro Jahr und verursacht um rund 300 Kilogramm weniger klimaschädliches CO2.
"Weniger Auto zu fahren ist die vernünftige und richtige Reaktion auf die steigenden Spritpreise – eine
Reaktion, die nicht nur die Geldbörse schont, sondern auch die Umwelt", betonte VCÖ-Experte Markus
Gansterer.
Dennoch: Die Zahl der mit dem Auto zurückgelegten Kilometer ist nach wie vor sehr hoch. Insgesamt legten die
Privat-Pkw im Land Salzburg im Vorjahr rund 3,35 Milliarden Kilometer zurück. Das entspricht rund 84.000 Mal
um die Erde. Der VCÖ weist darauf hin, dass dabei rund 231 Millionen Liter Sprit verfahren wurden. Die Umwelt
wurde dadurch mit rund 580.000 Tonnen CO2 belastet.
Der Straßenverkehr macht zudem viele Menschen krank. Laut Weltgesundheitsorganisation sterben österreichweit
durch die Luftverschmutzung des Straßenverkehrs viermal so viele Menschen frühzeitig wie durch Verkehrsunfälle,
durch Bewegungsmangel sogar sechs Mal so viele. "Wer hingegen die täglichen Wege häufig zu Fuß
oder mit dem Fahrrad zurücklegt, beugt Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Beschwerden, Diabetes oder Übergewicht
vor", wies VCÖ-Experte Gansterer auf die positiven Gesundheitswirkungen von Gehen und Radfahren hin.
Vor allem Kindern und Jugendlichen mangelt es an Bewegung. Ärzte empfehlen 60 Minuten körperliche Aktivität
von mittlerer Intensität pro Tag. Jedoch nur jeder fünfte Jugendliche zwischen elf und 15 Jahren bewegt
sich ausreichend. "Die tägliche Turnstunde für die 82.000 Salzburger Schülerinnen und Schüler
kann in den Schulweg integriert werden. Es braucht daher eine kindgerechte Verkehrsplanung, damit Schülerinnen
und Schüler sicher zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit dem Tretroller zur Schule kommen können",
betonte Gansterer.
Mobilitätsverhalten der Salzburgerinnen und Salzburger ändert sich
Die VCÖ-Untersuchung zeigt eine eindeutige Entwicklung in Salzburg: Die Salzburgerinnen und Salzburger sind
zunehmend multimodal unterwegs, nutzen nicht nur das Auto, sondern auch öffentliche Verkehrsmittel, das Fahrrad
oder gehen kürzere Strecken zu Fuß – mit dem Auto oder dem Fahrrad zum Bahnhof, von dort mit dem Zug
weiter und die letzte Strecke zu Fuß zum Arbeitsplatz. Drei Verkehrsmittel für einen Weg zu verwenden
ist nicht mehr ungewöhnlich. "Diese Entwicklung wird sich in Zukunft noch deutlich verstärken, sie
ist ein Mobilitätstrend", stellte Gansterer fest.
Das Verkehrsmittel, das von den meisten Salzburgerinnen und Salzburgern benutzt wird, sind die eigenen Beine. 93
Prozent der Bevölkerung gehen im Alltag Strecken von mehr als 250 Meter zu Fuß. 76 Prozent der erwachsenen
Bevölkerung fahren selber mit dem Auto, 65 Prozent fahren bei anderen im Auto mit, 66 Prozent sind für
Alltagserledigungen mit dem Fahrrad unterwegs und 57 Prozent nutzen öffentliche Verkehrsmittel, so die VCÖ-Studie.
Den klassischen Autofahrer gibt es kaum mehr. Immer mehr Menschen nutzen für den jeweiligen Fahrzweck das
ideale Verkehrsmittel. Das Mobilitätsverhalten ändert sich. "Multimodal mobil zu sein heißt
vor allem auch, das Auto dort einzusetzen, wo es wirklich notwendig ist. Damit nimmt die Zahl der Autofahrten ab,
und es gibt weniger Verkehrsprobleme", so Gansterer. Immerhin ist jede zehnte Autofahrt kürzer als einen
Kilometer, jede zweite Autofahrt kürzer als fünf Kilometer.
Der Trend geht zu mehr Elektro-Fahrrädern
Ein weiterer Trend zeichnet sich in Salzburg ab: Die Zahl der Elektro-Fahrräder wird in den kommenden Jahren
stark steigen. Die VCÖ-Radfahrumfrage hat ergeben, dass in Salzburg bereits jeder sechste Radfahrer an den
Kauf eines Elektro-Fahrrads denkt. "Mit Elektro-Fahrrädern sind auch Strecken von zehn oder fünfzehn
Kilometern leicht zurückzulegen. Der Umstieg vom Auto aufs Fahrrad fällt damit leichter", so Gansterer.
Fahrgäste mit S-Bahn in Salzburg zufrieden
Wie sehr die Verbesserung des öffentlichen Verkehrs von den Salzburgerinnen und Salzburgern goutiert wird,
zeigt eine aktuelle Umfrage, die der VCÖ über ein EU-Projekt durchgeführt hat. Es wurden repräsentativ
420 Fahrgäste der S-Bahn Salzburg, die in den vergangenen fünf Jahren ihr Mobilitätsverhalten verändert
haben, befragt. 53 Prozent der befragten Fahrgäste kombinieren die S-Bahn mit anderen Verkehrsmitteln, sind
also multimodal mobil.
Der VCÖ hat auch erhoben, warum die 420 S-Bahn-Fahrgäste in den vergangenen fünf Jahren ihr Mobilitätsverhalten
verändert haben. Die Hauptgründe (50 Prozent) waren Jobwechsel beziehungsweise Wechsel des Wohnortes.
Bei 33 Prozent war die Verbesserung des Angebots die Motivation zum Wechsel und bei 17 Prozent waren es Verschlechterungen
beim bisher verwendeten Verkehrsmittel. "Dieses Ergebnis zeigt, wie wichtig es ist, dass Bahn und Bus mit
einem hochwertigen Angebot überzeugen. Häufige Verbindungen, die Fahrtdauer und die gute Erreichbarkeit
von Haltestellen motivieren zum Umsteigen. Die S-Bahn Salzburg erfüllt diese Kriterien. Mehr als die Hälfte
der Fahrgäste ist mit dem Angebot sehr zufrieden. Das öffentliche Verkehrsnetz ist weiter auszubauen",
betonte Gansterer.
Regionalverband Tennengau gewinnt VCÖ-Mobilitätspreis Salzburg
Der Regionalverband Tennengau ist der Gewinner des diesjährigen VCÖ-Mobilitätspreises Salzburg.
Ausgezeichnet wurde der Regionalverband für die Modernisierung der Bushaltestellen und der Fahrplanauskunft.
Bereits 2008 war der Regionalverband Tennengau für das Ein-Euro-Gästeticket ausgezeichnet worden.
"Im öffentlichen Nahverkehr spielt nicht nur die Qualität von Bus und Bahn eine zentrale Rolle,
sondern immer stärker auch die Haltestelle als Informations- und Wartebereich für Fahrgäste",
zeigte sich Christian Steiner, Geschäftsführer des Regionalverbands Tennengau, überzeugt. Um den
Aufenthalt an der Haltestelle so angenehm wie möglich zu gestalten, wurden im Tennengau insgesamt 123 Bushaltestellen
mit Solarenergie-Anlagen ausgestattet und beleuchtet. "Gemeinsam mit der Firma Shop2win Marketing GmbH ist
es gelungen, eine innovative, umweltfreundliche Solarbeleuchtung für Buswartehäuschen zu entwickeln.
Dieses Know-how geben wir an andere Regionen weiter", so Christian Steiner.
"Dieses innovative Konzept bringt mehr Information und Sicherheit für die Kundinnen und Kunden in der
Region. Es ist angenehmer, in der Dämmerung oder in der Nacht an einer ausgeleuchteten Haltestelle zu warten,
als im Dunkeln zu stehen. Das passt zu unserem Credo, beim öffentlichen Verkehr auf attraktive Linien und
Qualität zu setzen. Damit wollen wir überzeugen und zum Umstieg animieren. Unser öffentlicher Verkehr
in Salzburg muss schnell, bequem, günstig und konkurrenzfähig zum Individualverkehr sein. Dazu braucht
es eine attraktive Infrastruktur", sagte Landeshauptmann-Stellvertreter Haslauer. Die Gesamtkosten des Projektes
beliefen sich auf rund 130.000 Euro. Die Finanzierung teilen sich je zur Hälfte der Regionalverband Tennengau
sowie Bund, Land und EU.
Zusätzlich wurde im Tennengau die Fahrplanauskunft modernisiert. An 360 Haltestellen zeigen elektronische
Displays die Abfahrtszeiten der Busse in Echtzeit an. Weiters können mittels NFC-Technik (Near Field Communication,
Nahbereich-Kommunikation) und Mobiltelefon die aktuellen Fahrpläne abgerufen werden. "Ausgezeichnete
Information sowie Reisekomfort sind wichtige Kriterien für einen attraktiven öffentlichen Verkehr. Die
Aufwertung der Bushaltestellen sowie die Verbesserung des Informationsangebots über die Busse im Tennengau
sind ein gelungenes Beispiel, wie Komfort für Fahrgäste gesteigert werden kann", lobte VCÖ-Experte
Gansterer das Siegesprojekt.
Der VCÖ-Mobilitätspreis Salzburg wird in Kooperation mit dem Land Salzburg und der ÖBB-Postbus GmbH
ausgerichtet und vom Salzburger Verkehrsverbund sowie von der Industriellenvereinigung Salzburg unterstützt.
Die bisherigen Gewinner des VCÖ-Mobilitätspreises Salzburg
2012: Regionalverband Tennengau, 2011: Pinzgauer Lokalbahn, 2010: Salzburger Landesradverkehrsnetz (Land Salzburg),
2009: Salzburg AG und ZGB (Zentrum für Generationen und Barrierefreiheit), 2008: Regionalverband Tennengau,
2007: Gemeinde St. Johann im Pongau, 2006: MDF Hallein GmbH, 2005: Akzente Salzburg. |