Landesrätin Verena Dunst lud zu Podiumsdiskussion „Frauen und Technik: Geht das?“ im Technologiezentrum
Güssing
Güssing (blms) - Verkäuferin, Bürokauffrau oder Friseurin - die Berufs-Wunschliste
von Mädchen entspricht auch im 21. Jahrhundert noch weitgehend dem überlieferten Rollenklischee. Das
Projekt „FIT – Frauen in die Technik“ will deshalb Mädchen technische Berufe schmackhaft machen. Im Rahmen
von „FIT“ lud LR Verena Dunst am 12.09. unter dem Titel „Frauen und Technik: Geht das?“ ins Technologiezentrum
Güssing zur Podiumsdiskussion mit Vertretern aus Bildung und Wirtschaft. Rund 120 burgenländische Schülerinnen
und Schüler kamen, um sich über die vielfältigen Chancen in Technikjobs zu informieren. Ziel der
Veranstaltung: Junge Frauen für die Technik zu begeistern und letztendlich den Frauenanteil in technisch/naturwissenschaftlichen
Studienrichtungen zu erhöhen. „Wir wollen Frauen die Vorteile von technischen Berufen erläutern und ihnen
somit das Berufswahlspektrum erweitern“, erklärte Landesrätin Dunst.
Was sind die Gründe für die Berufswahl, für den niedrigen Anteil an Mädchen in technischen
Studien und Berufen? Welche Vorteile bieten Technikjobs, warum sind gerade sie für Mädchen und Frauen
geeignet? Diese Fragen erörterte die Diskussionsrunde mit Landesrätin Dunst und Vertretern aus Bildung
und Wirtschaft und zeigte Möglichkeiten und Beispiele auf, wie Mädchen ihre „Berufung“ in technischen
Jobs finden können.
Karriere mit technischer Ausbildung
Dass sich Frauen in Technikjobs auch in höheren Positionen behaupten können, erläuterten
Prof.in DIin Ulrike Hartler, Abteilungsvorstand im Bereich Bautechnik an der HTL Pinkafeld und Franziska Loidl,
Kaufmännische Leiterin der Parador GmbH. Beide verkörpern höchst erfolgreiche „Role models“ in technischen
Berufen. Sie wünschten sich mehr Mut bei den jungen Frauen in der Wahl ihrer Ausbildung; selten mangle es
am technischen Verständnis, denn das sei erwiesenermaßen bei Mädchen nicht weniger vorhanden als
bei Burschen.
Einkommensvorteile eklatant
Die Hälfte aller Mädchen wählt allerdings auch heute noch eine Ausbildung zur Verkäuferin,
Bürokauffrau oder Friseurin. Gerade „typische“ Frauenberufe sind jedoch deutlich schlechter bezahlt, als beispielsweise
jene in der metallverarbeitenden Industrie oder in der Elektrotechnik. Landesrätin Dunst: „Wer sich für
einen traditionellen Frauenberuf entscheidet, verzichtet auf ein höheres Gehalt – im Schnitt liegt das durchschnittliche
Einkommen von Frauen rund 28 % unter jenem der Männer.“ Nicht nur das: „Frauenberufe“ bieten zumeist auch
geringere Weiterbildungs- und Aufstiegschancen, und manche als familienfreundlich eingestufte Berufe wie in der
Krankenpflege oder im Handel sind dies keineswegs. Wohl seien heute mit 47.000 Frauen – von 100.000 Beschäftigten
insgesamt – so viele Frauen wie nie zuvor beschäftigt, jedoch 43 % von ihnen nur Teilzeit.
Rollenbild sprengen
Erziehung, traditionelles Rollenverhalten, Einfluss der Eltern, mangelhafte Berufsorientierung, die Befürchtung,
im sozialen Umfeld als „männlich“ abgestempelt zu werden, Angst vor Diskriminierung durch männliche Kollegen
– die Gründe für die berufliche „Einbahnstraße“ sind vielfältig. „Es ist wichtig, sich unabhängig
zu machen von dem, was die Erwachsenen glauben“, so Dr.in Elfriede Jud, Genderbeauftragte im Landesschulrat Burgenland.
Darüber hinaus sei „Gender ein Männer- und Frauenthema“, so Jud. In dieselbe Kerbe schlug auch Diskussionsleiterin
Reg. Rätin Johanna Klostermann von der TU Graz. Sie fordert diametrales Denken. Burschen seien auch in ‚Nichtmännerberufen‘
erwünscht, etwa im Sozialbereich.
Umdenken feststellbar
Es sei durchaus steigendes Interesse an frauenuntypischen Berufen bei Mädchen im Burgenland festzustellen,
wie Dunst bei der Diskussion anmerkte. Am heurigen „Girls‘ Day“, einem österreichweiten Aktionstag, der jungen
Frauen einen Blick hinter die Kulissen von männerdominierten Berufen ermöglicht, nahmen insgesamt 636
burgenländische Schülerinnen teil – ein Rekord. Die Online-Plattform MonA-Net, die über untypische
Frauenberufe und Karrieremöglichkeiten informiert, darf sich bereits über mehr als 5.500 Mitglieder freuen.
Mut und Begeisterung für Technikjobs wecken
Hier will Dunst ansetzen: „Es gilt, junge Frauen noch besser zu vernetzen, ihnen die Hemmschwellen und
Berührungsängste vor technischen oder naturwissenschaftlichen Ausbildungen zu nehmen und ihren Mut zu
fördern“.
Fazit: Frauen und Technik: Das geht sogar sehr gut. |