Bozen (stadt) - ONE&ONE nennt sich ein Projekt, das die Künstlerin Julia Frank im August in Zusammenarbeit
mit dem Stadtarchiv durchgeführt hat. Frank ging der Frage nach, ob es menschliche Doppelgänger gibt
und hat sich in New York auf die Suche von DoppelgängerInnen von sechs bekannten Südtiroler Gesichtern
gemacht. Die Ergebnisse dieser Suche konnten direkt auf einem Monitor am Infopoint des Stadtarchivs unter den Lauben
mitverfolgt werden.
Es ging um 6 Doppelgänger, um 6 Gesichter, welche mit den 6 Ausgangsgesichtern identisch sein mussten, die
auf einem Bildschirm im Stadtarchiv Bozen seit mittlerweile einem Monat gezeigt wurden. Die Künstlerin Julia
Frank begab sich jeden Morgen aus einem kahlen Blockhaus in Harlem-New York City in die verschiedensten Viertel
der Millionenstadt. Das Projekt beinhaltete genau das: eine Reise in die chaotische Welt New Yorks, auf der Suche
nach physiognomisch identischen Gesichtern im Vergleich zu sechs lebenden und nicht ganz unbekannten Persönlichkeiten
Südtirols: Marion Piffer-Damiani, Eva Klotz, Alois Lageder, Reinhold Messner, Norbert Rier und Armin Zöggeler.
Während des Umherstreifens zählte nur Eines: das vergleichbar identische Gesicht zu erkennen. Dafür
war es erforderlich, nahezu die gesamte Umgebung, Natur, Architektur, alles andere Körperhafte auszuschalten.
Schnell wurde klar, dass diese Aufgabe Julia Frank viel Energie und Belastbarkeit - physisch wie psychisch - abverlangen
würde. Das Antreffen menschlicher Gruppen, verbunden mit der Chance sie nur für einen Augenblick beobachten
und analysieren zu können, wurde zur Zerreißprobe. Ein kurzer Anblick eines Profils oder Portraits,
welches an ihr vorbeizog, verlangte schnelles Handeln und eindeutige Klarheit. Nicht immer konnte sie dies bewältigen,
so sind auch Fehlschläge Teil dieses Experiments.
Nachdem sich in kürzester Zeit ein Doppelgänger in der Metrostation finden ließ, war dies für
die Künstlerin der wahrscheinlich erste Beweis "menschlicher Wiederholung": es schien tatsächlich
möglich zu sein, das identische Gesicht zu finden.
Durch ihren konsequenten Willen hat Julia Frank die Suche über mehr als drei Wochen fortgesetzt, in täglicher
Reflexion über den Ablauf der Geschehnisse. Dabei waren das Glück und der Zufall, mit seinem unerwarteten
Erscheinen, ein wichtiger Bestandteil.
Das Bewusstsein dieser natürlichen und kosmologischen Einflüsse begleitete Franks Blick und Gedankenweg
das ganze Projekt hindurch.
Am letzten Augusttag 2012 war die Zeit abgelaufen. Am Monitor des Stadtarchivs Bozen, dem parallelen Übertragungsort
der Ergebnisse, ließ sich das definitive Resultat ablesen: ein Mann und eine Frau - physiognomische Doppelgänger
der sechs ausgewählten Teilnehmer/Innen - Frau Damiani 2 und Herr Messner 2. Ästhetische Elemente, wie
Haarschnitt und Länge des Bartes oder Alter der gefundenen Personen, waren für die Identifikation nicht
relevant. Gesichtsform, Augenpartie, Nasenform und Mund standen im korrekten Verhältnis zu den originalen
Gesichtern.
Zufrieden mit dem Ergebnis und der gewonnenen Erfahrung kehrte die Künstlerin nach Südtirol zurück. |