Am 19. Dezember 1897 wurde die Neusiedler Seebahn in Betrieb genommen
Eisenstadt (blms) - Vor 115 Jahren nahm die Neusiedler Seebahn den Betrieb auf. Heute, Samstag, wurde
dieses Jubiläum mit einer Sonderfahrt von Neusiedl am See nach Pamhagen und zurück gefeiert. „Das Burgenland
ist seit vielen Jahren ein starker Partner der ÖBB, der Raaberbahn und der Neusiedler Seebahn. Es ist wichtig,
dass es so bleibt. Der Ausbau des öffentlichen Verkehrs hat für uns einen sehr hohen Stellenwert. Gerade
in Zeiten anhaltend hoher Erdöl- und Spritpreise gewinnt der öffentliche Verkehr immer mehr an Stellenwert.
Es ist ein Gebot der Stunde, dass das öffentliche Verkehrsangebot weiter attraktiviert wird. Und wir im Burgenland
reden nicht nur – wir handeln, wir setzen um“, bekräftigt Landeshauptmann Hans Niessl bei einer gemeinsamen
Pressekonferenz mit dem Generaldirektor-Stv. der Raaberbahn, Dr. Csaba Szekeley, und dem Geschäftsführer
der Neusiedler Seebahn, Prof. Mag. Dr. Gerhard H. Gürtlich am Bahnhof Mönchhof.
Das Land nehme 15 Millionen Euro im Jahr in die Hand damit der öffentliche Verkehr rascher ausgebaut werden
kann, so Niessl: „Dazu zählt nicht nur die Bahn, sondern auch der Bus oder Park&Ride-Anlagen. Aber wir
unterstützen auch direkt die Pendler. Das Land zahlt jährlich 5 Millionen Euro für Verbundtarife.
Das heißt: ohne diese Unterstützung wären Karten für die Pendler um das Doppelte teurer.“
Auch für Gäste werde das Angebot im Öffentlichen Verkehr immer wichtiger: „Wir leben hier im Weltkulturerbe
Neusiedler See, einem sensiblen Gebiet. Unsere Gäste sollen alle Angebot mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln
nutzen können.“
Auch die die Neusiedler Seebahn wurde in den letzten Jahren stark attraktiviert, so Niessl: „Dazu haben wir ein
Investitionspaket von 14 Millionen Euro geschnürt. Wir investieren, um der Bevölkerung und unseren Gästen
ein gutes Angebot zu machen.“ Heute werden an die 3.000 Fahrgäste pro Tag über diese Strecke transportiert.
„Werkstags werden von der Raaberbahn 30 Reisezüge abgewickelt, am Wochenende sind es noch immer 14“, sagt
Dr. Csaba Szekeley, Generaldirektor-Stv. der Raaberbahn.
Wechselvolle Geschichte
Die Neusiedler Seebahn verläuft von Neusiedl am See über Frauenkirchen und Pamhagen über
die ungarische Grenze nach Fertõszentmiklós, Eröffnung der Strecke war am 19. Dezember 1897.
Der Bauherr war die Raaberbahn AG – zudem bekam sie die Bewilligung zur Betriebsführung der Strecke. Für
die Betriebsführung sorgt die Raaberbahn bis heute.
Einen echten Aufschwung im Personenverkehr brachte die Einbeziehung der Strecke in den Verkehrsverbund Ost-Region
am 1. September 1988. Die Änderung der politischen Lage und Öffnung der Grenzen zu Ungarn bewirkte, dass
der öffentliche Personenverkehr über den Grenzübergang Pamhagen, der im Jahr 1955 eingestellt wurde,
am 27. Mai 1990 wieder aufgenommen wurde.
Im Personenverkehr sorgten und sorgen verschiedene Maßnahmen der betriebsführenden Gesellschaft, der
Raab-Oedenburg-Ebenfurter- Eisenbahn (kurz: Raaberbahn AG) dafür, dass die Zahl der Fahrgäste stetig
wächst. Die Einführung eines Stundentaktes, der Einsatz von Wendezügen und – seit dem Fahrplanwechsel
2006/07 – auch Talent-Garnituren sowie Direktverbindungen in Richtung Wien tragen zur Attraktivierung der Eisenbahn
im Seewinkel bei.
Modernisierungsschub
Im Jahr 2003 erwarben die Republik Österreich und das Land Burgenland Eigentum an der Neusiedler Seebahn.
Damals war die Republik Ungarn ebenfalls Aktionär, verkaufte aber ihre Anteile im Juni 2010 an das Land Burgenland.
Dieser Zeitpunkt bedeutete den Start eines umfassenden Modernisierungsprogrammes. Alle durchgeführten Maßnahmen
waren dazu bestimmt, die Verkehrssicherheit und die Qualität im Personenverkehr zu steigern sowie die Streckengeschwindigkeit
anzuheben.
So wurde
- die gesamte Strecke von Neusiedl am See über Pamhagen bis Fertõszentmiklós elektrifiziert.
Die Inbetriebnahme der elektrifizierten Strecke erfolgte am 24. April 2004.
- Weiters wurde der Abschnitt Frauenkirchen – St. Andrä am Zicksee für eine Streckengeschwindigkeit
von 120 km/h umgebaut,
- ein barrierefreier Mittelbahnsteig in St. Andrä am Zicksee und Mönchhof-Halbturn errichtet,
- der Abschnitt Pamhagen – Wallern (2005) und Gols – Mönchhof-Halbturn (2008) umgebaut,
- barrierefreie Randbahnsteige an den Bahnhöfen Bad Neusiedl am See (2006), Gols (2007) und Weiden am See
(2007) errichtet und
ein Fahrgastinformationssystem (2008) ausgebaut.
In der Förderperiode 2010-2014 – der Zeitraum des sog. 7. Mittelfristigen Investitionsprogrammes MIP – werden
weitere Infrastrukturmaßnahmen verwirklicht.
Diese Vorhaben umfassen unter anderem die Komplette Erneuerung des Oberbaues zwischen den Bahnhöfen Bad Neusiedl
am See und Gols sowie St. Andrä am Zicksee und Wallern inkl. Linienverbesserungen – durchgeführt im Jahr
2011 – sowie die Erneuerung der Bahnhöfe mit Errichtung barrierefreier Bahnsteige in Frauenkirchen, Wallern
und Pamhagen – diese Arbeiten laufen zurzeit. Außerdem geplant sind die Erneuerung und Ergänzung der
Sicherungstechnik auf dem gesamten österreichischen Streckenabschnitt, um mehr Möglichkeiten für
die Kreuzung von Zügen zu schaffen und weitere Geschwindigkeitserhöhungen zu erreichen, die Errichtung
eines Streckenkabels und die technische Sicherung von Eisenbahnkreuzungen.
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