Fachkräfteoffensive Tirol
Innsbruck (lk) - Das Land Tirol bündelt bereits seit Jahren seine Kräfte mit der Wirtschaftskammer,
der Industriellenvereinigung und der Arbeiterkammer, um eine gemeinsame Arbeitsmarktstrategie zu entwickeln und
umzusetzen – nun werden neue Impulse gesetzt. „Unserer guten gemeinsamen Zusammenarbeit ist es zu verdanken, dass
wir laut Eurostat mit 2,5 Prozent die niedrigste Arbeitslosenquote aller 271 EU-Regionen verzeichnen und noch keinen
flächendeckenden Fachkräftemangel haben“, sagte LH Günther Platter „Diesen Kurs wollen wir konsequent
fortsetzen.“
Die Offensive umfasst vor allem die Bereiche Tourismus, Pflege sowie Technik. Hier will das Land mit seinen Partnern
noch mehr in die Ausbildung investieren. Konkrete Schritte sind die Einführung einer Chemie HTL oder das „Bildungstelefon“,
eine Hotline für ArbeitnehmerInnen, um sich über Weiterbildungen, Förderungen oder Arbeitsmarktgesetze
zu informieren.
Den größten Beitrag zur Ausbildung von Fachkräften in Tirol leiste die Lehre, erklärte Wirtschaftslandesrätin
Patrizia Zoller-Frischauf. Viele Initiativen und Maßnahmen fänden deshalb im Bereich der dualen Ausbildung
statt. „Hier setzen wir etwa mit dem Ausbildungsmodell Lehre und Matura, dem Ausbildungsverbund Tirol oder der
überbetrieblichen Lehrausbildung Akzente.“ Ein wichtiges Instrument sei auch das Übergangsmanagementsystem
Schule/Beruf: JugendberaterInnen helfen dabei drop-out-gefährdeten Jugendlichen auf ihrem Weg zur Fachkraft.
Tiroler Unternehmen würden aber ergänzend zum Tiroler Arbeitsmarkt ihre Fühler nach Fachkräften
auch ins Ausland ausstrecken. „Hier will das Land der Wirtschaft zur Seite stehen. Die Standortagentur wird deshalb
ihr Angebot um das neue Service ‚Fachkräfte für Tirol’ erweitern,“ kündigte LRin Zoller-Frischauf
an. So soll die Standortagentur Tirol auf Karrieremessen und bei Hochschulpräsentationen in Österreich
und Deutschland vertreten und das Land als attraktiven Arbeitsplatz für technische Fachkräfte schmackhaft
machen.
„Einen Großteil seines Wohlstandes hat Tirol der Arbeit seiner Fachkräfte und der dualen Ausbildung
zu verdanken“, erklärte WK-Präsident Jürgen Bodenseer. Der Wohlstandsgarant „Lehre“ schwebe aber
in Gefahr. „Wenn wir die Lehre nicht schnellstens an das europäische Bildungssystem anpassen und die volle
Durchgängigkeit von der Lehre bis zur akademischen Ausbildung schaffen, ist die Lehre tot!“, stellte Bodenseer
fest. Lehre, Matura und Studium dürfen keine Gegensätze mehr sein. Nicht in den Köpfen der Jugendlichen
und auch nicht bei der Finanzierung der Ausbildung. „Es müssen dieselben Bedingungen gelten“, sagte Bodenseer,
„und deshalb erwarte ich zum Beispiel, dass die öffentliche Hand auch die Meisterprüfung entsprechend
fördert“. Unterstützung erwartet sich der WK-Präsident auch bei der Gründung von Berufsakademien
im WIFI Innsbruck. „Damit machen wir die Fachkräfteausbildung wesentlich attraktiver, weil wir die Durchgängigkeit
schaffen und etwa unsere Meister sich zu Akademikern weiterbilden können“.
„Wir können es uns nicht leisten, ein Fünftel unseres Potenzials zu verschwenden. Jetzt nicht und in
Zukunft noch weniger. Jedes Jahr schaffen es 1.500 Jugendliche nicht, einen Einstieg in den Arbeitsmarkt oder eine
Ausbildung abzuschließen. Die Qualifikation der Jungen muss deswegen entschlossen vorangetrieben werden,
aber keiner darf auf dem Weg zurückbleiben“, betonte AK-Präsident Erwin Zangerl: „Es ist gelungen, die
Basisqualifikation und den Hauptschulabschluss kostenlos zu machen, der logische nächste Schritt ist es, dies
auch für die Berufsreifeprüfung und den Lehrabschluss zu erreichen. Qualifizierung der Jungen, gerechte
Entlohnung, gute Arbeitsbedingungen und Initiativen zur altersgerechten Gestaltung der Arbeitswelt sind die Voraussetzungen,
um Tirol für die Zukunft fit zu machen.“
Die Tiroler Industrie habe sich in den vergangenen Jahren hervorragend entwickelt. Um weiterhin dieses hohe Niveau
halten zu können, benötigen Unternehmen vor allem gut ausgebildete MitabeiterInnen aus Technik und Naturwissenschaft.
„Die Industriellenvereinigung hat in diese Richtung deutliche Akzente gesetzt“, so IV-Präsident Reinhard Schretter.
Er lobte gleichzeitig vor allem die Technologieoffensive des Landes. |