Wien (rk) - In Wien sind Maßnahmen zur Frauenförderung bereits seit längerer Zeit ein wichtiges
Kriterium, wenn Betriebe ihre Chancen auf den Erhalt öffentlicher Aufträge erhöhen wollen. Ende
2011 wurde auf Initiative der SPÖ-Fraktion im Wiener Gemeinderat gemeinsam mit den Grünen ein Antrag
beschlossen, dass selbiges auch für die Lehrlings-und Berufsausbildungsmaßnahmen eingeführt werden
soll. Gemeinsam mit den betroffenen Dienststellen der Stadt wurde über den Sommer ein entsprechendes Pilotprojekt
ausgearbeitet. Dieses betrifft die Direktvergabe von Bauaufträgen und wurde von Bildungs- und Jugendstadtrat
Christian Oxonitsch, dem Wirtschaftssprecher und Finanzausschussvorsitzenden, SP-Gemeinderat Fritz Strobl, sowie
dem Lehrlingssprecher der SPÖ Wien, Gemeinderat Christoph Peschek, präsentiert.
Mit dem Projekt, das Anfang 2013 startet, sollen bei Direktvergaben von Bauaufträgen jene Unternehmen verstärkt
berücksichtigt werden, die Lehrlinge (oder Personen in einem gleichwertigen Ausbildungsverhältnis in
einem anderen Mitgliedstaat der EU bzw. Vertragsstaat des EWR) beschäftigen. Nachdem die duale Lehrausbildung
zwar für Österreich typisch ist, in anderen EU-Ländern jedoch nicht, wird das Projekt auch nicht
für grenzüberschreitende Ausschreibungen gelten. Dennoch werden von dieser Maßnahme zigtausende
Aufträge erfasst sein.
Für Stadtrat Oxonitsch stellt diese Neuerung im Interesse der Jugend ein starkes Signal an die Privatwirtschaft
dar. "Lehrlinge auszubilden, zahlt sich aus. Das wollen wir den Betrieben in Wien vergegenwärtigen. Immerhin
ist Bildung der Schlüssel für junge Menschen und ermöglicht ihnen ein selbstbestimmtes Leben zu
führen."
Mehr Lehrstellen für junge Menschen
Für den Lehrlingssprecher der SPÖ Wien, Gemeinderat Christoph Peschek ist das ein enorm wichtiger
Schritt: "Bei der Auftragsvergabe auch soziale Aspekte zu berücksichtigen, räumt uns europaweit
wieder eine Vorreiterrolle ein. Damit können wir auch die Privatwirtschaft endlich stärker in die Pflicht
nehmen und noch mehr jungen Menschen eine Lehrstelle verschaffen. Die Wiener Stadtregierung unterstreicht damit
erneut ihre Vorbildwirkung und zeigt, wie wichtig ihr das Thema Lehrlinge ist." Bereits jetzt sorge Wien mit
der Ausbildungsgarantie für die Ausbildung von rund 4.000 Jugendlichen. Zudem werden rund 700 Lehrlinge in
der Stadt selbst und ca. 500 in Tochterunternehmen wie den Wiener Stadtwerken oder der Wien-Holding ausgebildet.
Betriebe profitieren
Der Vorsitzende des Finanz- und Wirtschaftsausschusses, SP-Gemeinderat Fritz Strobl betont, dass die Regelung
flexibel sein wird, sodass auch kleinere und kleinste Unternehmen berücksichtigt werden, die derzeit noch
keine Lehrlinge ausbilden können. "Zudem gilt es, hoch spezialisierte Nischenanbieter durch das Projekt
nicht zu benachteiligen", so Strobl. Erfreut zeigt er sich, dass sowohl die Interessen der Betriebe, als auch
die Notwendigkeit einer hochqualitativen Lehr- und Berufsausbildung kombiniert werden konnten: "Immerhin profitieren
die Betriebe auch selbst davon, wenn sie über gut ausgebildetes Personal verfügen."
Um einen optimalen Übergang zur neuen Regelung zu gewährleisten, werden nun im anstehenden Herbst eigene
Workshops in der Verwaltungsakademie durchgeführt, um die betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf
die neuen Rahmenbedingungen vorzubereiten. |