Bozen (lpa) - Zwei Themen haben das Treffen am 28.09. von Landesrätin Sabina Kasslatter Mur mit dem
österreichischen Unterrichtsminister Karlheinz Töchterle beherrscht: So ging es zum einen um die Anerkennung
von Diplomen der Fachhochschulen, zum anderen um die geplante Neuordnung der Lehrerausbildung in Österreich
und Italien.
Am Rande des Innovation Festival in Bozen, bei dem Töchterle morgen eine gemeinsame Veranstaltung mit seinem
italienischen Amtskollegen Francesco Profumo bestreiten wird, ist der österreichische Unterrichtsminister
am Abend im Kloster Muri Gries mit Landesrätin Kasslatter Mur zusammengetroffen. Das Treffen war kein reiner
Höflichkeitsakt, sondern durchaus von konkreten Themen beherrscht. So ging es in erster Linie um die Anerkennung
von Fachhochschul-Diplomen, gegen die sich Italien derzeit noch sträubt. "Das Thema ist bereits des Öfteren
in der zuständigen Verhandlungsdelegation angesprochen worden, man ist bis dato aber immer auf Widerstand
gestoßen", so die Landesrätin, der die Anerkennung auch deshalb wichtig ist, weil gerade die Fachhochschulen
immer wieder als Modell zur Verbesserung des Wissenstransfers zwischen Bildungssystem und Unternehmen genannt werden.
Kasslatter Mur hat das Problem der fehlenden Anerkennung Minister Töchterle geschildert, obwohl dieses nicht
in dessen unmittelbaren Einflussbereich fällt. "Wir hoffen allerdings, dass wir Unterstützung vom
Minister bekommen, der etwa seinen italienischen Kollegen auf das Thema aufmerksam machen könnte, damit dieser
es auch an die Mitglieder der Verhandlungsdelegation weitergibt", so die Landesrätin.
Zweites Thema war die Reform der Lehrerausbildung, die derzeit in Österreich diskutiert wird und in Südtirol
für einiges Kopfzerbrechen sorgt. "In Italien ist die Lehrerausbildung derzeit als 3+2+1-Modell geregelt,
sprich: auf ein dreijähriges Bachelor-Studium folgt ein zweijähriger Master und danach ein einjähriges
Praktikum", erklärt Kasslatter Mur. Dieses Modell sei mit dem derzeit in Österreich angewandten
kompatibel, österreichische Lehramtsstudiendiplome daher in Italien anerkannt. "Nun hat Österreich
ein 4+1-Modell im Auge, bei dem auf ein vierjähriges Bachelorstudium eine einjährige so genannte Induktionsphase
folgen sollte", so die Landesrätin.
Aufgrund des verkürzten Bildungsweges bestehe allerdings die Gefahr, dass die österreichischen Studientitel
nach einer solchen Reform in Italien nicht mehr anerkannt würden. "Was es braucht, sind daher gründliche
Absprachen, um die ich den Minister heute ersucht habe", so Kasslatter Mur, die ein klares Ziel vor Augen
hat: "Lehrpersonen der Mittel-, Berufs- und Oberschulen sollen jedenfalls auch künftig ihre Berufsausbildung
an österreichischen Unis absolvieren können", so die Landesrätin, die Minister Töchterle
auch dafür gedankt hat, dass Österreich nach wie vor einen großen Beitrag dazu leiste, dass den
Südtirolern Ausbildung und Studium in ihrer Muttersprache garantiert werden könne, etwa indem Südtiroler
ins Österreicher-Kontingent aufgenommen würden, wenn Studienplätze begrenzt seien. |