Parlamentarischer Hauptausschuss beschließt Datum und Fragestellung
Wien (pk) - Der Hauptausschuss des Nationalrats stellte am 01.10. die Weichen für die Abhaltung
der Volksbefragung über die Zukunft der allgemeinen Wehrpflicht. Als Datum beschlossen die Abgeordneten mit
den Stimmen der Regierungsparteien, der FPÖ und des BZÖ den 20. Jänner 2013 und folgten damit einem
Vorschlag der Bundesregierung. Festgelegt wurde auch die Textierung. Konkret lautet die Frage nun: "Sind Sie
für die Einführung eines Berufsheeres und eines bezahlten freiwilligen Sozialjahres oder sind Sie für
die Beibehaltung der allgemeinen Wehrpflicht und des Zivildienstes ?" Anträge von Grünen und FPÖ
auf Änderung des Fragetextes und Ausweitung der Volksbefragung auf Themen wie Minderheitenrecht bei U-Ausschüssen
oder ESM wurden abgelehnt.
In der Debatte gingen die Meinungen von Regierungsparteien und Opposition vor allem hinsichtlich der Frageformel
weit auseinander. Sowohl Abgeordneter Stefan Prähauser (S) als auch Abgeordneter Oswald Klikovits (V) sprachen
von einem Kompromiss zwischen den Koalitionsparteien. Für den Wehrsprecher der SPÖ war dabei entscheidend,
dass die Spitzen der Regierungsparteien versichert hatten, den Ausgang der Volksbefragung zu akzeptieren. Klikovits
wiederum schränkte zwar ein, die ÖVP sei für eine Weiterentwicklung auf Basis der allgemeinen Wehrpflicht
und hätte sich eine andere Fragestellung gewünscht, meinte aber, der vorliegende Wortlaut lasse es der
Bevölkerung in den nächsten Monaten offen, über die zukünftige Gestaltung der Sicherheitspolitik
zu diskutieren.
Abgeordneter Peter Fichtenbauer (F), der die Abhaltung der Volksbefragung grundsätzlich unterstützte,
stellte fest, die ÖVP habe sich von der SPÖ "über den Tisch ziehen lassen", die Fragestellung
ziele auf "Einlullung" der Bevölkerung hin. In einem Abänderungsantrag verlangte er eine Änderung
der Frageformel auf den Wortlaut: "Sind Sie für die Abschaffung der Wehrpflicht und des Wehrersatzdienstes
(Zivildienst)?" Weiters traten die Freiheitlichen in dem Antrag dafür ein, die Volksbefragung auch auf
die Themen Europäischer Stabilitätsmechanismus, Stärkung der direkten Demokratie durch verpflichtende
Volksabstimmungen bei Vorliegen von 200.000 Unterstützungserklärungen, leistungsorientiertes und differenziertes
Schulsystem sowie Universitätszugang ohne Zugangsbeschränkungen auszudehnen.
Abgeordneter Peter Pilz (G) kritisierte ebenso wie die Abgeordneten Tanja Windbüchler-Souschill und Wolfgang
Zinggl (beide G), die Fragestellung werde von Taktik dominiert und sei bloß ein großkoalitionärer
Ausweg aus einer sicherheitspolitischen Sackgasse, in die sich die beiden Regierungsparteien selbst manövriert
haben. Die Diskussion werde jedenfalls an der Sache vorbei geführt, stand für Pilz fest, der im Übrigen
dafür eintrat, die für die Profimiliz vorgesehenen Mittel besser in den Aufbau von zivilen Strukturen
für den Katastrophenschutz zu investieren. Auch die Grünen forderten in einem Abänderungsantrag
eine Abänderung und Erweiterung der Frage. Ihren Vorstellungen zufolge sollte die Formel auf den Wortlaut:
"Sind Sie für die Abschaffung der allgemeinen Wehrpflicht?" reduziert werden. Darüber hinaus
plädierte Pilz in seiner Initiative dafür, bei der Volksbefragung auch das Thema Untersuchungsausschuss
anzusprechen und die Meinung der Bevölkerung hinsichtlich der Schaffung eines Minderheitsrechts auf Einsetzung
von U-Ausschüssen einzuholen.
Abgeordneter Gerhard Huber (B) befürwortete die Abhaltung der Volksbefragung, meldete aber ebenfalls schwere
Bedenken gegen den Inhalt der Formel an. Er vermisste vor allem Antworten auf die Frage, wie man in Zukunft mit
ausreichenden Einsatzkräften auf Katastrophenfälle reagieren werde. Ein Berufsheer jedenfalls könne
einen Katastrophenschutz wie beim Hochwasser 2002 nicht garantieren, warnte er.
Verteidigungsminister Norbert Darabos erwiderte auf die Kritik aus den Reihen der Opposition, die Fragestellung
sei ausgewogen und der Bevölkerung zumutbar. Es gehe nicht um die Abschaffung des Bundesheers, sondern um
unterschiedliche Systeme der Landesverteidigung, die Neutralität habe damit nichts zu tun, versicherte er.
Darabos bekannte sich im Übrigen zu einer Profimiliz und betonte, ein sicherheitspolitisches Vakuum werde
es jedenfalls nicht geben.
Bei der Abstimmung wurde der Antrag der Bundesregierung mit S-V-F-B-Mehrheit angenommen. Die Abänderungsanträge
von FPÖ und Grünen blieben in der Minderheit.
Konsens über Ausbildungspläne für Auslandseinsätze
Einstimmig nahm der Hauptausschuss schließlich insgesamt drei Berichte zur Kenntnis, in denen Verteidigungsminister
Darabos über die Durchführung und Aktualisierung des Übungs- und Ausbildungsplanes aufgrund des
Bundesverfassungsgesetzes über Kooperation und Solidarität bei der Entsendung von Einheiten und Einzelpersonen
in das Ausland informierte. |