"Rückkehr des Künstlerpaars war für Wien ein Geschenk"
Wien (rk) - Hermann Leopoldi zählt zu den bekanntesten Komponisten und Kabarettisten Österreichs.
In Wien-Penzing erinnert nunmehr eine vom Verein der Freunde der Wienbibliothek initiierte und von der Kulturabteilung
der Stadt Wien unterstützte Gedenktafel an den bis heute unvergessenen Künstler und seine Lebenspartnerin
Helly Möslein. Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny, der am 01.10. gemeinsam mit dem Sohn des Künstlerpaares
Ronald Leopoldi die Tafel in der Diesterweggasse 8 in Wien 14 enthüllte, erklärte: "Hermann Leopoldi
ist unter abenteuerlichen Umständen die Rettung vor nationalsozialistischer Verfolgung geglückt. Seine
Rückkehr nach 1945 gemeinsam mit seiner Partnerin Helly Möslein war für Wien und Österreich
ein Geschenk." Die Gedenktafel markiert den Ort, der im Dasein des Künstlerpaares zum langjährigen
und letzten Mittelpunkt wurde. An die einzelnen Stationen eines an dramatischen und erfreulichen Wendungen reichen
Lebensweges erinnert die noch bis zum 4. Oktober 2012 laufende Ausstellung "Die drei Wien des Hermann Leopoldi"
in der Wienbibliothek im Rathaus.
"Gerade Hermann Leopoldi und Helly Möslein haben es verdient, nicht in Vergessenheit zu geraten und so
war es unserem Verein eine wirkliche Freude, im Rahmen der Ausstellung der Wienbibliothek die Errichtung der Gedenktafel
zu organisieren", sagte Ferdinand Lacina, Präsident des Vereins der Freunde der Wienbibliothek. Und Sylvia
Mattl-Wurm, Direktorin der Wienbibliothek im Rathaus, bedankte sich beim "jungen Freundesverein" für
die tolle Initiative: "Schon die Ausstellung über Hermann Leopoldi erfährt beim Publikum einen unglaublich
positiven Zuspruch. Mit mit der Gedenktafel am Wohnhaus des Künstlerehepaares wurde jedoch eine bleibende
Erinnerung geschaffen." Der Sohn des Künstlerehepaares Ronald Leopoldi ist in der Diesterweggasse 8 aufgewachsen:
"Es war meine Mutter, die meinem Vater geholfen hat wieder in Wien sesshaft werden zu können", erzählte
er. "Sie konnte meinen Vater überzeugen, diese Wohnung zu beziehen, statt nur im Hotel zu wohnen, um
jederzeit sofort die Flucht antreten zu können, sollten sich die politischen Geschehnisse wiederholen",
so Leopoldi.
Hermann Leopoldi
Der in Wien geborene Hermann Leopoldi (1888-1959) ist durch hunderte Chansons und Schlager bekannt, darunter
etwa "In einem kleinen Café in Hernals", "Die Novaks aus Prag" oder "Schön
ist so ein Ringelspiel". Bereits 1937 verlieh die Republik Österreich dem beliebten Künstler das
Silberne Verdienstzeichen. Der Anschluss an das nationalsozialistische Deutschland markierte dann die dramatische
Wende im Leben von Hermann Leopoldi. Der als Hersch Kohn geborene Jude wurde zunächst im KZ Dachau, später
im KZ Buchenwald inhaftiert, wo er gemeinsam mit Fritz Löhner-Beda den bekannten "Buchenwald-Marsch"
komponierte. Wie durch ein Wunder gelang Leopoldi kurz darauf mit Hilfe einer Bürgschaftserklärung die
Emigration in die USA. In New York lernte er seine ebenfalls in Wien geborene Bühnen- und künftige Lebenspartnerin
Helly Möslein (1914-1998) kennen. Gemeinsam konnten beide in den USA an die Erfolge Leopoldis aus der Zeit
vor 1938 anknüpfen. 1947 kehrte das Künstlerpaar aus der Emigration nach Österreich zurück
und ließ sich 1949 in der Diesterweggasse 8 im 14. Wiener Gemeindebezirk nieder. 1959 starb Hermann Leopoldi
und wurde in einem Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof beigesetzt. Hier wurde 1998 auch seine langjährige
Lebenspartnerin Helly Möslein beerdigt. |