Bozen/Budapest (lpa) - Mit einem Vortrag zur Südtirol-Autonomie an der Andràssy-Universität
von Budapest hat Landeshauptmann Luis Durnwalder am Abend des 26.09. einen zweitägigen Ungarn-Besuch begonnen.
Am Vormittag des 27.09. stand dagegen die Vorstellung des neuen Leitbildes der ungarndeutschen Kindergärten
auf dem Programm, das auch mit Südtiroler Hilfe entwickelt worden ist.
40 Jahre nach Inkrafttreten des Zweiten Autonomiestatuts und 20 Jahre nach Abgabe der Streitbeilegung gilt die
Südtirol-Autonomie mehr denn je als Modell zur Beilegung ethnischer Konflikte, zur Verwaltung von Minderheitengebieten
und einem effizienten Minderheitenschutz. Das sieht auch die Andràssy-Universität in Budapest nicht
anders, die Landeshauptmann Durnwalder anlässlich der heurigen Autonomie-Jubiläen nach Ungarn eingeladen
hat, um vor Rektor András Masát, dessen Professoren, Dozenten und Studenten, aber auch Vertretern
der österreichischen (Botschafter Michael Zimmermann) und italienischen Botschaften sowie des ungarischen
Außenministeriums das Südtiroler Modell vorzustellen.
Durnwalder unterstrich in seinem Vortrag die Bedeutung des Minderheitenschutzes im vereinten Europa, dessen Basis
die Anerkennung der Vielfalt sei. "Europa muss sich als Heimat aller verstehen und alle müssen sich hier
zuhause fühlen", so der Landeshauptmann. Nach einem Abstecher in die Zeitgeschichte Südtirols erläuterte
Durnwalder die Säulen der Autonomie: eine klare Kompetenzenaufteilung zwischen Staat und Land, mit letzterem,
das die für die Südtiroler Gesellschaft zentralen Bereiche verwaltet, eine sichere Finanzierung, die
Zwei- bzw. Dreisprachigkeit sowie die gleichberechtigte Beteiligung aller Sprachgruppen am politischen und gesellschaftlichen
Leben. "Diese Ecksteine haben dazu beigetragen, dass aus einem armen, zerrissenen ein Musterland geworden
ist und sie tragen auch heute noch das Haus Südtirol, in dem sich alle drei Sprachgruppen wohl fühlen",
so der Landeshauptmann.
Der zweite Termin seiner Ungarnreise führte Durnwalder heute nach Leinwar bei Budapest. Dort wurde der Abschluss
der Arbeiten am Leitbild der ungarndeutschen Kindergärten gefeiert, zu dem das Ungarndeutsche Pädagogische
Institut (UDPI) den Landeshauptmann eingeladen hatte. Die Einladung kommt dabei nicht von ungefähr: Auch auf
Vermittlung der Landesregierung war das Expertenteam, das das Leitbild erarbeitet hat, eineinhalb Jahre lang von
den Südtirolerinnen Marianne Bauer (Direktorin des Kindergartensprengels Schlanders) und Marlene Preims geleitet
und beraten worden. "So ist es uns gelungen, die langjährigen, in Südtirol erworbenen Erfahrungen
zur Förderung und Erhaltung der deutschen Sprache und Kultur in unser Konzept einzubauen", heißt
es aus dem UDPI.
Durnwalder seinerseits lobte heute das Engagement des UDPI, mit dem dieses der deutschen Minderheit in Ungarn geeignete
Bildungsmöglichkeiten zur Verfügung stellt. "Gerade für eine Minderheit sind Investitionen
in die Bildung Investitionen in die Zukunft", so der Landeshauptmann, der auf die mittlerweile bereits 15
Jahre währende Kooperation von Land und Region mit den Ungarndeutschen verwiesen hat. "In diesem Rahmen
hat es immer wieder einen Austausch von Kindergarten- und Lehrpersonal gegeben, der sich überaus bewährt
hat", so Durnwalder. |