Pflege- und Hospiz-Finanzierung  

erstellt am
27. 09. 12

 Hundstorfer will Thema Hospizbetreuung in Verhandlungen um Pflegefonds integrieren
Bringt Stabilität bei Finanzen, einheitliche Personalstrukturen und österreichweit gleiche Qualitätsstandards
Wien (sk) - Das Ziel von Sozialminister Rudolf Hundstorfer ist es, die Thematik der Hospizbetreuung im geriatrischen Bereich in die Verhandlungen um die Zukunft der Pflege und des Pflegefonds zu integrieren. Das betonte der Bundesminister am 27.09. im Rahmen einer Pressekonferenz anlässlich des "Internationalen Hospiz- und Palliative Care Tages 2012" am 13. Oktober. Für Hundstorfer steht fest: "Wenn es darum geht die Pflege und die Finanzierung der Pflege auf teilweise neue Beine zu stellen, dann sollten wir uns auch die Chance geben, das Thema Hospiz zu integrieren". Klar sei, so der Minister, dass dies nicht leicht werde und wohl zahlreiche Diskussionen und Verhandlungen notwendig seien. Aber klare Regeln würden stabile Finanzen, einheitliche Personalstrukturen und österreichweit gleiche Qualitätsstandards bringen.

Das Thema Hospizbetreuung sei ein Thema, das alle Menschen betreffe und die demographische Entwicklung bringe es mit sich, dass dieser Thematik noch größere Aufmerksamkeit gewidmet werden müsse. Da aufgrund veränderter Familienstrukturen auch immer weniger Menschen von ihren Angehörigen zu Hause gepflegt werden, müsse man "verstärkt Strukturen aufbauen um pflegebedürftigen Menschen die notwendige Hilfe zukommen lassen zu können". Damit die Zukunft der Hospizbetreuung abgesichert werde, möchte Hundstorfer daher, dass die Hospizbetreuung Teil des Konzeptes zur Absicherung von Österreichs Pflegesystem wird. Derzeit laufen noch die Verhandlungen - bis Ende des Jahres werde dann ein fertiges Paket zur Zukunft der Pflege in Österreich vorgelegt.

 

FPÖ begrüßt Vorschlag, Hospizbetreuung in Pflegekonzept zu integrieren
Hofer: Finanzierung der Pflege muss nun nachhaltige finanzielle Basis erhalten
Wien (fpd) - FPÖ-Behindertensprecher NAbg. Norbert Hofer begrüßt den Vorschlag von Sozialminister Hundstorfer, die Hospizbetreuung in ein Gesamtpflegekonzept zu integrieren. Hofer verweist darauf, dass nun über die kurzfristige Lösung eines Pflegefonds hinaus die Finanzierung der Pflege auf eine nachhaltige finanzielle Basis gestellt werden müsse.

1,2 Prozent des BIP reserviert Österreich für die Langzeitpflege. Andere Länder investieren hier deutlich mehr, Dänemark beispielsweise 2,2%. Im Gesundheitsbereich investiert Dänemark 9 Prozent des BIP, Österreich hingegen 10 Prozent. Die Gesamtausgaben sind also durchaus vergleichbar, die Schwerpunktsetzung im Ausland jedoch oftmals vernünftiger.

Hofer: "Die Einrichtung eines Fonds stellt für sich keine Lösung der Problematik dar. Denn der Fonds muss letztendlich auch gespeist werden und eine weitere Erhöhung von Steuern oder Abgaben zur Finanzierung ist ein Irrweg. Österreich ist ein Hochsteuerland und darf den Bogen nicht überspannen. Wir müssen daher durch die Umsetzung einer Gesundheitsreform Mittel für die Finanzierung der Langzeitpflege frei bekommen. Wir haben zu viele Akutbetten, zu wenig Pflegeplätze und zu wenig Geld zur Finanzierung der Pflege zu Hause."

Das Pflegegeld hat mittlerweile infaltionsbedingt ein Viertel des Wertes verloren und der Zugang zu den ersten Pflegegeldstufen wurde empfindlich erschwert. Wir können, so die FPÖ, vor der demographischen Entwicklung nicht die Augen verschließen.

Hofer: "Gesundheit und Pflege sind daher aus einer Hand zu finanzieren, das Spitalsmanagement ist endlich bundesländerübergreifend zu koordinieren und die Finanzierung von extramuralem und intramuralem Bereich ist zu harmonisieren. Ich betone nochmals, dass die FPÖ die notwendigen Stimmen für eine Verfassungsmehrheit zugunsten einer vernünftigen Gesundheitsreform aber auch zugunsten einer Bundesstaats- und Verwaltungsreform zur Verfügung stellen würde. Bisher scheiterte die Umsetzung vor allem am Widerstand einiger Landeshauptleute, die in den Bundesvorständen von SPÖ und ÖVP über großen Einfluss verfügen und ihre Spielwiesen der Gesundheitspolitik in den Ländern nicht aufgeben wollen."

 

 Grünewald: Lob für Sozialminister Hundstorfer zur Hospizfinanzierung
Grüne unterstützen Finanzierungsvorschlag
Wien (grüne) - "Dass Minister Hundstorfer das jahrelange unwürdige Hin- und Herschieben der Finanzierung des Hospizwesens zwischen Bund und Ländern, Gesundheits- und Sozialministerium mit einem neuen Vorschlag unterbricht, kann nicht genügend gewürdigt werden", äußert sich Kurt Grünewald, Gesundheitssprecher der Grünen. "Jahrelang musste im Parlament um einen gemeinsamen Antrag, Hospizeinrichtungen und Palliativmedizin ausreichend, nachhaltig und qualitätsgesichert zu finanzieren, gerungen werden. Eine Bund- Länder Arbeitsgruppe eruierte Ist-Zustand und den Bedarf, blieb in den Vorschlägen der Finanzierung und Umsetzung aber vage und zurückhaltend. Alles, was diese Pattsituation durchbricht, ist zu begrüßen", freut sich Grünewald.

"Da Hospizeinrichtungen wie Palliativmedizin ja umfassende und interdisziplinäre Hilfe für unheilbar Kranke anbieten, sollten sich Gesundheitsministerium, Kassen und Länder jedoch nicht aus der Verantwortung stehlen und daher auch ausreichende Mittel in den von Hundstorfer beabsichtigten Fonds einzahlen", fordert Grünewald. Im Gegenzug könnte die Krankenversicherung von kassenfremden, aber teuren Leistungen entbunden werden, was auch eine notwendige Struktur- und Verwaltungsvereinfachung auslösen würde. "Ich appelliere daher dringlich zu einer partnerschaftlichen Kooperation der betroffenen Ministerien und der Länder. Eine zwei Klassen Medizin im Gesundheitswesen ist schon ärgerlich genug, sodass man zwei Klassen in der Sterbebegleitung einfach nicht mehr hinnehmen kann. Eine Einigung über alle Parteigrenzen hinweg ist daher dringlich und in absehbarer Zeit einzufordern. Die Unterstützung der Grünen ist Minister Hundstorfer gewiss," schließt Grünewald.

 

Hundstorfer und Klasnic gemeinsam für Hospiz und Palliative Care im Pflegeheim
Wien (dvhö) - Wie möchten Sie mit 80 Jahren leben? Wie unterstützt und betreut werden? Was wird dann wichtig sein? Lebensfreude, Schmerzfreiheit, Selbstbestimmung, professionelle und einfühlsame Pflege und Betreuung, Einbeziehen Ihrer An- und Zugehörigen? All das umfasst Hospiz und Palliative Care.

In der Presskonferenz anlässlich des Internationalen Hospiz und Palliative Care Tags stellte Waltraud Klasnic, Präsidentin des Dachverbandes Hospiz Österreich, fest: "Mit Blick auf unsere Zukunft müssen wir als Gesellschaft schon jetzt die Weichen stellen, damit Lebensqualität auch 2050 noch möglich ist." Bundesminister Rudolf Hundstorfer: "Derzeit werden 80 Prozent der pflegebedürftigen Menschen zu Hause gepflegt. Aufgrund der demographischen Entwicklung wird diese Zahl wohl nicht haltbar bleiben. Wir werden daher die Hospizangebote - ob stationär oder mobil - immer stärker benötigen. Mir ist das Thema Hospiz ein persönliches Anliegen, daher ist es mir auch sehr wichtig diesen Bereich zu unterstützen."

Das innovative Projekt "Hospizkultur und Palliative Care in Alten- und Pflegeheimen (HPCPH)" des Dachverbandes Hospiz Österreich ist eine Antwort auf veränderte Bedürfnisse der Menschen, die in Alten- und Pflegeheimen wohnen oder arbeiten. Karl Bitschnau, Leiter von Hospiz Vorarlberg und Vizepräsident des Dachverbandes Hospiz Österreich, ist ein Pionier in diesem Feld: "Menschen kommen in einem wesentlich schlechteren Zustand als früher in die Heime, ab Pflegestufe 3 oder höher. Ihre Lebensspanne im Heim ist deutlich kürzer geworden. Die Anforderungen an das Personal sind enorm gestiegen und Sterben ist oft immer noch ein Tabuthema. Wir wurden in Vorarlberg vom Land beauftragt und haben 2006 begonnen, Hospizkultur und Palliative Care in Alten- und Pflegeheimen umzusetzen. Das bedeutet die ganzheitliche, multiprofessionelle Versorgung und Betreuung von BewohnerInnen in ihrem gesamten letzten Lebensabschnitt, nicht nur in den letzten Tagen."

Bis jetzt haben 41 Modellheime in verschiedenen Bundesländern den Organisationsentwicklungs- prozess und die Schulung von bis zu 80% aller Mitarbeiterinnen in Palliativer Geriatrie durchgeführt. Jetzt, im September, beginnen in Wien KAV, Caritas und CaSa mit insgesamt 5 Heimen.

Das Ziel ist, gut leben können bis zuletzt und auch sterben dürfen. Eine gelebte Hospiz-und Palliativkultur bedeutet für die Betreuenden Entlastung durch mehr Sicherheit und Kompetenz, die Kultur des Miteinanders wird gestärkt. An- und Zugehörige werden in die Betreuung einbezogen. BewohnerInnen erhalten eine bessere Schmerztherapie, werden individueller betreut, unnötige Behandlungen und Krankenhaustransporte werden vermieden. So kann das Heim das Zuhause bis zuletzt bleiben.

Waltraud Klasnic: "Das Projekt ist innovativ, da es Strukturveränderung und Schulung der MitarbeiterInnen verbindet. Das bewirkt, dass das gesamte Heim Hospizkultur erleben kann."

Nachhaltig kann Hospizkultur und Palliative Care nur gelebt werden, wenn langfristig die Finanzierung und auch entsprechende Rahmenbedingungen wie qualifiziertes und entsprechend ausgebildetes Personal und ein ausreichender Pflegeschlüssel gesichert sind. Hier ist die Politik gefordert. Wir brauchen dieses Wissen und diese Herzensbildung auch für den ambulanten Bereich. Viel ist geschehen, viel geschieht, viel ist noch zu tun.
     

Wir übernehmen hier Stellungnahmen aller im Parlament vertretenen Parteien –
sofern (bis zum frühen Nachmittag) vorhanden! Die Reihenfolge der Beiträge richtet
sich in der Regel nach deren Mandatsstärke im Parlament bzw. nach der Hierarchie der
Personen. Die Redaktion

Die Verantwortung der Inhalte liegt bei den Aussendern. Die Redaktion.

 
zurück